Einmal den Wörthersee in Österreich schwimmend durchqueren? Warum nicht, das dachte sich Sonja Eser aus Neuburg und nahm kurzerhand im September dieses Jahres beim größten Schwimmabenteuer im Alpenraum, dem Schwimmevent „Wörthersee swim“ teil. Dieses Event ist eine Veranstaltung für sogenannte „Open Water Schwimmer“. Als solche bezeichnet man Freischwimmer oder Langstreckenschwimmer, die zumeist das Schwimmen einer längeren Distanz in offenen Gewässern zurücklegen.
Sonja Eser nimmt Herausforderung am Wörthersee an
„Eigentlich hatte ich mich für die Distanz über zehn Kilometer angemeldet, aber als ich am Tag zuvor in diesem herrlichen Wörthersee geschwommen bin, war die Verlockung einfach zu groß, es zu versuchen, diesen ganzen schönen See zu durchschwimmen“ erzählt Sonja Eser. Sie entschied sich um und nahm an der 17-Kilometer-Distanz für erfahrene Schwimmerinnen und Schwimmer teil, die den Wörthersee bezwingen möchten. Die Strecke ging von Velden nach Klagenfurt, natürlich alles im Wasser. Beim Schwimmevent „Wörthersee swim“ handelt es sich um eine der längsten Open-Water-Wettbewerbe in Europa und richtet sich mit verschiedensten Schwimmdistanzen an Profis sowie an Amateure.
Die 45-Jährige ist eine begeisterte Hobbyschwimmerin, schon als Kind. In Burgau aufgewachsen, war sie oft mit ihrer Familie im Freibad und am Silbersee bei Rettenbach. Bei Urlauben am Meer liebte sie es schon immer, weit hinauszuschwimmen. In einem Schwimmverein war sie nicht. Sie schwamm immer aus Spaß an der Freude.
Für Sonja Eser ist Schwimmen schon immer ein Ausgleich gewesen, ein Energiegeber und buchstäblich ein Abtauchen in eine andere Welt. In Augsburg hatte sie Psychologie studiert und wohnte dort nahe am beliebten Kuhsee im Stadtteil Augsburg-Hochzoll. Sie darin regelmäßig schwimmen, eignete sich mit 23 Jahren das Kraulen an und sammelte erste Erfahrungen im offenen Gewässer. Sonja Eser nahm an einem ihrer ersten Wettbewerbe teil, dem Kuhseetriathlon.
Das Kraulen gelernt und hart im Krumbacher Freibad trainiert
Auch die zukünftige Schwiegermutter ihres kleinen Bruders ist eine begeisterte Sportlerin und Triathletin. Sie hat bereits am weltberühmten Iron Man auf Hawaii teilgenommen und Sonja Eser vorgeschwärmt, wie großartig solch eine Großveranstaltung sein kann. Die beiden Frauen hatten sich vorgenommen, gemeinsam an einem Wettbewerb teilzunehmen und sind auf das Schwimmevent in Österreich, dem „Wörthersee Swim“ gestoßen.
Trotz vieler Schwierigkeiten wie etwa das Hochwasser Anfang Juni und die damalige kurzfristige Schließung des Krumbacher Freibades, einer ihrer Haupttrainingsstätten, kam sie in diesem Sommer auf 400 geschwommene Kilometer. Das meisterte sie neben Beruf und Familie, sie ist Mutter von drei Kindern. Hilfreich für den Wettkampf waren nicht nur „die guten Trainingsmöglichkeiten in der herrlichen Anlage des Freibades in Krumbach“, sondern so Eser, „die vielen hilfreichen Tipps und die positive Energie der großartigen Schwimmerfamilie dort“. Insbesondere der besuchte Vhs-Kurs bei Constanze Jäger „Kraulen wie ein Profi“ half ihr, sich technisch deutlich zu verbessern.
Die Schwimmtrainerin gab ihr auch wichtige Ratschläge zu den Trainingseinheiten und der Ernährung unmittelbar vor dem Wettkampf. So stellte sie etwa ihre Ernährung vor dem Event auf ein Maximum an Kohlenhydrate um. Am Tag des Wettbewerbes hatte Sonja Eser trotzdem ein mulmiges Gefühl, ob sie sich nicht zu viel vorgenommen hatte. Es herrschte strahlender Sonnenschein, der Wörthersee hatte angenehme 24 Grad. Sonnenschein.
Karibik der Alpen: Traumstrecke mit nur 55 Teilnehmern
Für die 17-km-Distanz traten 55 Teilnehmer an, bestehend aus Amateuren und Profis aus aller Welt. Das internationale Flair gefiel Sonja Eser besonders gut. „Die Atmosphäre war sagenhaft großartig, alle waren supernett.“ Die Gruppe der Schwimmerinnen und Schwimmer wurde von mehreren Begleitbooten gesichert. Auf der Strecke befanden sich Verpflegungsstationen. Aus einem Pulk an Schwimmern wurde innerhalb kürzester Zeit eine lange Reihe, die sich bald auflöste und es bildeten sich kleinere Grüppchen. Bis Sonja Eser ihren eigenen Schwimmrhythmus erreichte, dauerte es eine Weile. Ab der Hälfte der Strecke schwamm sie mit einem Engländer, der das gleiche Tempo hatte wie sie. Sie war bedacht, ihre Kräfte einzuteilen. Bei Kilometer 6 bekam sie einen leichten Krampf, der jedoch bald wieder verschwand. Ufer und Ziel waren noch lange nicht sichtbar.
Bei den Kilometern 8 bis 12 gab es hohe Gegenwellen, mit denen die Schwimmerin zu kämpfen hatte. Bei Kilometer 14 steuerte Sonja Eser ein Verpflegungsboot an und ließ sich einen Powerriegel geben. Ihr Ziel war es, trotz aller Anstrengung, Spaß am Schwimmerlebnis zu haben und, wenn möglich, zu finishen, also ins Ziel zu kommen. Die letzten Kilometer beschreibt Sonja Eser als einen absoluten Genuss. Sie hatte das Gefühl, durch ein magisches Seil ins Finishertor gezogen zu werden. „Obwohl die Schwimmbrille dichthielt, war die Sicht auf dem letzten Kilometer verschwommen, weil es die Freudentränen nur so herausdrückte“, erinnert sich Eser.
Nach 6:05 Stunden erreichte sie überglücklich das Finishertor. Der Jubel und die Freude, die Distanz tatsächlich geschafft zu haben, waren groß. „Es war auch ein Wahnsinnserlebnis aufgrund der fantastischen Kulisse und des Schwimmens in dem herrlich türkisenen Wasser, wie eine sechsstündige Farbenkur.“ Der Wörthersee wird oft als „Karibik der Alpen“ bezeichnet.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden