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Thannhausen: Aus Indien nach Thannhausen: Dieser Kaplan spricht neun Sprachen

Thannhausen

Aus Indien nach Thannhausen: Dieser Kaplan spricht neun Sprachen

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    Pater Jinto Thomas als Botschafter Christi im Besprechungsraum der Pfarreiengemeinschaft Mindeltal in Thannhausen.
    Pater Jinto Thomas als Botschafter Christi im Besprechungsraum der Pfarreiengemeinschaft Mindeltal in Thannhausen. Foto: Christian Pagel

    Gesandte ferner Länder findet man in den Botschaften der Bundeshauptstadt Berlin, in anderen Städten sind manchmal Konsulate eingerichtet. Doch auch in Thannhausen kann man einem Botschafter begegnen. Gefragt nach seinem Lebensmotto, antwortete Pater Jinto Thomas kurz entschlossen: „2 Kor 5,20“. Im zweiten Brief an die Gemeinde in Korinth schreibt der Apostel Paulus: „Wir sind also Gesandte an Christi statt und Gott ist es, der durch uns mahnt. Wir bitten an Christi statt: Lasst euch mit Gott versöhnen!“ Dieser zentrale Gedanke zieht sich durch den beruflichen und spirituellen Werdegang des Paters. 

    Geboren wurde Pater Jinto Thomas im Jahr 1979 im indischen Bundesstaat Kerala, der im Südwesten des Subkontinents an der Malabarküste liegt und einen bemerkenswert hohen Anteil an Christen (knapp 20 Prozent) beheimatet. Nach Schul- und Studienjahren, die er in Indien absolvierte, wurde er zum Priester geweiht. 

    Die Pietà auf dem Gelände der Ordensleitung der „Missionaries of Compassion“ in Hyderabad mit dem Pater.
    Die Pietà auf dem Gelände der Ordensleitung der „Missionaries of Compassion“ in Hyderabad mit dem Pater. Foto: Sammlung Thomas

    Diese Berufung füllt er seit 18 Jahren aus. Er gehört der syro-malabarischen katholischen Kirche an, deren Mitglieder sich zu den Thomaschristen zählen. Denn der Überlieferung nach soll der Apostel Thomas bereits ab dem Jahr 52 nach Christus in Indien die frohe Botschaft verkündet haben. Daraus hat sich eine Vielzahl von christlichen Konfessionen entwickelt. Zwei davon sind mit der römisch-

    Die Messen sind sehr gut besucht

    Pater Jinto Thomas berichtete, dass er aus einem Dorf mit überwiegend katholischer Bevölkerung stammt. Für die rund 200 Familien gebe es an jedem Sonntag vier heilige Messen, die alle sehr gut besucht seien. Die Kirche sei immer voll besetzt. Im Gespräch mit der Redaktion war seine Begeisterung für das intensive Gemeindeleben deutlich zu spüren. Er sagte, dass er das bei seinem kürzlich beendeten Heimaturlaub sehr genossen habe. Die große Prozession während des dreitägigen Pfarreifests habe ihn besonders fasziniert. Den Glauben der Menschen zu vertiefen, etwas von der Intensität, mit der er in seiner Heimat gelebt wird, weiterzugeben, sieht er als seine besondere Aufgabe in Deutschland an: „Ich bin hier als Botschafter Christi.“ Stolz erzählte er von den 29 Priestern und 67 Ordensschwestern, die schon aus seiner Heimatpfarrei hervorgegangen seien. Allein zehn der Schwestern seien in

    Die Pfarrkirche in Pater Jinto Thomas Heimatort.
    Die Pfarrkirche in Pater Jinto Thomas Heimatort. Foto: Jinto Thomas

    Neben der geografischen und familiären Heimat hat Pater Jinto Thomas bei der im Jahr 2003 gegründeten Kongregation „Missionaries of Compassion“ seine spirituelle Heimat gefunden. Aktuell sind dort etwa 100 Priester und 200 Brüder rund um den Globus im Dienst der Barmherzigkeit aktiv. Das Spektrum der Aufgaben ist groß: die Betreuung von Kranken, Alten, Waisen, Flüchtlingen und Drogenabhängigen, also von Hilfsbedürftigen, die am sogenannten Rand der Gesellschaft stehen. Hier war Pater Jinto Thomas von 2017 bis 2022 in verantwortlicher Position bei

    Pater Jinto Thomas spricht Aramäisch

    Pater Jinto Thomas beherrscht neun Sprachen. Wie es dazu kommt? Er erklärte, dass es bei einer Bevölkerungszahl von 1,4 Milliarden Menschen in Indien – gut dreimal so viele wie in der EU – eine Vielzahl von Sprachen gebe. Dazu gehören seine in Kerala verbreitete Muttersprache Malayalam sowie die indischen Amtssprachen Hindi und Englisch, die er sehr gut beherrsche. Wegen seiner vielfältigen Tätigkeiten in Leitungsfunktionen und der damit verbundenen Kontakte erlernte er drei weitere Sprachen, die vor allem im Süden des Subkontinents bedeutend sind: Kannada, Tamil und Telugu. 

    Eines der typischen Hausboote auf den weitverzweigten Wasserstraßen Keralas.
    Eines der typischen Hausboote auf den weitverzweigten Wasserstraßen Keralas. Foto: Jinto Thomas

    Er betonte, dass es sich dabei nicht um Dialekte handelt, sondern um eigenständige Sprachen in Wortschatz und Grammatik. Sogar die Alphabete unterscheiden sich und seien sehr komplex. In der Schrift seiner Heimatsprache gebe es 56 verschiedene Zeichen. Als siebte Sprache nannte er Aramäisch, das auch die Sprache im Heiligen Land zu Zeiten Jesu war. Früher sei es die Liturgiesprache in der syro-malabarischen katholischen Kirche gewesen – wie Lateinisch in der römisch-katholischen Kirche. Heute werde die jeweilige Landessprache verwendet. Da seine Kongregation auch ein Kloster in Rom hat, beherrscht er Italienisch zumindest in Grundzügen. 

    Deutsch ist eine Herausforderung

    Und schließlich galt und gilt es für ihn, Deutsch zu lernen. Dies sei immer noch eine große Herausforderung, wie er offen zugab, denn die deutsche Sprache sei schwierig. Hinzu kämen die unterschiedlichen Dialekte. Dass er aber bereits sprachliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Standorten der Pfarreiengemeinschaft wahrnimmt, zeigt, dass er über ein sehr feines Gehör verfügt. Überhaupt spielen Hören und Sprechen für ihn eine große Rolle, um in den vielen Fremdsprachen fit zu bleiben. Regelmäßige Telefonate mit Freunden und Bekannten helfen ihm dabei. Eine besondere Technik des Lernens benannte er nicht, aber das Eintauchen in die fremde Sprache scheint für ihn besonders wichtig zu sein. So sollte es nicht verwundern, wenn irgendwann auch Sprache Nummer zehn fest in seinem Kopf verankert sein wird – natürlich für seine Aufgabe als Botschafter Christi.

    Elefanten kommen normalerweise nicht ins Heimatdorf von Pater Jinto Thomas, aber man begegnet ihnen auf den Straßen.
    Elefanten kommen normalerweise nicht ins Heimatdorf von Pater Jinto Thomas, aber man begegnet ihnen auf den Straßen.
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