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Neuburg: Wie er die Neuburger vom „Fremdgehen“ abhält

Neuburg

Wie er die Neuburger vom „Fremdgehen“ abhält

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    14 Jahre lang war Franz-Josef Fischer aus Naichen das Gesicht des Neuburger Dorfladens.
    14 Jahre lang war Franz-Josef Fischer aus Naichen das Gesicht des Neuburger Dorfladens. Foto: Dieter Jehle

    Er war das Gesicht des Neuburger Dorfladens: Franz-Josef Fischer aus Naichen. Nach 14 Jahren gab er zum Jahreswechsel den ehrenamtlichen Vorstandsvorsitz der Genossenschaft „Dorfladen Neuburg“ ab. Der Nahversorger war ihm ans Herz gewachsen. Fast täglich schaute er dort vorbei. „Ich habe mich immer gefreut, wenn ich dort Leute beim Einkaufen traf und mit ihnen ins Gespräch kam“, erzählt Fischer.

    Für den Dorfladen Neuburg ist bedingt durch die Corona-Krise aktuell eine neue Situation entstanden. So fanden in Neuburg die Genossenschaft Dorfladen Neuburg und der SV Neuburg zusammen. „Helfen statt trainieren“, heißt es derzeit bei den Schwarzgelben. Im Zusammenwirken mit dem Dorfladen organisieren die Kicker einen Lieferservice für alltägliche Bedarfsgegenstände an. Auch der Sportverein Edelstetten ist mit im Boot und bietet für Edelstetten einen Lieferservice an. Bestellungen sind möglich unter der Telefonnummer 08283/518.

    Nie hat er seine Person in den Mittelpunkt gerückt

    Franz-Josef Fischer hat die Entwicklung des Dorfladens maßgeblich geprägt. Er ist 73 Jahre alt. Nie hat er seine Person in den Mittelpunkt gerückt. Sein ehrenamtlicher Einsatz für den Dorfladen und auch in anderen Vereinen ist vorbildlich. Er hört es nicht gerne. Doch er hat maßgeblich die Entwicklung des Dorfladens geprägt. Ohne seinen Einsatz gäbe es wohl den Nahversorger nicht mehr. Der damalige Neuburger Bürgermeister Georg Schwarz überredete ihn, beim Dorfladen mitzumachen und Verantwortung zu übernehmen. „Ich habe es nie bereut“, erinnert er sich Fischer. Er erlebte Höhen und Tiefen. Nicht nur einmal Stand der Dorfladen in seiner fast 15-jährigen Geschichte „auf der Kippe“. Gerade die Jahre 2017 und 2018 waren von fünfstelligen Verlusten geprägt. „Für mich gab es keine Phase, alles hinzuschmeißen“, resümiert er heute. Er brachte den Nahversorger wieder in die Erfolgsspur.

    Zum Ende seiner ehrenamtlichen Vorstandstätigkeit weist der Dorfladen im Jahre 2019 einen Gewinn aus. „Ich bin zwar dann nicht mehr offiziell im Amt, aber den Geschäftsbericht für das vergangene Jahr werde ich noch vorstellen“, sagt Fischer. Das Einverständnis der neuen Vorstände hat er dafür. Dies wird im Laufe des ersten Halbjahres 2020 sein. Die Genossen werden die Generalversammlungen mit ihm vermissen.

    Immer von einer Brise Humor geprägt

    Seine Ausführungen war stets von einer Brise lässig-verschmitztem Humor geprägt, ohne dabei den nötigen Ernst aus den Augen zu verlieren. Als legendär gilt sein Ausspruch „Fremdgehen rentiert sich nicht“. Es war vor zehn Jahren. Die Umsatzzahlen waren stark eingebrochen. Fast schon kämpferisch motivierte er mit diesem Spruch die Neuburger, den Nahversorger anzunehmen.

