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Niederraunau: Grüner Baum in Niederraunau: Vom Hotel zum Hoffnungsschimmer

Niederraunau

Grüner Baum in Niederraunau: Vom Hotel zum Hoffnungsschimmer

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    Uli Süß (links) und Helmut Vasak im ehemaligen Biergarten des „Grünen Baum“ in Niederraunau: Sie sehen ihr neues Zuhause als Chance.
    Uli Süß (links) und Helmut Vasak im ehemaligen Biergarten des „Grünen Baum“ in Niederraunau: Sie sehen ihr neues Zuhause als Chance. Foto: Bayram Er/DRW

    Der Name ist geblieben. Die Nutzung ist eine völlig neue: Im ehemaligen Hotel und Gasthof „Grüner Baum“ im Krumbacher Ortsteil Niederraunau leben seit November 2023 11 Menschen mit erworbener Hirnschädigung (MeH) in der Gruppe Klara des Dominikus-Ringeisen-Werks (DRW). In Krumbach gibt es insgesamt 38 Plätze für Menschen mit MeH, darunter 14 im Grünen Baum. Bei einem „Tag der offenen Tür“ im Grünen Baum konnten sich interessierte Gäste nun ein Bild von den umgestalteten Räumen machen. Die Aufgeschlossenheit der Besucher und der Bewohner machten den Tag zu einer Begegnung, wie sie sich Krumbachs Bürgermeister Hubert Fischer in seiner Begrüßung gewünscht hatte: „Seid‘ s offen und geht aufeinander zu.“ Wir stellen zwei Bewohner näher vor.

    Erworbene Hirnschädigungen: Was dagegen unternommen wird

    Es kann jeden treffen, jeden Tag. Ein Unfall, ein Schlaganfall oder eine Hirnblutung: Plötzlich ist das Leben zerrissen in ein „Davor“ und ein „Danach“. So wie bei Helmut Vasak (61): verheiratet, zwei erwachsene Kinder. Er ist einer der derzeit elf Bewohner der Gruppe Klara, darunter acht Männer und drei Frauen. Am Morgen beim Festgottesdienst mit Martin Riß, dem Geistlichen Direktor des DRW, hat Helmut Vasak noch eine kleine Ansprache im Namen der Bewohner gehalten. Nun sitzt er im großen Saal im Obergeschoss der Wohneinrichtung und erzählt von seiner Hirnblutung, dem Notarzt, dem Krankenhausaufenthalt und den zahlreichen Reha-Maßnahmen, um wieder sprechen, schlucken und gehen zu lernen. In seinen erlernten Beruf als Krankenpfleger kann Helmut Vasak nicht mehr zurück. „Dafür habe ich durch die Hirnblutung zu viel an Fachwissen verloren“, sagt er. „Aber ich habe über 15 Jahre politisches Kabarett gemacht. Vielleicht ergeben sich da nochmal Möglichkeiten.“ Im Grünen Baum erhält er die notwendige Förderung, um weiter an seiner Genesung arbeiten zu können.

    Das große Ziel ist es, nach dem einschneidenden Erlebnis wieder eine größtmögliche Selbstständigkeit zu erlangen. Franziska Laure-Miller, Leiterin des DRW-MeH-Bereichs in Krumbach, erläutert: „Wir haben im ehemaligen Restaurantbereich des Grünen Baums eine Förderstätte eingerichtet, in der unsere Bewohner durch individuelle Arbeitsangebote eine geordnete Tagesstruktur erhalten. Näharbeiten, künstlerisches Schaffen oder handwerkliche Angebote mit Holz sind Arbeitsbereiche, in denen sie ihre Tätigkeitsfelder finden können.“ Die Bewohner benötigten Arbeits- und Beschäftigungsmöglichkeiten, um ihre körperlichen und geistigen Fähigkeiten wiederzufinden, weiterzuentwickeln und neue Kompetenzen zu erlangen, sagt Laure-Miller. „Zusätzlich haben wir zwei Appartements mit integrierter Küche, in denen sich die Bewohner auf ein weitgehend selbstständiges Leben vorbereiten können.“

    Uli Süß: Ein langer Weg zurück ins Leben

    In einem dieser Appartements wohnt Uli Süß. Der 30-Jährige bietet heute ebenfalls seinen ganz privaten „Tag der offenen Tür“. Er erzählt, wie er in diese Lage kam. Durch ein verunglücktes Drogenexperiment im fünften Semester seines Studiums zum Umweltingenieur lag er zweieinhalb Tage bewusstlos in seinem Studentenzimmer, bevor er endlich gefunden wurde. Dehydriert und sauerstoffunterversorgt kam er ins Krankenhaus. Dort verbrachte er insgesamt 24 Tage unter Beatmung auf der Intensivstation. Im Wachkoma und mit einer Magensonde wurde er schließlich ins Therapiezentrum Burgau verlegt. Er war zunächst nicht in der Lage zu sprechen, zu schlucken, sich zu bewegen oder etwas zu sehen. Nur langsam erfasste er nach dem Aufwachen seine kritische Lage: „Es war ein entsetzlicher Tag, als ich von meinem Bruder erfuhr, dass ich ganz allein für meinen Zustand verantwortlich war. Von da an setzte ich alles daran, für meine Familie und für alle, die um mein Leben gekämpft hatten, wieder gesund zu werden.“

    Inzwischen sitzt Uli Süß im Rollstuhl. Auf den ersten Blick ist kaum zu erkennen, welche Mühe er mit alltäglichen Handgriffen hat. „Ich muss ganz bewusst jede einzelne Bewegung ausführen und arbeite daran, meine Körperorganisation weiter zu verbessern“, erklärt er. Aufgrund seiner Erfahrungen hält er an Schulen Vorträge zum Thema Drogen, um junge Menschen vor einem ähnlichen Schicksal zu bewahren. Dass er so optimistisch und lebenszugewandt in die Zukunft blicken könne, sei Teil seiner Persönlichkeit, sagt er. „Aber natürlich trägt mich auch meine Familie und der Gedanke, dass ich hier in Gruppe Klara die Unterstützung finde, die ich brauche, um meine Selbstständigkeit wiederzuerlangen.“

    Im Grünen Baum arbeiten 14 Mitarbeiter im Gruppendienst. Im Dachgeschoss des Hauses haben drei Verwaltungskräfte der Zentralverwaltung der DRW-Region Günzburg/Neu-Ulm ihre Büros, mit neun beschäftigten Mitarbeitern. Weitere Einrichtungen des Dominikus-Ringeisen-Werks für Menschen mit erworbener Hirnschädigung gibt es in Ursberg und im Kloster Holzen in der Gemeinde Allmannshofen im nördlichen Landkreis Augsburg. (AZ)

    Anmerkung der Redaktion: Der Bericht stammt von der Pressestelle und wurde vor Veröffentlichung nur leicht von unserer Redaktion angepasst.

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