Schwimmen ist ein schöner Sport und kann auch ein erholsamer Ausgleich für die oft sitzende Lebensweise moderner Menschen sein – umso mehr, wenn ein idyllisch gelegenes Gewässer zum Baden lockt. Doch was ist, wenn einen die Kräfte verlassen und das Ufer des Sees plötzlich meilenweit entfernt scheint? Im schlimmsten Fall gerät der Schwimmer in Panik und kämpft um sein Leben. Geschieht das an einem Badeplatz, der von der Wasserwacht betreut wird, dann ist schnelle, bestens ausgebildete Hilfe vor Ort. Doch auch Rettungsschwimmer können mit ihren Kräften an ihre Grenzen kommen. Im Idealfall hätten sie dann gern einen Assistenten dabei, der absolut zuverlässig und gelassen ist und der weiß, was zu tun ist. Gleichzeitig sollte er über sehr viel Energie und hohe Ausdauer beim Schwimmen verfügen. Diesen Idealfall gibt es tatsächlich. Ihn möglichst oft zu verwirklichen und ihm zu mehr Verbreitung zu verhelfen, ist das Thema von Julia und Bernd Duschner aus Aichen-Obergessertshausen. Das Ehepaar – sie aus Ziemetshausen stammend, er aus Augsburg – bildet Wasserrettungshunde aus und führt regelmäßig Einsätze mit ihnen durch.
Wie kommt man zu einem solchen Hobby, einer solchen Berufung? Im Gespräch mit unserer Zeitung berichtete Julia Duschner, dass sie im Jahr 2010 nicht nur ihren Mann, sondern auch seine zwei Berner Sennenhunde kennenlernen durfte. Ein gemeinsamer Freund – auch mit Hund – war bei der Wasserwacht aktiv. Im Jahr 2015 traf man sich beim ersten Hundebadetag, „Bellos Batschlach“, im Augsburger Familienbad am Plärrer. Traditionell ist diese Veranstaltung seitdem immer am Saisonende, heuer fand sie am 14. und 15. September statt. Verantwortlich für das Event ist die Wasserwacht-Ortsgruppe Augsburg-West.
Aktuell hat das Ehepaar zwei ausgebildete Hunde
Bereits 2015 waren für das Rahmenprogramm Mitglieder der „Scuola Italiana Cani Salvataggio“ (S.I.C.S.), der italienischen Schule für Wasserrettungshunde, die schon seit 1989 Pionierarbeit auf diesem Gebiet leistet, dabei. Als die Duschners 2018 selbst ihren ersten Wasserrettungshund ausgebildet hatten, reiste eigens eine Kommission aus Italien an, um die Prüfung abzunehmen. Aktuell hat das Ehepaar zwei ausgebildete Hunde, beide rund sechs Jahre alt, die schwarz-weiß gefleckte Taja (Rasse: Landseer) und Chewy (Rasse: Leonberger), deren Name und Aussehen an die Figur des Chewbacca aus dem Star-Wars-Universum erinnert.
Wie wird ein Hund zum Wasserrettungshund? Geeignet sind große Hunderassen wie Neufundländer, Golden Retriever, Labrador Retriever sowie Leonberger und Landseer, die über Ruhe und Gelassenheit verfügen. Generell sollten sie erwachsen mindestens 30 kg auf die Waage bringen. Die beiden Hunde in Obergessertshausen wiegen jeweils ca. 60 kg. Bei einem ersten Eignungstest wird die Stressfestigkeit geprüft sowie die Nervenstärke in kritischen Situationen. Der Hund darf nicht aggressiv werden, muss laute Geräusche klaglos dulden und auch bereit sein, sich anfassen und tragen zu lassen. Die Ausbildung beginnt dann etwa im Alter von zwölf Monaten, wenn die Entwicklung des Knochengerüsts weitgehend abgeschlossen ist, und dauert zwei Jahre.
