"Ich habe schon als 15-Jähriger am ersten Verkaufstag um sieben Uhr vor dem Laden gestanden und habe mein Taschengeld ausgegeben um 1000 von den roten Böllern zu kaufen, nach Silvester musste man die ganze Straße saubermachen" sagt Kevin Sonnleitner und lacht. Der 30-Jährige Münsterhauser ist Hobby-Pyrotechniker. Er hat einen Pyrotechnikerschein und darf deshalb trotz des Böllerverkaufsverbots an
Sechs Tage Vorbereitung für 20 Minuten Feuerwerk in Münsterhausen
4500 Euro Materialkosten, 150 Feuerwerksartikel, 3200 Schuss; Das sind die Kennzahlen von Sonnleitners Silvesterfeuerwerk. Eine Wiese hat er extra angemietet, die Nachbarn mussten ihr Einverständnis geben. "Letztes Jahr war es einfach eine Gaudi. Mittlerweile habe ich den Pyrotechnikerschein." Ein Angebot von der Pyrotechnikerschule hat er wahrgenommen und in der Nähe von Nürnberg im Oktober den Kurs gemacht. Damit ist jetzt ein größeres Feuerwerk möglich. Sonnleitner erwartet bis zu 400 Zuschauer, schon 2020 kamen ungefähr 150, als er ein Feuerwerk abbrannte. "Die kamen nach und nach raus, weil sie sich dachten 'oh, wie schön' und irgendwann standen überall Leute." Deshalb wollte er dieses Jahr "noch einen draufsetzen". Statt einer öffentlichen Veranstaltung mit Glühwein-Ausschank vom Münsterhauser Faschingsverein wird es wegen Corona zwar wieder ein privates Event ohne Ausschank, aber trotzdem deutlich größer als vergangenes Jahr.
Die Straßensperrung hat das Landratsamt Günzburg genehmigt, Sonnleitner sperrt den 180 Meter langen Abschnitt auf der Burtenbacher Straße zusammen mit dem Bauhof Münsterhausen ab. Auf der Straße und den Gehwegen sei genug Platz, dass sich die Zuschauer mit Abstand verteilen können, sagt er. Am Eingang der Absperrung wird darauf geachtet, dass der Abstand eingehalten wird. Das Feuerwerk hat Sonnleitner angemeldet, Eintritt nimmt er nicht, die Zuschauer können aber spenden.
Ein großes Feuerwerk zu organisieren, ist viel Arbeit: "Die Vorbereitung dauert mindestens sechs Tage", sagt Sonnleitner. Dazu gehöre Planung, Lieferung, und die Artikel zusammenzustellen genauso wie die Planung am Computer und Testläufe. "Dann kommt noch verleiten, verbinden und aufbauen. Das ist alles zusammen schon richtig viel Arbeit." Die Planung für Silvester beginne bei ihm deshalb schon am ersten Januar. Sonnleitner bestellt seine Artikel über das Jahr verteilt immer mal wieder. Im November oder Dezember bekommt er dann Lieferungen, die er in speziellen Bunkern mit ungefähr 60 Zentimeter dicken Betonwänden und speziellen Türen einlagert. "Wenn mal etwas in die Luft gehen sollte, kann nichts passieren. Dann haut es vorne nur die Türe raus und der Rest des Bunkers bleibt stehen."
Pyrotechniker zündet sein Feuerwerk per Knopfdruck
Am 31. Dezember baut Sonnleitner auf, um 18 Uhr geht das Feuerwerk los. Es dauert dann 15 bis 20 Minuten. Es besteht aus verschiedenen Produkten wie Vulkanen, Batterien und Kugelbomben in verschiedenen Größen. Die Kugelbomben, gehören zu Sonnleitners Lieblingen. "Die kann ich auf Knopfdruck schießen. Die kann man gut kombinieren, dass es nach etwas ausschaut und himmelfüllend ist." Die Kugeln kommen in ein Rohr rein und werden elektronisch gezündet. "Die schießt aus dem Rohr raus und oben zerlegt es sie."
Damit das Feuerwerk geordnet aussieht, gibt es eine Choreografie, nach der die Feuerwerkskörper nacheinander gezündet werden. "Man kann zum Beispiel mehrere Artikel gleichzeitig schießen oder bestimmte Sachen miteinander kombinieren." Das alles kann Sonnleitner genau planen: "So wie ich es programmiere, geht es später auch los, ich brauche dann nur noch auf einen Knopf drücken." Die Choreografie wird elektronisch am Computer erstellt und auf die Zündbox aufgespielt. Wie sie aussieht, kann der Pyrotechniker vorher bestimmen. "Ich habe eine Liste, auf der steht, welche Feuerwerkskörper wann schießen sollen und wie lange die gehen."
Bei einer Choreografie muss der Pyrotechniker auf einige Dinge achten: "Die Artikel, die man abfeuert, müssen gut zueinander passen. Lila und grün schaut zum Beispiel nicht so gut aus, wie gold und rot oder silber und rot." Die Farbkombinationen aus gold und rot, und gold und blau hat Sonnleitner dabei am liebsten. "Gold ist am Feuerwerk immer schön, wenn man die richtigen Artikel hat."
Das Münsterhauser Feuerwerk ist größer als das bei einem Volksfest
Und so ein Feuerwerk mit den richtigen Artikeln ist teuer: "Nur das Material kostet ungefähr 4.500 Euro." Trotzdem macht Sonnleitner das Feuerwerk vor allem für sich selbst. "Wenn es am Himmel so ausschaut, wie man es sich im Kopf vorstellt, ist das schon geil." Wie es dann ausschaut, plant er schon weit vorher: "Ich gucke mir Videos an und kombiniere mir die Effekte grob zusammen." Die Vorstellung, wie etwas später ausschaut, habe er ungefähr im Kopf und bestelle so dann auch die Artikel. "Am Ende des Jahres wird dann alles kombiniert." Weil das viel Arbeit ist, braucht Sonnleitner einen halben Tag, um zu entscheiden, welche Artikel er für das Feuerwerk nimmt.
Dieses Jahr werden es ungefähr 150 sein, die er zündet und in die Luft fliegen lässt. Sein Feuerwerk hat insgesamt 3200 Schuss. "Das gibt’s bei keinem Volksfest", sagt Sonnleitner und er glaube, der ein oder andere hielte ihn für verrückt, wenn er das große Feuerwerk sieht.
Sein Hobby macht er jetzt auch zum Beruf. Sonnleitner, der hauptberuflich als Lackierer arbeitet und nach acht Jahren als Kleinunternehmer im Frühjahr 2022 seine eigene Lackiererei eröffnet, betreibt künftig auch einen Shop für Feuerwerkskörper und hat schon welche an Firmen verkauft. „Das ist die Steigerung von allem anderen“, sagt er mit Stolz in der Stimme. Ihn und sein Feuerwerk kann man auch für Veranstaltungen buchen. „Ich habe schon fünf Aufträge“, sagt er. 2022 ist er auf zwei Geburtstagen und zwei Hochzeiten: „Ich baue an einem Tag auf, zünde und räume auf.“ Schon in diesem Jahr hat er einen Auftrag für Silvester. Sonnleitner stellt ein Feuerwerk zusammen. Vor Ort ist er nicht, weil er sein eigenes abbrennt.