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Münsterhausen: Anton Schwarzkopf: Der Pionier des Achterbahnbaus hätte 100. Geburtstag gefeiert

Münsterhausen

Anton Schwarzkopf: Der Pionier des Achterbahnbaus hätte 100. Geburtstag gefeiert

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    Ein Blick in die Vergangenheit: Anton Schwarzkopf in der Himalaya-Achterbahn. Der Unternehmer aus Münsterhausen starb im Jahr 2001.
    Ein Blick in die Vergangenheit: Anton Schwarzkopf in der Himalaya-Achterbahn. Der Unternehmer aus Münsterhausen starb im Jahr 2001. Foto: Sammlung Anton Schwarzkopf

    Anton Schwarzkopf, Innovator und weltweit anerkannter Konstrukteur von Achterbahnen und Fahrgeschäften, gilt als bedeutsamster Unternehmer der Marktgemeinde Münsterhausen. In diesem Jahr hätte er seinen 100. Geburtstag gefeiert.

    Schwarzkopf wurde am 8. Juli 1924 in Behlingen geboren. Nachdem er Anfang der 1950er-Jahre die Schwarzkopf GmbH, die ursprünglich Wohnwägen für Schausteller produzierte, von seinen Eltern Anton Sr. und Maria Schwarzkopf übernommen hatte, wuchs diese durch die Erfindungen des Unternehmens gewaltig. Den Anfang machte eine mehr zufällige Anfrage eines Schaustellers. 1954 gab Gottlieb Löffelhardt den Umbau seiner doppelstöckigen Geisterbahn sowie die Firma Willenborg den eines Rundfahrgeschäftes in Auftrag. Weil diese Aufträge erfolgreich ausgeführt wurden, ermutigte Löffelhardt den jungen Anton Schwarzkopf, sich an neue Bauaufgaben und eigene Konstruktionen von Schaustellergeschäften zu wagen. Löffelhardt erzählte von der Idee eines Schienengeschäftes, eine Kombination von Achterbahn und Geisterbahn. Das Geschäft floriert von Beginn an.

    Die erste deutsche Stahlachterbahn wird realisiert

    Entscheidende Veränderungen brachte das Jahr 1963, als die Hamburger Schaustellerfirma Josef Schippers & Otto van der Ville, bei Schwarzkopf einen Autoskooter aus Stahl bestellen wollte. Bei den Vorgesprächen machten Schwarzkopf und die Auftraggeber im Ingenieurbüro Brunner aus München die Bekanntschaft des jungen Studenten der technischen Hochschule in München, Werner Stengel, der bei Brunner einen Ferienjob ausübte. Während des Baus des Autoskooters lernten sich die Auftraggeber, Schwarzkopf und Stengel, näher kennen. Josef Schippers & Otto van der Ville waren begeistert von der Präzision und der Optimierung des Gewichtes durch Materialeinsparung. Dies kam ihrem Wunsch entgegen, auch eine Achterbahn aus Stahl zu erwerben. So wurde 1964 die erste deutsche und gleichzeitig auch erste transportable Stahlachterbahn realisiert und das Erfolgsduo Schwarzkopf und Stengel arbeiteten fortan gemeinsam an der erfolgreichen Firmemzukunft.

    1966 baute die Firma Anton Schwarzkopf ihre ersten beiden Riesenräder für die Freizeitparks Grõna Lund in Stockholm und Liseberg in Gôteburg. 1968 konstruierte Schwarzkopf für die Firma Willenborg das weltweit erste 33 Meter hohe Riesenrad, dass auf insgesamt vier Wägen transportiert werden konnte. 1969 lieferte Schwarzkopf für die „Bundesgartenschau in Dortmund“ ein 40 Meter hohes Riesenrad. Das Geschäft mit den Rädern florierte und so folgten eine Vielzahl an großen und kleinen Riesenrädern, die jedoch alle sehr viel massiver und schwerer gebaut worden waren.

    Noch immer auf dem Oktoberfest

    Von 1961 bis 1973 wurden für die Firma Stetter in Memmingen Betonmischer mit Zubehör für LKWs gebaut. Zudem wurde hierfür auch Konstruktions- und Entwicklungsarbeit geleistet. Fahrgeschäfte waren bis ca. 1970 mehr oder weniger ein „Nebenerwerb“. Zehn Jahre später, 1979, baute Schwarzkopf sein letztes Riesenrad für die Schaustellerfamilie Willenborg in einer damals gigantischen Höhe von 50 Metern. Der Eingangsbereich wurde als „Almhütt’n“ thematisiert und es ist noch heute auf dem Oktoberfest in München zu finden.

