Rund zwei Jahre hat es gedauert von der Ausschreibung bis zur Auslieferung, aber jetzt ist sie endlich da, die neue Feuerwehrdrehleiter auf einem neuen Feuerwehrfahrzeug. Wegen Problemen in der Lieferkette der Computerchips verzögerte sich die Fertigstellung beim Hersteller um gute sechs Wochen. Rund 720.000 Euro hat das Fahrzeug samt Ausrüstung gekostet. Würde man es so heute bestellen, müsste man 900.000 bis eine Million Euro dafür bezahlen, berichtet Karl-Heinz Pfitzmayr, der 1. Kommandant der Thannhauser Feuerwehr. Seine Augen leuchten, wenn er von dem neuen Gerät erzählt. Es ist das erste Fahrzeug, das die Feuerwehr so nagelneu bekommt.
Feuerwehrleute aus Thannhausen holten das Fahrzeug in Karlsruhe ab
An zwei Tagen im Juli war Pfitzmayr mit sechs Feuerwehrkollegen nach Karlsruhe zum Hersteller Rosenbauer am alten Standort des früheren Herstellers Metz gefahren. Dort erhielten die Thannhauser eine ausführliche Schulung für das neue Hightech-Gerät. Viele Funktionen sind computergesteuert, das meiste funktioniert anders als bei der bisherigen Feuerwehrdrehleiter, die aus dem Jahr 1985 stammt. Und das neue Gerät reagiert auch anders bei der Bedienung, als das alte. Darum üben die Feuerwehrleute jetzt viel auf dem neuen Fahrzeug, damit im Ernstfall nichts schiefgeht beim Einsatz.
Pfitzmayrs Sohn Stefan, der beruflich bei der Feuerwehr in München beschäftigt ist, aber auch als Mit-Gerätewart bei der Thannhauser Feuerwehr wirkt, fährt das Fahrzeug aus der Garage, in der es provisorisch noch schräg steht, bis das alte Drehleiterfahrzeug verkauft ist. Letzeres wird momentan noch für Einsätze benötigt, später räumt es seinen Garagenplatz für das neue Fahrzeug. Die neue Leiter lässt sich wie die alte auf insgesamt 30 Meter Höhe ausfahren, doch der Korb für die Personen ist viel komfortabler. Er ist für fünf Personen und bis zu 500 Kilogramm Gewicht zugelassen. Im bisherigen hatten nur zwei Feuerwehrleute Platz.
Mit einem Fußpedal und einem Steuerpult mit Sprechanlage nach unten kann die Leiter vom Korb aus gesteuert werden, natürlich auch von unten vom Fahrzeug aus. Mit der Reporterin fährt Pfitzmayr einmal probeweise in die Höhe. Bei strahlendem Sonnenschein wirft die ausgefahrene Leiter mit den zwei Personen an Bord einen scharfen Schatten auf den Platz beim Feuerwehrhaus. Aus der Höhe sieht man gut, dass auch ein Wasserrohr mit an der Leiter verbaut ist. Das spart Zeit bei einem etwaigen Löscheinsatz. Apropos Zeit: Die Feuerwehrleute müssen das Leiterfahrzeug in 180 Sekunden mit Leuten im Korb und ausgefahrener Leiter voll einsatzbereit machen können. Das schaffen sie auch.
Der Kommandant zeigt, wie die vier Stützen des Fahrzeugs vollautomatisch ausgefahren werden können. Eine gute Rundumbeleuchtung lässt erkennen, ob bei einer Stütze ein Hindernis im Weg wäre, sodass man gleich merkt, ob das 16-Tonnen-Fahrzeug etwas umpositioniert werden müsste im Ernstfall. Starkes Licht gibt es ebenfalls von einem Strahler nach oben, damit im Nachteinsatz zum Beispiel Stromleitungen vor dem Ausfahren der Leiter sofort wahrgenommen werden können.
Wärmebildkamera, Überdrucklüfter und Wasserwerfer sind auf dem Thannhauser Fahrzeug an Bord
Allerlei technische Ausstattung, die bei verschiedenen Einsätzen gebraucht wird, verbirgt das Fahrzeug in Klappen und hinter Rollläden. So gibt es eine schmale Leiter zur Schachtrettung von Personen, eine Schwerlasttrage und eine Schleifkorbtrage sowie eine Krankentragenhalterung zur Personenrettung. Personenrettungen machen einen hohen Prozentsatz der Drehleitereinsätze aus. Bürgermeister Alois Held erklärt, dass die Stadt eine Drehleiter vorhalten und anschaffen müsse, das Fahrzeug aber vom Rettungsdienst auch in umliegenden Gemeinden angefordert werde. Solche Rettungseinsätze müsste dann stets die Stadt Thannhausen selber bezahlen. Ein enormer Finanzposten im Haushalt. Er wünscht sich diesbezüglich von der Politik eine Rechtsgrundlage zur gerechteren Finanzierung solcher Personenrettungen außerhalb der eigenen Gemeinde.
Weitere Ausstattungsteile des neuen Fahrzeugs sind Sägen samt Schutzausrüstung, ein Speziallöschgerät, das durch Mauern geschlagen werden kann und dann mit sehr wenig Wassereinsatz in Innenräumen Brände bekämpft, ein ferngesteuerter Wasserwerfer, der 1900 Liter Wasser in der Minute fördert, ein wasserturbinenangetriebener Überdrucklüfter, der 63.00 Kubikmeter Luft in der Stunde auswechselt, mit dem man Hallen und Gebäude rauchfrei machen kann, eine Wärmebildkamera und ein kleiner Stromerzeuger für Sägen und elektrische Geräte oder Beleuchtung, Atemschutzausrüstung und Brechwerkzeuge. Außerdem verfügt das Drehleiterfahrzeug über ein Navigationssystem, das direkt mit der Integrierten Leitstelle verbunden ist, die das Fahrzeug zu Einsätzen schickt.
Im Oktober gibt es einen "Tag der Feuerwehr" in Thannhausen
Karl-Heinz Pfitzmayr berichtet, dass es in diesem Jahr bereits 33 Feuerwehreinsätze für die Thannhauser Wehr gegeben hat. Das ist nicht viel. Im vergangenen Jahr musste die Thannhauser Wehr insgesamt 93 Mal ausrücken, doch eine Einsatzhäufigkeit lasse sich eben nicht voraussagen. Der frühere Bauhofleiter und einst gelernte Koch freut sich jetzt schon auf den Tag der Feuerwehr, der im Oktober in Thannhausen gefeiert wird und an dem die Feuerwehrfahrzeuge besichtigt werden können. Die neue Drehleiter wird dabei sicherlich eine Hauptrolle spielen.
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