Der Sommer ist da, und die Menschen wollen sich abkühlen bei den heißen Temperaturen. Wohl der Stadt, die ein Freibad hat, in dessen Fluten sie sich stürzen können. Krumbach hat eines und hat es vor einiger Zeit saniert und mit Attraktionen ausgestattet, Burgau hat eines, in das viele Leute aus dem Umland strömen und Günzburg hat auch eines, das Waldbad. Dann wäre da noch die kleine Stadt Thannhausen, die ein Naturfreibad besitzt. Doch die schöne Anlage mit Toiletten, Kiosk, Wasserrutsche und Beachvolleyballfeld ist geschlossen. Das sorgt in der Bevölkerung für Unmut.
Sauer sind die Leute vor allem deshalb, weil im vergangenen Jahr die Benutzung der Anlage bei freiem Eintritt gestattet war. Der Bauhof mähte die Grünanlagen, der Bademeister war auch zeitweise vor Ort. Doch die Benutzung der Anlage geschah auf eigene Gefahr, wie Schilder es anzeigten. Grund dafür war, dass die Stadt nicht dauerhaft genügend Aufsichtspersonal für das Naturfreibad aufbieten konnte. "Warum geht das heuer nicht, dass man eigenverantwortlich dort schwimmen darf?", fragt eine Seniorin, die die Reporterin beim Einkaufen getroffen hat.
Wenn etwas passiert in Thannhausen, würde der Bürgermeister in die Haftung genommen
"Wohl jeder von uns ist in der letzten Zeit darauf angesprochen worden", bemerkte Bürgermeister Alois Held in der jüngsten Sitzung des Stadtrates. Darum wolle er auch unter dem Tagesordnungspunkt "Verschiedenes" noch eine Erklärung zum Freibad abgeben, sagte er den Stadträtinnen und Stadträten. "Ich habe lange mit mir gerungen", sagte er zur Freibadschließung "und finde die Entscheidung maximal bedauerlich". Man könne eigentlich einen tollen Wassertag im Naturfreibad verbringen mit Eis, Bier, Pommes, und es käme dabei so richtiges Urlaubsfeeling auf mitten in Thannhausen. Aber was man hier im vergangenen Jahr gemacht habe, sei rechtlich nicht mehr zulässig. Es habe zwei Urteile gegeben in Deutschland, wo Bürgermeister persönlich voll in die Haftung genommen worden seien, weil Personen ertrunken seien, obwohl es angebrachte "Baden verboten"-Schilder gegeben hatte. Held zeigt die Seite mit dem entsprechenden Bericht eines Kommunalmagazins per Beamer in der Sitzung. "Die Schließung ist derzeit absolut alternativlos." Er bräuchte für einen Betrieb inklusive Ausfallzeiten sieben Bademeister. Die Wasserwacht unterstütze zwar, doch es braue eine Betriebsaufsicht und noch zusätzlich Wasseraufsichten, das sei vom Personal her nicht machbar.
Wie berichtet, hatte Thannhausen im vergangenen Jahr eine neue Fachkraft für Bäderbetriebe gefunden. Die Suche hatte sehr lange gedauert nach der Kündigung der vormaligen Fachkraft im Sommer 2021 in der Corona-Zeit. Held erläuterte, dass es in diesem Beruf einfach generell zu wenige Vertreter auf dem Markt gebe. Er warb um Verständnis für die Schließung. Man werde ein Gutachten erstellen zur Betriebsorganisation, "dann werden wir weitersehen", so Held.
Das Naturfreibad soll nicht "kampflos aufgegeben werden" in Thannhausen
Es entspann sich eine rege Diskussion im Gremium. Robert Schmid (CSU) fand es nachvollziehbar, dass die Situation schwierig sei, "aber wir müssen nächstes Jahr mit allen Mitteln versuchen, wieder aufzumachen". Man solle langfristig beide Bäder sichern, dass Hallen- und das Naturfreibad. Manfred Göttner (Freie Wähler) konnte dem nur beipflichten. "Wir sind Stadt für Freizeit und Erholung, da geht es nicht, das Bad zuzumachen", sagte er emotional aufgeladen. Der Plan für einen Betrieb des Freibads im Sommer müsse bereits im Winter stehen. Er plädierte dafür auch "Geld in die Hand zu nehmen" um das Bad betreiben zu können. Resigniert zeigte sich Herbert Fischer (CSU) angesichts des Fachkräftemangels. Man könne 100-mal inserieren, es melde sich niemand auf ein Stellenangebot. Vielleicht könne man versuchen, das Hallenbad bereits im September zu öffnen, fragte er. Der Bürgermeister versicherte, dass in dieser Hinsicht bereits Gespräche liefen. Carina Held (JU), von Beruf Erzieherin, sagte, sie frage Eltern, warum sie so gerne nach Krumbach und Burgau gingen zum Baden. Als Antworten kämen immer die Sicherheitsaspekte und das Vertrauen in die dortigen Bademeister, berichtete sie.
Gerd Olbrich (SPD) zeigte Verständnis für die Entscheidung. Die Verantwortung auf den Bürgermeister abzuwälzen sei schwierig, doch "sollten wir das Bad nicht kampflos aufgeben". Dazu sei es eine zu schöne Anlage. Die Stadt solle nach einer zweiten Vollzeitkraft suchen für einen Betrieb des Bades und eruieren, unter welchen Voraussetzungen man das Bad betreiben könne. Held versprach, den entsprechenden Personalschlüssel zu erforschen. Meinhard Veth (Grüne) kritisierte, dass man doch bereits seit einem Jahr wüsste, wie die Situation sei. Es gebe im Ministerium Wegweiser, wie man Verkehrssicherungspflichten gestalten und ob man das Bad mit oder ohne Eintritt öffnen könne. Held erwiderte, dass es so einfach nicht sei, denn die juristischen Leitfäden passten nicht auf die Thannhauser Situation. "Wir haben einen Natursee mit Attraktionen", das passe nicht in die aufgelisteten Beispiele.
Bis zuletzt sei er auch mit Personen für einen Badebetrieb in Gesprächen gewesen. Doch hätten die erst die Ausbildung absolvieren müssen, was für die jetzige Situation keine Abhilfe geschaffen hätte. So hat das Naturfreibad zunächst nur einen Sonderöffnungstermin und das ist dieses Wochenende das Fest zum 60-jährigen Bestehen der Wasserwacht.