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Ursberg: Digitalminister Mehring im DRW: "Kompliziert denken und einfach sprechen"

Ursberg

Digitalminister Mehring im DRW: "Kompliziert denken und einfach sprechen"

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    Digitalminister Mehring wird von den Barrierebrechern in Ursberg interviewt. Die Gruppe junger Menschen mit Handicap ist in den sozialen Medien bekannt.
    Digitalminister Mehring wird von den Barrierebrechern in Ursberg interviewt. Die Gruppe junger Menschen mit Handicap ist in den sozialen Medien bekannt. Foto: Bayram Er/DRW

    Nach der Kritik an der ARD, weil sie ihre Hauptnachrichtensendung Tagesschau seit Juni auch in Einfacher Sprache präsentiert, hat sich der bayerische Digitalminister Fabian Mehring (Freie Wähler) positiv zur Initiative des Senders geäußert: „Politik ist für die Menschen da. Das Ziel muss es ein, dass wir alle Menschen in Richtung Zukunft mitnehmen“. Vergangenen Freitag traf Mehring die „Barrierebrechern“, einer Gruppe von Menschen mit Handicap aus dem Dominikus-Ringeisen-Werk (DRW), die erfolgreiche Instagram- und TikTok-Kanäle betreibt. Alleine bei Instagram folgen den Barrierebrechern bereits über 48.000 Interessierte.

    Die Hauptnachrichtensendung der ARD wird seit 13. Juni täglich um 19 Uhr in Einfacher Sprache im Sender tagesschau24 ausgestrahlt. Bereits um 18 Uhr steht sie auf der Internetseite tagesschau.de/einfache-sprache sowie in der tagesschau-App zur Verfügung. An diesem Angebot hatte es in Sozialen Medien teils heftige Kritik gegeben. Die Kritikerinnen und Kritiker behaupten, dass die Einfache Sprache zu einer Verdummung der Zuschauer führt. Einfache Sprache ist eine vereinfachte Version der deutschen Standardsprache.

    Digitalminister Mehring ist es ein Anliegen, Politik verständlich zu machen

    Mehring sieht in dieser Kommunikationsform eine Chance: „Wir müssen dafür sorgen, dass möglichst alle Menschen komplexe Entscheidungen gut verstehen. Die Menschen für Politik zu gewinnen, klappt nur dann, wenn wir für jedermann gut verständlich erklären, was wir warum machen. Politische Berichterstattung und wir Politiker sollten deshalb kompliziert denken und einfach sprechen, nicht andersherum“, sagte Mehring. 

    Die ARD erklärt auf ihrer Internetseite, dass rund 17 Millionen Erwachsene Deutsche Problemen damit hätten, komplexe Texte zu verstehen. Um auch diesen Menschen Gelegenheit zu geben, am gesellschaftlichen Diskurs teilzunehmen, sollten klassische Nachrichten nun verständlicher präsentiert werden. 

    Im Dominikus-Ringeisen-Werk wird neben Einfacher Sprache auch Leichte Sprache genutzt, um mit Menschen mit kognitiver Einschränkung zu kommunizieren. Leichte Sprache folgt in ihren Regeln und im Schriftbild bestimmten Voraussetzungen und soll dazu dienen, kommunikative Barrieren abzubauen. Zur DRW-Prüfgruppe Leichte Sprache gehören Menschen mit Behinderung, die sich als Experten in eigener Sache für eine leichter verstehbare Kommunikation zwischen Menschen einsetzen.

    Barrierebrechern aus Ursberg folgen auf Instagram über 48.000 Interessierte

    Wie digitale Kommunikation Teilhabe von Menschen mit Behinderung an der Gesellschaft fördert, zeigte der Besuch des Staatsministers bei der Franz von Sales-Schule in Ursberg. Sie ist ein Förderzentrum für mehrfachbehinderte Hörgeschädigte sowie Kinder mit Kommunikationsschwierigkeiten, zum Beispiel mit Autismus und kognitiven Einschränkungen. Neben der Sprache werden alle Möglichkeiten aus dem Bereich der unterstützten Kommunikation genutzt. So arbeiten Schülerinnen und Schüler beispielsweise mit verschiedenen digitalen Medien wie Tablets. Hierdurch erhalten sie bestmögliche Unterstützung hinsichtlich der individuellen Entwicklungsförderung, dem Kommunikationsaufbau, dem Hörtraining und der Artikulation. 

    An der Franz von Sales-Schule wird zudem eine selbsterstellte Gebärden-App eingesetzt, die es ermöglicht, eine Basiskommunikation mit den Schülern zu haben. Sie wird insbesondere von hörenden Angehörigen eingesetzt. Im Gespräch mit der Mutter eines Schülers konnte sich der Minister vom großen Nutzen dieser technischen Hilfsmittel überzeugen. Sie erzählte von der komplexen Lebenssituation und den innerfamiliären Kommunikationsanstrengungen, um sich mit dem hör- und geistig behinderten Kind überhaupt erst einmal grundlegend verständigen zu können. (AZ)

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