"Mir ist diese Entscheidung sehr schwer gefallen, aber es blieb am Ende keine andere Wahl", erklärt Thannhausens Bürgermeister Alois Held. Das Thannhauser Naturfreibad bleibt in diesem Jahr geschlossen. Im Gespräch mit unserer Redaktion erläutert Held, dass sich die rechtliche Situation für den Betrieb eines Bades wie Thannhausen verschärft habe. Der Sicherheitsanspruch sei inzwischen enorm hoch, dies könne Thannhausen nicht leisten. Unklar ist aktuell, wie es mit dem Naturfreibad in den kommenden Jahren weitergeht.
Es ist kein Freibad im klassischen Sinn wie in Krumbach oder Günzburg, aber auch kein Weiher. Das Thannhauser Naturfreibad liegt sozusagen irgendwo dazwischen. Ein natürliches Gewässer, aber drumherum eine Infrastruktur mit Sprungturm, Rutsche, Toiletten, Kiosk. Damit stand und steht die Stadt aber auch vor der Frage, wie viel Personal für das Betreiben einer solchen Anlage nötig ist und wie die Aufsicht geregelt sein muss, um die Sicherheit von Badegästen in einer maximalen Weise zu gewährleisten.
Im Gespräch mit unserer Redaktion betont Held wiederholt, dass der Sicherheitsanspruch von Badegästen in den letzten Jahren zunehmend größer geworden sei. Dies sei auch in der Rechtssprechung berücksichtigt worden. In einem Fall sei gar ein Bürgermeister in Haftung genommen worden. Für das Thannhauser Bad gebe es zu wenig Personal, um die gegenwärtige Rechtslage berücksichtigen zu können. So habe es keine andere Möglichkeit gegeben, als das Bad heuer nicht zu öffnen.
In Thannhausen war 2021/22 Baden auf "eigene Gefahr" möglich
In Thannhausen wird über diese Situation derzeit bisweilen intensiv diskutiert. Verschiedene Bürgerinnen und Bürger verweisen darauf, dass das Bad 2021/22 in einer Zeit geöffnet war, als die Schwimmmeister-Stelle unbesetzt war. Baden war seinerzeit auf eigene Gefahr möglich, das Gewässer eine Art Badesee ohne Eintrittsgebühr. Sprungturm und Rutsche waren gesperrt, die Toiletten waren aber benutzbar, der Kiosk war bei gutem Wetter geöffnet.
Wäre das für heuer eine Alternative gewesen, zumal ja mit Jahn Lübkemann die Schwimmmeister-Stelle (Fachkraft für Bäderbetriebe) seit Juli 2022 wieder besetzt ist? Held sagt, dass die Öffnung "auf eigene Gefahr" 2021/22 in der Rückschau rechtlich "grenzwertig" gewesen sei. Obwohl Thannhausen mittlerweile wieder ein Schwimmmeister zur Verfügung steht, sei das Personal nicht ausreichend, um den aktuellen Sicherheitsansprüchen zu genügen. Im Winter war bekanntlich im Thannhauser Hallenbad auch der Krumbacher Schwimmmeister Manuel Klimkeit im Einsatz. Er wurde von Krumbach nach Thannhausen "ausgeliehen", weil in Krumbach das Hallenbad im Sportzentrum seit mehr als drei Jahren geschlossen ist. Klimkeit ist inzwischen wieder im Krumbacher Freibad tätig. Thannhausens Schwimmmeister Lübkemann habe, so Held, aktuell im Hallenbad einiges zu tun. Zudem stehe noch einiges an Urlaub aus.
Insgesamt werde es immer schwieriger, Fachpersonal für Bäder zu finden, erläutert der Thannhauser Rathauschef. Früher habe es im Thannhauser Bad etliche Leute gegeben, die "mitgeholfen" haben. Held lobt in diesem Zusammenhang auch die Wasserwacht. Die Rechtsvorschriften für den Personaleinsatz in Bädern seien aber zunehmend komplizierter geworden. Dies erschwere es, den Betrieb eines Bades aufrechtzuerhalten.
Auch in verschiedenen Freibädern in der Nachbarschaft gibt es bekanntlich mitunter intensive Personalprobleme. Das Dinkelscherber Panoramabad bleibt heuer immer mittwochs geschlossen. An Montagen, Dienstagen und Donnerstagen ist das Freibad von Bad Wörishofen geschlossen.
Was bleibt von den Anlagen im Thannhauser Bad noch übrig?
In Thannhausen steht jetzt auch die Frage im Raum, wie es mit dem Naturfreibad denn generell weitergehen kann? Ist ein Betrieb angesichts der von Held beschriebenen Rechtslage in den kommenden Jahren in der altbekannten Form überhaupt noch möglich? Diese Frage werde man wohl gutachterlich klären lassen, sagt Held. Nicht ausgeschlossen sei, dass das Thannhauser Naturfreibad quasi zu einem "reinen Weiher" zurückgebaut werden müsse. Es dürfte dann wohl beispielsweise keinen Kiosk, keine Einzäunung oder auch keinen Sprungturm mehr geben, sagt Held.
An frei zugänglichen Gewässern wie etwa dem Oberrieder Weiher gibt es einen Kiosk/Gaststätte. Manches sei dann eine Ermessensentscheidung des jeweiligen Betreibers, erklärt dazu der Bürgermeister, der die jüngste Entwicklung für das Thannhauser Bad bedauert. Er sei ja dort selbst oft zu Gast gewesen und schätze das Bad sehr. Aber die rechtliche Situation habe ihm bei der Entscheidung keinen Spielraum gelassen.