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Sportklettern: An steiler Wand geht's in Krumbach ganz hoch hinaus

Sportklettern

An steiler Wand geht's in Krumbach ganz hoch hinaus

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    Magdalena Joas, Benedikt Joas, Max Dinger und Paul Dinger (von links): Die beiden Geschwisterpaare sind der ganze Stolz des Vereins. Hier stehen sie vor der neuen Boulderwand.
    Magdalena Joas, Benedikt Joas, Max Dinger und Paul Dinger (von links): Die beiden Geschwisterpaare sind der ganze Stolz des Vereins. Hier stehen sie vor der neuen Boulderwand. Foto: Julia Plail

    Seit über 25 Jahren gibt es in Krumbach den Kletterturm, welcher durch seine felsähnliche Struktur mit vielen Leisten und Schuppen ein realistisches Trainingsterrain im Außenbereich bietet. Aber auch indoor kann seit 2016 in der neben dem Turm errichteten Kletterhalle, die zugleich als Vereinsheim dient, bei jedem Wetter und in jeder Jahreszeit gekraxelt werden. Bei einem Besuch merkt man deutlich, wie gut die Einrichtungen der Sektion Krumbach im Deutschen Alpenverein (DAV) angenommen werden – sowohl von Sportlern als auch von interessierten Zuschauern.

    Verein zählt knapp 1400 Mitglieder

    Das verdeutlichen die Zahlen. Knapp 1400 Mitglieder zählt der Verein aktuell, durch nachhaltig engagierte Nachwuchsarbeit kann er 70 Jugendliche vorweisen, die Jüngsten sind gerade mal vier Jahre alt. Beim Streifzug durch die Halle sagt Alexander Joas, Zweiter Vorsitzender der DAV-Sektion: „Das Kletterzentrum Krumbach genießt eine Monopolstellung im Landkreis, sodass beispielsweise die Günzburger Kletterer zu uns zum Trainieren kommen.“

    Tickets für die Halle werden online erworben, rein geht’s per QR-Code. Vom Bistro aus bietet sich gleich ein hervorragender Blick auf die riesige Kletterwand. Die ist auf den ersten Blick und aus Sicht des Laien einfach mal kunterbunt, bietet unzählige verschiedene Griffe in unterschiedlichen Formen und Farben. Letztlich klettern die Sportler dann auch nach den Farben. Eine Farbe stellt immer eine Route dar.

    Durch kleine Täfelchen werden die Farben näher erläutert und in verschiedene Schwierigkeitsniveaus eingeteilt. Es ist also möglich, sich zu Beginn eine leichte Farbe herauszusuchen und sich während des Trainings immer mehr zu steigern. Klaus Schäffler, im DAV Krumbach zuständig für die Finanzen, berichtet aus eigener Erfahrung: „Pro Training klettert man im Durchschnitt etwa zehn- bis zwölfmal die Wand hinauf.“

    Klettern ist Gemeinschaftssport

    Übrigens: Klettern ist Gemeinschaftssport. An der Wand ist man nämlich immer zu zweit. Abwechselnd sichert der eine und der andere klettert. Dieses Team nennt man eine Seilschaft. Daher ist auch Vertrauen so wichtig, da der Kletterer dem Sicherer sein ganzes Körpergewicht und in gewisser Weise auch sein Leben in die Hände legt. 

    Eine Neuheit in Krumbach ist der Selbstsicherungsautomat: Er ist geeignet für Kletterer, die allein in der Halle sind und für die auf die Schnelle kein passender Partner vor Ort ist. Hier klettert man, gesichert von einem Automaten, die Wand hinauf. Sobald man oben angekommen ist, muss man sich zunächst überwinden, sein Schicksal einer Maschine anzuvertrauen. Man lässt sich in den Gurt sinken und der Automat lässt das Sicherungsseil langsam und regelmäßig nach unten, sodass man heil wieder mit beiden Füßen auf dem Boden ankommt.

    Alles in Eigenleistung erstellt

    Eine Etage über dem Bistro steht das Bouldern im Vordergrund. Alexander Joas und Klaus Schäffler erzählen stolz, dass die Vereinsmitglieder diesen Bereich komplett selbstständig und ehrenamtlich in mehr als 1500 Stunden Eigenleistung geschaffen haben. „Hier haben einfach alle super gut zusammen geholfen“, betonen die beiden.

