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Prozess in Günzburg: "Ich wollte ihm nur drohen": Mann geht mit Besenstiel auf Bekannten los

Prozess in Günzburg

"Ich wollte ihm nur drohen": Mann geht mit Besenstiel auf Bekannten los

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    Das Amtsgericht in Günzburg. Dort wurde kürzlich wegen einer gefährlichen Körperverletzung verhandelt.
    Das Amtsgericht in Günzburg. Dort wurde kürzlich wegen einer gefährlichen Körperverletzung verhandelt. Foto: Bernhard Weizenegger (Symbolbild)

    "Ich bin nicht der Schläger, den der Rechtsanwalt in mir sieht", verteidigt sich der 63-jährige Mann kurz vor seinem Urteil. Im Gerichtssaal in Günzburg sitzt er demjenigen gegenüber, den er aus Eifersucht nicht zuletzt übel zurichtete.

    Opfer und Täter teilten dasselbe Hobby. Zusammen waren sie Teil einer Gruppe von Autoliebhabern, die sich regelmäßig zu gemeinsamen Ausfahrten in ganz Bayern treffen. Nach den Vorfällen im vergangenen Jahr werden diese, zumindest für den Angeklagten, der Geschichte angehören. Der Mann aus Ulm begab sich im August vergangenen Jahres in das Geschäft des Opfers. "Ich wollte ihm nur drohen", erklärt der 63-Jährige. Aus der Drohung wurde eine gefährliche Körperverletzung: "Du kriegst jetzt von mir eine Schelle", habe er noch gesagt.

    Wütend fuhr der Angeklagte zur Firma in den südlichen Landkreis Günzburg

    Die Wut auf den 69-Jährigen brodelte schon länger in ihm, wie er vor Gericht schildert. Wie die zwei Männer waren auch die jeweiligen Ehefrauen bei den regelmäßigen Treffen und Fahrten dabei. Doch der Angeklagte litt unter einer immer stärker werdenden Ausgrenzung innerhalb der Gruppe. Seine Ehefrau blieb den Treffen trotzdem treu. Der Konflikt begann, als sich der Geschädigte und die Frau des Täters wohl freundschaftlich näherkamen und er sie zu privaten Ausfahrten einlud. Da der Angeklagte bereits bei einem früheren Auto-Treffen eine fremde Frau im Fahrzeug des Bekannten sah, wurde er, als er private Nachrichten zwischen diesem und seiner Frau entdeckte, misstrauisch. Er befürchtete, dass sich der Mann an seine Ehefrau annähere. Die Tatsache, dass seine Frau am Sonntag vor der Tat nach einem der regelmäßigen Auto-Treffen spät nach Hause kam, machte ihn skeptisch. Er gingdavon aus, dass seine Frau und der 69-Jährige nach dem Treffen mit den anderen noch allein unterwegs gewesen sind. Als er dann nach eigenen Angaben am nächsten Morgen eine "Guten Morgen"-Nachricht von seinem Bekannten auf dem Handy seiner Frau fand, verfiel er in einen "emotionalen Blackout", erklärt er. Am selben Tag noch holte er kurz entschlossen einen halben Meter langen abgesägten Besenstiel aus dem Keller, packte ein Paar Lederhandschuhe in eine Plastiktüte und fuhr damit zur Firma des Opfers. 

    Täter und Opfer lernten sich bei einem Autotreffen kennen. Die Freundschaft hielt nicht lange.
    Täter und Opfer lernten sich bei einem Autotreffen kennen. Die Freundschaft hielt nicht lange. Foto:  Thomas Geiger, dpa (Symbolbild)

    Der 69-Jährigewar auf seiner Arbeitsstelle im südlichen Landkreis Günzburgund ahnte nichts Böses, als der Angeklagte ihn unter dem Vorwand, etwas drucken zu wollen, um ein Gespräch in dessen Büro bat. Als er ihn in dem engen Raum mit den Vorwürfen einer möglichen Beziehung zu seiner Frau konfrontierte und der Mann es verneinte, wurde der Angeklagte aggressiv. Über den nachfolgenden Tathergang sind sich die beiden Parteien nicht ganz einig. Nach mehreren Schlägen mit der Faust und der flachen Hand ins Gesicht, prügelte der 63-Jährige mit dem mitgebrachten Besenstiel auf den anderen Mann ein, traf ihn am Schulterblatt und auf der Brust. So die Aussage des Beschuldigten.

    Prozess in Günzburg: Die Eifersucht bewegte den Mann aus Ulm zur Tat

    Die Beweisfotos zeigen vor Gericht allerdings nicht nur schwere Hämatome am Bauch, sondern auch rote Druckstellen am Hals des Mannes. Der Täter soll das Opfer mit dem Stock gewürgt haben, sodass dieser Atemnot erlitt und ebendiese roten Streifen am Hals entstanden. "Ich habe um mein Leben gefürchtet", erzählt der Geschädigte aufgebracht. Immer wieder bricht ihm die Stimme. "Wir haben uns doch gut verstanden", wundert sich der Mann. Für ihn kam der Angriff völlig überraschend. Die Frau des Opfers fand ihren Mann nach Hilferufen auf dem Boden liegend in seinem Büro. Über ihm der Beschuldigte. Erst als er die Frau sah, ließ er von ihm ab. Die Polizei wurde von dem schockierten Ehepaar erst ein paar Tage später verständigt. 

    Die 61-Jährige, als Zeugin anwesend, hielt die Vorwürfe, ihr Mann wollte sich an die andere Frau annähern, für unbegründet. "Er ist eben ein geselliger Mensch", meint sie und lacht. Als sie allerdings von der fremden Frau im Auto ihres Mannes erfuhr, sagte sie damals den gemeinsamen Urlaub mit ihrem Partner ab. "Das brachte das Fass irgendwie zum Überlaufen", so ihre etwas widersprüchlicheErklärung. 

    Ausnahmezustand oder Gefahr für die Allgemeinheit?

    Während der Anwalt des Opfers aufgrund der Hinterlist, dem gezielten Vorgehen und der Aggressivität bei dem Mann von einer "Gefahr für die Allgemeinheit" spricht, bewertet die Anwältin das Verhalten ihres Mandanten als "Ausnahmezustand". Für ihn spreche sein leeres Vorstrafenregister, das umfassende Geständnis und die Reue, die er augenscheinlich empfinde. Außerdem zahlte er dem Geschädigten bereits vor der Verhandlung 3000 Euro Schmerzensgeld. Richter Martin Kramer verurteilte den Angeklagten wegen gefährlicher Körperverletzung zu einem Jahr Freiheitsstrafe, welche zu drei Jahren auf Bewährung ausgesetzt wurde. Er mussaußerdem 4200 Euro an die Freiwillige Feuerwehr in Günzburg leisten. Einen Rat hat Kramer noch an den Verurteilten: Ein solches Handeln sei weder "gentlemanhaft" noch angebracht. Er hätte damals zuerst mit seiner Frau reden sollen, bevor er zu einem Besenstiel griff.

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