Nicht einmal einen Monat ist es her, als die russisch-orthodoxen Mönche des Klosters des Heiligen Hiob verkündet haben, auf den „Heiligen Berg“ in den Landkreis Günzburg zu ziehen, genauer gesagt: auf Schloss Seyfriedsberg. In dieser Woche wurde vor Ort bereits an mehreren Stellen auf dem Anwesen vermessen. Schließlich sollen eine neue orthodoxe Kapelle, ein eigener Friedhof und ein Klosterladen laut den Plänen der Geistlichen gebaut werden. Die deutsche Diözese der russisch-orthodoxen Kirche soll hier „ein einzigartiges Tagungs- und Veranstaltungszentrum“ bekommen. Ein Bauantrag für die Sanierungs- und Umbaumaßnahmen am und rund um das Schloss wurde nach Informationen unserer Redaktion bisher nicht eingereicht, er sei allerdings gerade in Vorbereitung.
Das Landratsamt Günzburg als untere Bauaufsichtsbehörde prüft in einem nächsten Schritt, ob der Bauantrag aus baurechtlicher Sicht genehmigt werden kann oder nicht und ist somit für die Einhaltung der baurechtlichen Vorschriften und der Bauordnung zuständig. Konkret werden die Unterlagen etwa daraufhin geprüft, ob sie den baurechtlichen Bestimmungen entsprechen, dies umfasst zum Beispiel die Einhaltung von Abstandsflächen, Brandschutzvorschriften und statischen Anforderungen, teilt Angela Brenner, Sprecherin des Landratsamtes, mit. Zu weiteren „Detailfragen“ aus der Anfrage unserer Redaktion, etwa ob sich der beauftragte Architekt der russisch-orthodoxen Auslandskirche bereits mit Mitarbeitern der Baubehörde getroffen hat, könne das Landratsamt aus „datenschutzrechtlichen Gründen“ keine Auskünfte geben. Auch nicht zu der Frage, was eigentlich aus der Bauvoranfrage des Investors für das einst geplante Reha-Zentrum geworden ist.
Wie mehrere Quellen unabhängig voneinander berichten, könnte es sich bei dem Gesundheitsresort um ein mindestens Hundert-Millionen-Euro-Projekt gehandelt haben. Um die 150 Arbeitsplätze hätten hier entstehen können. Der Investor sei ein großes, börsennotiertes Unternehmen gewesen, das wohl unter anderem wegen fehlender Genehmigungen und einem langen Hin und Her abgesprungen sei. Nicht nur Ziemetshausens Bürgermeister Ralf Wetzel betonte in Gesprächen immer wieder, dass er dem Projekt auch im Hinblick auf die künftigen Steuereinnahmen für die Marktgemeinde sehr aufgeschlossen gegenüber war. Er nannte es in einer Sitzung des Gemeinderats einst ein Objekt, das die Sicherung und den Ausbau des medizinischen Standortes wesentlich vorantreiben könnte. Überregionale Bekanntheit wäre Ziemetshausen und dem Schloss zuteilgeworden. Doch warum ist trotz positiven „Scopings“ – ein Treffen diverser Fachbehörden und Architekten vor Ort – nichts aus der Bauvoranfrage geworden?
Die Marktgemeinde erteilte ihr Einvernehmen bereits Ende 2022, dann ging sie weiter an das Landratsamt und die zuständigen Ämter, etwa an das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege. Landrat Hans Reichhart teilt im Gespräch mit unserer Redaktion mit, dass er dem Gesundheitsresort positiv gegenübergestanden sei. Warum es letztlich nicht geklappt hat, hätte vermutlich mehrere Gründe. Mehrmals sollen die Investoren und Planer des Resorts an den örtlichen Behörden gescheitert sein. Letztlich ist es die Entscheidung der Eigentümergesellschaft, an wen sie verkaufen. Dass es nun innerhalb weniger Wochen doch die russisch-orthodoxen Mönche wurden, hätte auch Reichhart überrascht.
Russisch-orthodoxe Glaubensbrüder mehrmals auf Seyfriedsberg unterwegs
Die Mönche hingegen weniger: „Dass die Besitzer dieser Immobilie das Angebot des Klosters jetzt schließlich angenommen haben, kann vielleicht als Bestätigung gelten, dass nach Gottes Willen das monastische Leben an diesem Ort neue Wurzeln schlagen und Frucht bringen soll“, schreibt Hiob, Bischof von Stuttgart. Mehrmals waren er, Metropolit Mark (Abt des Klosters) und seine Glaubensbrüder in Ziemetshausen seit der ersten Bauvoranfrage unterwegs. Beispielsweise im Mai dieses Jahres, im Rahmen eines Ausflugs der Bruderschaft. Im Juli 2024 dann eine Wanderung in einem Waldgebiet bei Augsburg. „Auch dieses Mal kamen sie nicht am Schloss Seyfriedsberg vorbei, dem geplanten neuen Standort des Klosters“, wie es in einem Beitrag auf dem Internetauftritt des Klosters vom 27. Juli heißt. Auch die russisch-orthodoxe Jugend Baden-Württemberg durfte das Schloss bereits besichtigen: Am 28. April sind sie gemeinsam mit Bischof Hiob nach Seyfriedsberg gefahren, auch die Wallfahrtskirche Maria Vesperbild wurde dabei besichtigt. Zu den Zeitpunkten der Besuche war kein Kaufvertrag unterschrieben.
Trotz der scheinbar intensiven Bindung einiger Mönche nach Seyfriedsberg bleibt es spannend, was von den Behörden genehmigt wird – und wie schnell. Der Versuch einer baulichen Erweiterung des vorhandenen Standorts in Obermenzing „musste nach etwa zehn Jahren Projektierung, Verhandlung, Öffentlichkeitsarbeit und wiederholten Ablehnungen durch die Stadtplanung, den Vermieter beziehungsweise dem Denkmalschutz leider als gescheitert angesehen werden“, so das Kloster des Heiligen Hiob.
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