Das Thannhauser Freibad könnte im Sommer wieder öffnen. Das sagte Bürgermeister Alois Held in der jüngsten Sitzung des Thannhauser Stadtrats. Weil zuletzt kein sicherer Badebetrieb gewährleistet werden konnte, hatte es im vergangenen Sommer geschlossen – zum Unmut vieler Bürgerinnen und Bürger aus der Umgebung. Ungeklärte rechtliche Fragestellungen, zu wenig Fachpersonal und ein damit verbundenes, hohes Haftungsrisiko hatten zu der Schließung geführt.
Jetzt gibt es jedoch eine Perspektive: Im Auftrag der Stadtverwaltung hat die Kanzlei KommRisk ein Sicherheitskonzept erarbeitet, mit dem eine Öffnung des Bades in der kommenden Badesaison möglich erscheint. Auf über 100 Seiten ist ein Bündel von Maßnahmen beschrieben, die einen langfristigen Betrieb ermöglichen sollen „Aber diese Maßnahmen sind verhältnismäßig einfach und mit relativ geringem Kostenaufwand umzusetzen“, sagte Held. So solle laut Konzept unter anderem der Name geändert werden, um nicht mehr den Anschein eines beaufsichtigten Betriebs zu erwecken. Der „Badeplatz Thannhausen“ – so der Vorschlag der Stadtverwaltung – wäre dann ohne Eintritt für die Besucher nutzbar.
Keine starren Öffnungszeiten in Thannhausen
Damit ist der Betrieb auch nicht mehr an starre Öffnungszeiten gebunden. Das komme vor allem auch dem Pächter des Kiosks zugute, so Held weiter, da dieser nur öffnen konnte, wenn auch das Bad geöffnet war. Mittels einer technischen Zugangskontrolle soll verhindert werden, dass Kleinkinder allein ins Bad gelangen können. Ab zwölf Jahren könnten Kinder und Jugendliche eigenständig das Bad besuchen. Temporär könne es auch eine Badeaufsicht beispielsweise durch die Wasserwacht oder den Schwimmmeister geben. Zu diesen Zeiten dürfe dann unter anderem die insbesondere bei den jungen Badegästen beliebte Wasserrutsche genutzt werden. Auch das Planschbecken für Kinder soll wieder zugänglich gemacht werden. Laut Sicherheitskonzept sei die Aufsicht durch die Eltern ausreichend. Das Geländer der Brücke muss erhöht und der Nichtschwimmerbereich verkleinert werden. Eventuell zurückgebaut werden muss die Sprungturmanlage, da diese nur unter Aufsicht genutzt werden dürfe und eine Umzäunung laut Gutachten schwierig sei.
So können Risiken eingegrenzt werden
Die Stadträte waren angesichts dieser Neuigkeiten überwiegend guter Dinge. Stefan Herold (SPD) sagte, es sei am wichtigsten, dass das Bad überhaupt öffne. „Die Einschränkungen sind aus meiner Sicht überschaubar“, so Herold. Robert Schmid (CSU) lobte die beauftragte Kanzlei. Der Auftrag sei gewesen, Bedingungen zu schaffen, um das Bad öffnen zu können. Der Gutachter habe somit gute Arbeit geleistet. Juristisch betrachtet sei das Konzept zwar kein Freifahrtschein, dennoch könnten damit Risiken eingegrenzt werden.
Ganz anders interpretierte Meinhard Veth (Grüne) die Erkenntnisse aus dem Gutachten. Er sprach von einem gebrochenen Wahlversprechen des Bürgermeisters. „Sie hatten eine Attraktivitätssteigerung des Bades angekündigt, jetzt gibt es einen Badebetrieb mit Einschränkungen.“ Gerd Olbrich konnte diese Äußerungen nicht nachvollziehen. Er sei sehr froh über das Gutachten und dessen Ergebnis. „Der Worst Case wäre gewesen, dass man alle Anlagen hätte zurückbauen müssen, auch die Rutsche. Diese Befürchtung hat sich nicht bestätigt und wir haben die Möglichkeit, das Bad wieder zu öffnen. Ich glaube, dass das Bad in seiner Attraktivität erhalten bleiben kann.“ Es müsse aber klar sein: In jedem Punkt, in dem man vom Gutachten abweiche, begebe man sich in ein Haftungsrisiko.
Fast alle Ratsmitglieder sind für die Umsetzung
Gegen die Stimme von Meinhard Veth votierten die Ratsmitglieder dafür, die notwendigen Maßnahmen zeitnah umzusetzen, um Ende Mai einen Badebetrieb ermöglichen zu können. Für den 1. Vorsitzenden der Wasserwacht-Ortsgruppe Thannhausen, Jürgen Fischer, sind es gute Nachrichten aus dem Stadtrat: „Das Rechtsgutachten eröffnet einen Weg, das Bad zu erhalten, das finden wir super.“ Die Wasserwacht werde insbesondere an den Wochenenden wieder mit Personal vor Ort sein und für zusätzliche Sicherheit sorgen. Entgegen der vorherrschenden Meinung im Stadtrat sei die Sprungturmanlage für die Abnahme von Schwimmabzeichen nicht zwingend erforderlich. Er hoffe, dass es gelingt, die geforderten Maßnahmen bis zum Beginn der Badesaison umzusetzen und das Bad – unter welchem Namen auch immer – zu öffnen. Denn, so sagte Peter Schoblocher (Freie Wähler), „Badeplatz klingt wie aus dem Jahr 1895. Vielleicht fällt uns da noch etwas Besseres ein.“