    Den Dorfladen sieht er prinzipiell für die Zukunft gerüstet. „Wichtig war, dass das Gebäude vom Markt erworben wurde.“ Der Markt habe sich damit eindeutig zu dem Lebensmittelgeschäft bekannt. An die Neuburger appelliert er fast gebetsmühlenartig, im Geschäft einzukaufen. Eine Erkenntnis sei für ihn, dass man im Dorfladen mit dem Kerngeschäft derzeit nicht überleben kann. Flankierende Angebote, wie Lotto-Annahmestelle oder Postdienststelle wie auch ein Engagement des Marktes Neuburg seien unabdingbar. Seinen Nachfolgern empfehle er, alle Wege auszuloten, damit der Laden mit den Erlösen aus dem Kerngeschäft überleben kann. „Und immer auch bei Preiserhöhungen den Verkaufspreis anpassen und die Personaleinteilung effektiv gestalten“, so Fischer. Eines bedauert er aber dennoch. „Die Anfangsidee war, mit jungen Müttern aus Neuburg im Rahmen eines Teilzeitjobs den Laden umzutreiben“, so Fischer. Dies habe aber nur in der Anfangszeit funktioniert.

    Mit zwei Geschwistern in Langenhaslach aufgewachsen

    Die Euphorie war schnell dahin. Franz-Josef Fischer ist mit zwei Geschwistern in Langenhaslach in einer Landwirtschaft aufgewachsen. Sein Vater Alois starb bereits 1956 im Alter von nur 48 Jahren. „In dessen Todesjahr hatte ich Kommunion“, erinnert er sich. In der Knabenrealschule der Herz-Jesu-Missionare in Rebdorf bei Eichstätt erlangte er die „Mittlere Reife“. 1966 begann er eine Ausbildung zum Bankkaufmann in der Raiffeisenbank Königsbrunn. Zum Jahresbeginn 1969 wechselte er zur Raiffeisenbank Neuburg. Im selben Jahr heiratete er seine Ehefrau Anna-Monika Bader aus Naichen. 1974 wurde er in den Vorstand des Neuburger Geldinstituts berufen, seit Juli 1997 war er dessen Vorstandsvorsitzender.

    2006 fusionierte die Neuburger Raiffeisenbank mit der Krumbacher Genossenschaft. Fischer wurde Prokurist und ging im März 2008 in Rente. Eine seiner Leidenschaft ist die Taubenzucht. „Diesem Hobby bin ich seit meinem neunten Lebensjahr treu“, so Fischer. In der Zucht hat er stets mit den „Nürnberger Schwalben“ beachtliche Erfolge erzielt. Der Taubenexperte war sowohl in Edelstetten von 2001 bis 2008 sowie in Neuburg seit 2014 jeweils erster Vorsitzender des jeweiligen Geflügelzuchtvereines. Fischer ist bereits seit 1978 als Rassegelfügelpreisrichter für Tauben zugelassen. Zuletzt organisierte er in Neuburg zum Jahreswechsel eine gut besuchte Rassegeflügelschau. Seit 2016 ist er Kassenwart des Sondervereines der Nürnberger und Fränkischen Farbentauben.

    Schafe sind seine weitere Leidenschaft

    Eine weitere Leidenschaft des dreifachen Vaters sind Schafe. Er etablierte in der Region einen Schäfertreff. Viele Jahre betrieb er mit seiner Frau eine Herdebuchzucht für Merinoschafe und Coburger Fuchsschafe. Fischer war unter anderem stellvertretender Vorsitzender des Landesverbandes Bayerischer Schafhalter. 1998 übergab er die Zucht an seinen Sohn Stefan. „Mein Wunsch ist es, dass trotz aller Schwierigkeiten des Schäferberufes mein Sohn noch lange diesen schweren aber trotzdem schönen Beruf als Schäfermeister nachgehen kann“, hofft er.

    Ein weiteres Hobby ist die Pferdezucht. „Mein Interesse galt dabei dem Fahrsport“, so Fischer. Er züchtete mit seinem Sohn Matthias mit zwei Warmblutstuten erfolgreich Springpferde. „Aus deren Nachzucht sind einige sogar im internationalen Springsport eingesetzt“, teilt er stolz mit. Dem 73-Jährigen wird es auch in Zukunft nicht langweilig werden. Einige Ehrenämter hat er noch inne. „Zum 70. Geburtstag schenkten mir meine Kinder einen Holzspalter“ so Fischer. Im Wald gebe es immer Arbeit. Diese wird dem umtriebigen Funktionär also nicht ausgehen.

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