Ein Sonnyboy ist er eigenen Angaben zufolge eher nicht. Er hält sich lieber im Schatten auf. Die Redaktion trifft ihn an einem sehr sonnigen Tag im Naturfreibad Thannhausen. Dort ist derzeit sein Arbeitsplatz. Am 1. Juli hat Jahn Lübkemann als neue Fachkraft für Bäderbetriebe bei der Stadt Thannhausen angefangen.
In dem Beruf ist das Hautkrebsrisiko groß und auf diese Krankheit hat Lübkemann keine Lust, erklärt er. Die Stadt freut sich, dass endlich nach dem Weggang von Oliver Schwarz wieder ein Bademeister, wie man umgangssprachlich sagt, vor Ort ist. Im vergangenen Jahr hatte das Naturfreibad nur mit geschlossenem Sprungturm und geschlossener Rutsche quasi als Badesee ohne Eintrittsgebühr öffnen können. Das ist jetzt noch immer so, aber Lübkemann macht sich bereits mit den vorhandenen Einrichtungen vertraut, kümmert sich als "Mädchen für alles", wie er selber sagt, auch um die Toilettenanlage und schließt, wenn er da ist, den Zugang zur Rutsche auf. Der Sprungturm ist noch außer Betrieb, denn das würde sich nicht lohnen, die Sprungbretter immer weg und wieder hin zu montieren, wenn er vor Ort ist und abends wieder geht.
Der 1,90 Meter große Blonde mit dem zum Dutt gebundenen Deckhaar kommt ursprünglich aus einem Dorf in Niedersachsen und ist bei seiner Mutter und zwei jüngeren Schwestern nahe Sulingen aufgewachsen. In der 11. Klasse bricht er die Schule ab, da er keinen Sinn darin sah, das Abitur zu machen. Er ist dann im Winter auf die Berufsnahe Volkshochschule gegangen, wo Schwerpunkte auf Praktika gelegt werden. Eine seiner Lehrerinnen meinte dann, den perfekten Ausbildungsberuf für ihn gefunden zu haben als Fachkraft für Bäderbetriebe. Lübkemann, der als Jugendlicher lieber Fußball spielte, konnte sich das zunächst gar nicht vorstellen, ließ sich dann aber doch zu einem Praktikum überreden. Aus zunächst zwei Wochen wurden dann schnell vier, dann zwei Monate und dann gefiel es ihm so gut, dass er die Ausbildung machte. "Tja und dann bin ich davon nicht wieder weggekommen", sagt der 32-jährige Single, der in Thannhausen auch bereits eine Wohnung gefunden hat.
Im Naturfreibad Thannhausen springt niemand vom Beckenrand ins Wasser
Beruflich ist Lübkemann schon etwas herumgekommen in Deutschland. Erst war er in einem Ort in Norddeutschland mit Hallen- und Freibad, dann für vier Jahre in Murrhardt nahe Stuttgart nur in einem Freibad und 2020 bis zuletzt wirkte er in Neukirchen in Osthessen, das auch ein Hallen- und Freibad hat. So ein Naturfreibad wie in Thannhausen hat er noch nie betreut. Da müsse er sich erst noch ein bisschen reinfuchsen. "Aber was ich jetzt schon mag, ist, dass niemand vom Beckenrand reinspringen kann." Da entfalle dann das Schimpfen. Ab und zu sei das trotzdem vonnöten, etwa wenn Jugendliche ohne Abstand rutschten, die Rutsche in falscher Richtung herauflaufen wollten oder sie gar ganz blockierten. Schwierig sei dann die Kommunikation zum Beispiel mit Menschen, die kein Deutsch oder auch kein Englisch sprächen. Ab und zu helfe der Kioskbetreiber in Russisch oder Ukrainisch zu übersetzen.
Insgesamt sei es jedoch recht friedlich in Thannhausen. Ihm gefalle auch die Stadt. Sie sei sauber und sehe eigentlich wie ein Urlaubsort aus. "Ich hoffe, dass es hier so schön ist, dass man bleiben kann", sagt der junge Mann. Sein berufliches Ziel, möglichst bald ein Bad in einer Stadt zu leiten, das hat er bereits vor ein paar Jahren erreicht, sein privates Ziel wäre, noch eine nette Frau zu finden und eine Familie zu gründen. Vielleicht klappt das ja in Thannhausen. Im Freibad trifft man ihn an schönen Tagen unter der Woche meist von morgens bis 20 Uhr an. Am Wochenende ist die Wasserwacht vor Ort. Er hat keine festen Arbeitszeiten, möchte aber die Leute glücklich machen mit seiner Anwesenheit. Besonders gerne macht er das, wenn es auch registriert werde, dass er lange da sei. Er hat in Thannhausen schon einige Leute kennengelernt, sowohl beruflich als auch privat und sei sehr nett aufgenommen worden. "Man nährt sich schon von den netten Worten, die man bekommt", sagt er. Er freut sich auch, über Jahre kleine Kinder aufwachsen zu sehen, vielleicht in Schwimmkursen zu betreuen und Kontakt mit den Leuten zu bekommen. Nach zwei Jahren Tätigkeit beginne so ein Job, den er mit Leidenschaft macht, erst so richtig Spaß zu machen, denn dann würden einen die Leute kennen und schätzen. "Langjährige Bademeister können zu wahren Legenden werden", schwärmt der Mann mit dem blonden Vollbart im Gesicht. Vielleicht wird er ja selbst eine, überlegt die Reporterin. Der Stadt wäre es zu wünschen - auch im Hinblick auf die Öffnungszeiten des Hallenbades im Winter.
Wir wollen wissen, wie Sie über die Kommune denken, in der Sie leben. Wie gut finden Sie den Nahverkehr? Machen Sie jetzt mit beim großen Heimat-Check - und gewinnen Sie 500 Euro. Hier finden Sie denLink zur Umfrageseite.