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Gewichtheben: Nächstes Ziel: Aserbaidschan

Gewichtheben

Nächstes Ziel: Aserbaidschan

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    Sepp Graf gibt seine Erfahrung aus mehreren Jahrzehnten Gewichtheben an den acht Jahre alten Alexander Häfele (links) weiter. Am kommenden Wochenende ist Graf bei der EM in Aserbaidschan selbst im Einsatz.
    Sepp Graf gibt seine Erfahrung aus mehreren Jahrzehnten Gewichtheben an den acht Jahre alten Alexander Häfele (links) weiter. Am kommenden Wochenende ist Graf bei der EM in Aserbaidschan selbst im Einsatz. Foto: Kathrin Kratzer

    Hasberg Sechseinhalb Stunden Flug und vier Stunden Autofahrt – so lange braucht Gewichtheber Josef Graf, um zu seinem nächsten Wettkampfort zu gelangen. Der 65 Jahre alte Sportler aus Hasberg tritt am kommenden Montag, 4. Juni, bei der Masters-Europameisterschaft im Gewichtheben an. Und die findet im rund 4000 Kilometer entfernten Lankaran in Aserbaidschan statt, 200 Kilometer südlich der Hauptstadt Baku.

    Die Reisestrapazen nimmt Graf aber gerne auf sich. „Ich freue mich darauf, bei der EM gegen osteuropäische Heber anzutreten“, sagt er. Viele Sportler aus Russland und anderen ehemaligen Staaten der Sowjetunion seien bei Meisterschaften in Westeuropa nicht am Start. Der Wettkampf gegen die starken Heber reizt den Hasberger sehr: „Im vergangenen Jahr war es für mich ein Höhepunkt der WM, dass ich einen der guten Russen geschlagen habe“, sagt Graf. In seiner Altersklasse wurde er damals Dritter.

    Ein Platz auf dem Siegerpodest ist auch diesmal wieder das Ziel des 65-Jährigen. „Ob das klappt, weiß man vorher nicht. Beim Gewichtheben ist es immer ein Pokerspiel“, sagt er. Graf muss sich an die Gegebenheiten vor Ort anpassen. Die Reisestrapazen, die Umstellung auf das Klima, das Essen, die Hantelsets beim Wettkampf – all das sind Faktoren, die den Wettkampf entscheidend beeinflussen können.

    Dazu kommt der psychologische Kampf gegen die Gegner. Beim Einwiegen vor dem Wettkampf müssen die Sportler ihre Erstversuche anmelden. Verbindlich ist diese Lastangabe aber nicht, bis einige Minuten vor dem Versuch darf noch gewechselt werden. „Man braucht als Sportler immer einen guten Betreuer, der die Konkurrenten im Auge behält. Selbst ist man zu konzentriert auf den eigenen Wettkampf, um die anderen zu beobachten.“

    Zeit für ein Kulturprogramm wird sich der Hasberger auch nehmen. Um die Reise zu verdauen, reist er schon einige Tage früher nach Aserbaidschan, um die Hauptstadt Baku besichtigen. „Mein Sohn war mit der Allgäu-Orient-Rallye dort und total begeistert von der Stadt“, sagt Graf. Wettkampfreisen seien auch ein kleiner Urlaubsersatz.

    Seinen ersten Titel konnte der Kraftsportler in diesem Jahr schon verbuchen – allerdings nicht so, wie er es sich gewünscht hätte. Bei der Deutschen Meisterschaft in Rodewisch (Sachsen) stand er ganz oben auf dem Treppchen. Das Duell mit Konkurrenten fiel dabei aber aus. Die beiden anderen Heber in seiner Altersklasse hatten bei der Meisterschaft Übergewicht und wurden in eine andere Gewichtsklasse eingeordnet – Josef Graf stand ohne Gegner da. „Trotzdem versucht man in so einem Wettkampf alles zu geben, auch wenn die Motivation nicht die gleiche ist“, sagt er.

    Neben seinen eigenen Trainingseinheiten vier- bis fünfmal pro Woche übt Graf seit einigen Monaten auch mit einem Nachwuchs-Kraftsportler: Der acht Jahre alte Alexander Häfele ist der Schützling des Altmeisters. Graf gibt ihm seine Erfahrung aus Jahrzehnten des Trainings weiter und bereitet den Grundschüler auf Wettkämpfe vor.

    Graf will mehr Kinder fürs Gewichtheben begeistern

    Anders als bei den Erwachsenen geht es beim Nachwuchs nicht um möglichst schwere Lasten, sondern um die perfekte Technik. „Das ist nicht leicht, die Kampfrichter sind sehr streng. Aber wenn man in jungen Jahren die Technik beherrscht, zahlt sich das später aus“, sagt Graf.

    Graf hofft, dass sich noch mehr Kinder fürs Gewichtheben begeistern lassen. Früher gab es in vielen Orten Gewichtheber-Abteilungen, Graf selbst hat in Thannhausen mit dem Sport begonnen. Im Landkreis Günzburg sind nur die Burgauer Kraftsportler übrig geblieben. „Vielleicht haben viele Jugendliche heute nicht mehr die Lust, sich zu schinden“, vermutet Graf.

    Er selbst möchte in diesem Jahr noch beim Europa-Cup in Wien antreten. Ob er im September auch zur Weltmeisterschaft in die Ukraine fährt, weiß Graf noch nicht: „Mal schauen, wie sie die Fußball-Europameisterschaft über die Bühne bekommen.“

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