    Bouldern ist sehr leistungsorientiert und ein Einzelsport. Das Sichern fällt weg, da es hier nicht höher als vier Meter geht und der Aktive von dort aus auf den weichen Boden hinunter springt. In Krumbach ist der Boulderbereich nochmals unterteilt. Rechts gibt es, wie an der Kletterwand, vorgegebene Routen, die durch verschiedene Farben gekennzeichnet sind. Im Gegensatz dazu ist die linke Trainingswand ohne vorgegebene Routen. Hier kann sich jeder selbst definieren und Kreativität ist verlangt.

    Mit dem Moonboard in die Moderne

    Zusätzlich zu den beiden Kletterwänden gibt es verschiedene Trainingstools. Eines davon ist das sogenannte Moonboard. Davon gibt es weltweit nur fünf- bis sechstausend Exemplare. Diese interaktive Trainingswand kann jeder selbst mit dem Smartphone über Bluetooth steuern und sich eine Route heraussuchen. Die Routen sind weltweit normiert, sodass wettbewerbsfähige Leistungsrankings erstellt werden können.

    Vom Moonboard gibt’s weltweit nur fünf- bis sechstausend Exemplare. Eines davon steht in der Kletterhalle in Krumbach.
    Vom Moonboard gibt’s weltweit nur fünf- bis sechstausend Exemplare. Eines davon steht in der Kletterhalle in Krumbach. Foto: Julia Plail

    Wer lieber alleine und in Ruhe trainiert, findet auf der obersten Etage den perfekten Raum hierfür. Dort befindet sich ein separater Trainingsbereich mit einem sogenannten Campusboard und diversen Klettertrainingsgeräten, an denen Klimmzüge oder Hangelübungen gemacht werden können.

    All diese Geräte sind täglich in Gebrauch. An jedem Wochentag kommen Gruppen mit bis zu zwölf Kindern und Jugendlichen zusammen, die jeweils von zwei Trainern betreut werden. Das Alter innerhalb der Gruppe liegt zwischen sechs und sechzehn Jahren, da hier das Prinzip gilt: Die Jüngeren lernen von den Älteren. Eine Trainingseinheit dauert eineinhalb bis zwei Stunden.

    Hoch talentierte Geschwisterpaare

    In diesen Jugendgruppen sind auch die hoch talentierten Vereinsgewächse und Geschwisterpaare Max und Paul Dinger sowie Magdalena und Benedikt Joas groß geworden. Alle vier haben das Klettern schon deutlich professionalisiert; der Verein ist entsprechend stolz auf teilweise gar internationale Erfolge der Asse.

    Der 18-jährige Max Dinger ist im deutschen Nationalkader und hat schon einige Triumphe gefeiert. Zu seinen größten Erfolgen zählt der 21. Platz bei der Junioren-Weltmeisterschaft im Leadklettern in Südkorea oder der 18. Platz bei der Europameisterschaft in Finnland.

    Sein vier Jahre jüngerer Bruder Paul Dinger ist gemeinsam mit Magdalena Joas im Regionenkader und der Jüngste der vier, der elf-jährige Benedikt Joas, ist im Bayernkader.

    Jeden Tag Training oder Wettkampf

    Aber ohne Fleiß kein Preis. Magdalena, Paul und Benedikt erzählen gemeinsam, wie ihr Trainings-Wochenplan so aussieht. „Am Montag ist Regionenkader Training in Ulm, am Dienstag haben wir einen Tag kletterfrei, am Mittwoch ist dann Regionenkader Training in Augsburg und am Donnerstag ist Bayernkader Training. Freitags sind wir dann hier in der Leistungsgruppe in Krumbach und am Wochenende trainieren wir privat und haben sehr oft dann noch einen Wettkampf.“

    Bei sportlichen Wettkämpfen werden bis zu drei verschiedene Disziplinen gewertet, nämlich das Leadklettern (Seilklettern), das Bouldern und das Speedklettern, bei dem es vor allem um die Schnelligkeit geht.

    Die gehobene Ausstattung, aber auch die Erfolge der Kletterer aus dem Vereine besitzen Magnetwirkung. Die wollen die beiden Vorstandsmitglieder noch intensiver nutzen. „Wer das Klettern bei uns ausprobieren möchte, ist immer recht herzlich eingeladen“, betonen sie. Einmal im Monat findet ein Schnuppertraining statt. Tickets dazu können online erworben werden.

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