Im Einsatz begleitet der Hund den Rettungsschwimmer, zieht ihn im sogenannten Delfin-Schwimmstil sogar zum Einsatzort. Ein wichtiges Lernziel besteht darin, auf Kommando abzudrehen und Abstand von der ertrinkenden Person zu halten. Um diese kümmert sich der Mensch. Erst wenn die Lage geklärt ist, hat der Hund wieder eine Aufgabe: die gerettete und die rettende Person ans Ufer zu ziehen. Ein großer Vorteil dabei: Der Hund verfügt über so viel Kraft, dass er auch drei Personen, also zwei Gerettete gleichzeitig bewegen kann. Natürlich werden die Hunde mit allen Rettungsmitteln der Wasserwacht vertraut gemacht: Schlauch- und Motorbooten, Stand-Up-Paddle-Boards, Jetskis und Bojen.
Sie müssen im Rahmen ihrer Ausbildung auch lernen, nicht die kürzeste Entfernung zurück an Land zu nehmen, sondern immer dort aus dem Wasser zu kommen, wo sie eingetreten sind, da hier zum Beispiel der Rettungswagen oder der Notarzt wartet. Auch das Ausdauerschwimmen ist Teil der Ausbildung – vier Kilometer in zwei Stunden am Stück sollten machbar sein – sowie das Abschleppen von Booten, die durchaus eine Tonne wiegen dürfen. Und schließlich müssen Hund und Rettungsschwimmer ein eingespieltes Team mit höchster gegenseitiger Verlässlichkeit sein.
Beide sind für die Kreis-Wasserwacht Augsburg-Stadt aktiv
Julia und Bernd Duschner sowie Taja und Chewy sind für die Kreis-Wasserwacht Augsburg-Stadt aktiv, für die sie reguläre Einsätze an Badeseen im Raum Augsburg absolvieren. Aber auch jährlich stattfindende Veranstaltungen stehen auf dem Programm. Dazu gehören das Donauwörther Jedermannschwimmen, der Ammersee-Triathlon und die Ammersee-Durchquerung. Ein flächendeckendes Angebot können die Teams nicht liefern, dafür gibt es, so Julia Duschner, einfach zu wenig Wasserrettungshunde und Hundeführer. Die Anzahl wächst stetig, aber langsam. Für alle Interessierten hat sie ein Angebot parat: „Wenn wir in den Sommermonaten gerade nicht im Einsatz sind, trainieren wir mit der ganzen Gruppe in der Regel an unseren Trainingsgewässern in Münsterhausen oder Nettershausen, wo man uns gerne zuschauen und kennenlernen kann.“
Es versteht sich von selbst, dass das Rettungsteam aus Hund und Mensch perfekt ausgestattet sein muss. Auch der Hund trägt eine Schwimmweste, einmal zu seiner Sicherheit und dann, damit sich Personen daran anhängen können, um gezogen zu werden. Neoprenanzug, Helm, Flossen und Schwimmweste für den Rettungsschwimmer werden privat finanziert, die Kosten der Hundehaltung natürlich sowieso. Gelegentlich unterstützen Spender den Kauf der Ausrüstung.
Und hier kommt ein Mann ins Spiel, der ein großes Talent im Einsammeln von Geld besitzt – nicht für sich, sondern für Mitmenschen, die Hilfe brauchen: Franz Langenmaier aus Obergessertshausen. Wo immer er aktiv wird, sei es bei seinem Christbaumverkauf oder bei Fußballspielen, bei denen er als Schiedsrichter wirkt, sammelt er Spenden. Seit vielen Jahren unterstützt er damit karitative Zwecke, vor allem die Behandlung und Begleitung schwerkranker Kinder. Heuer gilt sein Engagement zwei Zielen. Da ist zum einen die siebenjährige Zoey aus Mindelheim, die schon zahlreiche schwere Operationen überstehen musste. Sie wird nie selbstständig laufen können und benötigt Rollator, elektrischen Rollstuhl und aufwändige Therapiegeräte. Das gespendete Geld kann der alleinerziehenden Mutter des Kindes helfen, diese Dinge zu kaufen. Ein weiterer Teil der Spenden soll der ehrenamtlichen Arbeit mit den Wasserrettungshunden zugutekommen. Bei der Raiffeisenbank Balzhausen ist ein Spendenkonto eingerichtet. Kennwort: „Hilfe für Zoey und Wasserrettungshunde“, IBAN: DE17 7206 9235 1802 6309 40.
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