    Die Erfinder des Achterbahn-Loopings

    Mitte der Siebzigerjahre bahnte sich dann eine Revolution im Achterbahnbau an. Schon 1974 hatten die Betreiber des kalifornischen Parks „Six Flags Magic Mountain“ bei Schwarzkopf angefragt, ob es nicht doch möglich sei, eine Anlage mit einem Looping zu bauen. 1976 konnte Stengel Anton Schwarzkopf vom Prinzip der „Herzlinie“ überzeugen. Der klassische kreisrunde Looping wird durch einen „tropfenförmigen“ Looping ersetzt. Die Anpassung machte den Weg frei für die Umsetzung der Superlative, die mit einem einzelnen Looping begann und schließlich zum Olympia-Looping führte. Die beiden Herren sind somit die Erfinder des Achterbahnloopings und revolutionierten den Achterbahnbau grundlegend.

    Der Schriftzug der Firma Schwarzkopf.
    Der Schriftzug der Firma Schwarzkopf. Foto: Gerstlauer Amusement Rides

    Danach perfektionierten Anton Schwarzkopf und sein Diplom-Ingenieur Werner Stengel gemeinsam das Erlebnis einer Achterbahnfahrt, indem sie eine glatte und frei von Schlägen verlaufende Fahrt anstrebten. Nicht selten wollte Schwarzkopf „mit dem Kopf durch die Wand“. So hielt er es auch im Umgang mit seinen Mitarbeitern. Er führte ein strenges Regiment, war der Boss, größter Arbeitgeber der Region und dafür geschätzt, dass er auch ungelernte Hilfskräfte einstellte. Für ihn zählte vorrangig die Leistung seiner Mitarbeiter.

    Schwarzkopf testete jede Achterbahn selbst

    Bereits 1987 war Anton Schwarzkopf an Parkinson erkrankt, trotzdem blieb er bis 1993 aktiv. Auch in diesen Jahren hatten ihn gesundheitliche Rückschläge nie ganz aus der Bahn seines Lebens herauswerfen können. Ein Leben, in welchem er sich viele Träume erfüllt hatte und auch emotional mit jeder seiner Anlagen sehr verbunden war. So war er immer der Erste, der eine neue Achterbahn als Fahrgast testete. Der Autodidakt geht als einer der größten Konstrukteure und Erbauer von Achterbahnen in die Geschichte ein. Im Januar 1996 wurde er auf der „Fachmesse Interschau in München“ mit dem Ehrenpreis des „Verbandes der Deutschen Vergnügungsanlagenhersteller“ ausgezeichnet.

    Der Mensch Anton Schwarzkopf galt als typischer Schwabe und war in seiner Heimatgemeinde sehr beliebt. In den 1960er und 1970er Jahren war er zweiter Bürgermeister von Münsterhausen und Ehrenmitglied in verschiedenen Vereinen. Er unterstützte den Vereinshallenbau des örtlichen Sportvereins. Als Ehrerbietung ließ seine Heimatgemeinde den weltberühmten Schriftzug „Schwarzkopf“ auf dem Dach des ehemaligen Werk I bis zu seinem Tod stehen. Anton Schwarzkopf verstarb nach seinem langjährigen Parkinson-Leiden am 30. Juli 2001.

    Die alte Ansichtskarte von Münsterhausen zeigt die Traglufthalle der Firma Schwarzkopf, die seinerzeit einzigartig in Süddeutschland war.
    Die alte Ansichtskarte von Münsterhausen zeigt die Traglufthalle der Firma Schwarzkopf, die seinerzeit einzigartig in Süddeutschland war. Foto: Gerstlauer Amusement Rides

    Im Jahre 1982 gründete Hubert Gerstlauer, ehemaliger Mitarbeiter der Schwarzkopf GmbH, eine eigene Firma, die er „Gerstlauer Elektro GmbH“ nannte. Mit dieser lieferte er den Anlagen von Schwarzkopf elektrische und pneumatische Systeme, bevor er im Jahre 1992 nach dem Konkurs der Firma Schwarzkopf einen Teil der Produktionshallen erwarb und dort die Herstellung von Fahrgeschäften und Achterbahnen fortführte. Im März 2007 wurde das Unternehmen mit Bezug auf die ausgeweitete Produktpalette in „Gerstlauer Amusement Rides GmbH“ umbenannt. Mit einer ganzen Produktpalette an vielseitigsten Achterbahnmodellen ist die Firma weltweit führend und konnte bereits zahlreiche Erfolge und Ehrungen einheimsen. Eine Erfolgsgeschichte, die noch nicht zu Ende geschrieben ist.

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