Reinhardt freut sich schon auf höhere Geschwindigkeiten für Datenübertragung im Internet, die mit dem Ausbau des Glasfasernetzes in Thannhausen kommen sollen. Kurz nachdem die Telekom angekündigt hatte, dass sie 3270 Haushalte in einem eigenwirtschaftlichen Ausbau mit Glasfaser versorgen möchte und eine gemeinsame Erklärung mit der Stadt Thannhausen unterzeichnet hat, ließ er sich für einen Glasfaseranschluss registrieren. Getan hat sich inzwischen jedoch nichts. Die Telekom hatte versprochen, dass der Ausbau des Glasfasernetzes in Thannhausen ab dem Frühjahr 2024 erfolgen solle. Werbemaßnahmen dafür sollten bereits im zweiten Halbjahr 2023 stattfinden. So berichtete es Bürgermeister Alois Held in einer Stadtratssitzung im November vergangenen Jahres. Weil Reinhardt jedoch nichts weiter gehört hat von der Telekom, hat er an Bürgermeister Alois Held geschrieben.
Er habe mit einem "Zuständigen für Bauherren" bei der Telekom gesprochen und dort die Auskunft erhalten, dass im "System" nichts von einem Ausbau für Thannhausen stehe. Held hatte daraufhin bei der Telekom noch einmal nachgefragt und die Rückmeldung bekommen, dass sich die Vermarktung in Thannhausen aufs Jahresende oder auch Anfang 2025 verschiebe. Held versprach, weiterhin regelmäßig bei der Telekom nachzuhaken.
Der Bürgermeister von Thannhausen findet die Verzögerung ärgerlich
Im Gespräch mit der Redaktion sagte der Thannhauser Rathauschef: "Es ist ärgerlich, dass sich die Telekom nicht an das hält, was sie versprochen hat." Die Bürgerinnen und Bürger in Thannhausen warteten schließlich auf einen Glasfaseranschluss. Wenn man nachfrage beim Unternehmen zum Thema Glasfaserausbau, dann bekomme man nur schwammige, unbefriedigende Antworten.
Held verweist allerdings auch darauf, dass es bereits ein "schnelles" Internet gebe in Thannhausen. Betrieben werde es von der LEW-TelNnet und buchbar sei es über den Anbieter M-net. Seines Wissens seien damit Geschwindigkeiten von bis zu 30 Mbits pro Sekunde möglich, so Held. Vereinzelt kämen im Rathaus Beschwerden von Bürgern an, dass das Internet nicht richtig laufe. Zumeist kämen die aber von Thannhausern, die das derzeit verfügbare schnelle Breitbandnetz nicht nutzten.
Ein weiteres Unternehmen wirbt derzeit in sozialen Medien für ein schnelles Internet in Thannhausen. Die TKN Deutschland GmbH vermarktet das alte Fernsehkabelnetz. Auf dieser Infrastruktur, die einst die Deutsche Post verlegt hatte und die heute kaum noch jemand fürs Fernsehen benutzt, seien Internetgeschwindigkeiten von 600 Mbits pro Sekunde möglich, wenn die Leitungen entsprechend aufgerüstet würden. Dafür sind auch keine Tiefbauarbeiten nötig, da die Kabel ja teilweise schon bis in die Häuser gelegt wurden. Held schätzt, dass etwa 30 Prozent der Haushalte in Thannhausen über dieses Netz verfügen dürften. Eine Anfrage, ob die eigene Adresse so ausgestattet ist, kann bei der TKN getätigt werden.
Telekom hält an Ausbauplänen für Thannhausen fest
Doch zurück zur Glasfaser: Bürgermeister Alois Held berichtete, dass ursprünglich die Kommunen bei im Bereich Glasfaser tätigen Unternehmen anfragen sollten, ob diese eigenwirtschaftlich - also ohne Fördermittel in Anspruch zu nehmen - in der Kommune ein Glasfasernetz verlegen wollten, und zwar in einem Zeitraum von drei Jahren. Nach einer Ausschreibung hatten sich für Thannhausen drei Unternehmen beworben, darunter die Telekom und die Firma "Unsere grüne Glasfaser - UGG". Letztere ist abgesprungen. Der Drei-Jahres-Rahmen für den eigenwirtschaftlichen Ausbau ist noch nicht ausgeschöpft. Die Stadt habe immer noch die Möglichkeit, einen geförderten Ausbau zu beantragen. Sollte die Telekom Thannhausen doch nicht eigenwirtschaftlich ausbauen wollen, bleibe diese Möglichkeit noch für die Mindelstadt.
Auf unsere Anfrage antwortete die Pressestelle der Telekom, dass sie an ihren Ausbauplanungen für Thannhausen festhalte. Allerdings verschiebe sich der Baustart auf 2025. Mit der Vermarktung werde man voraussichtlich Ende 2024 beginnen. Zum Hintergrund der Verzögerungen sagte Presseprecher Markus Jodl: "Wir haben derzeit keine Baufirma, mit der wir den Ausbau im geplanten Rahmen durchführen können. Das haben wir der Kommune auch schon mitgeteilt." Weiter teilt die Telekom mit: "Wer in Thannhausen einen Glasfasertarif bucht, wird den Hausanschluss kostenfrei bekommen." Man vermarkte auf dem Telekom-Netz die eigenen Produkte. Dieses Netz stehe aber auch anderen Anbietern offen. Derzeit würden 1&1, Vodafone und Telefónica ihr Angebot auf diesem Netz vermarkten. Kunden hätten also die Wahl.
Derweil nutzt Reinhardt weiter seinen Breitbandanschluss bei M-net und wartet auf die Glasfaser. Ihn ärgere, "dass man so in der Luft hängt". Über die Länge der Wartezeit herrscht zumindest vorerst Klarheit.