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Maria Vesperbild: Was Wallfahrtsdirektor Reichart zum Finale seiner Zeit in Vesperbild plant

Maria Vesperbild

Was Wallfahrtsdirektor Reichart zum Finale seiner Zeit in Vesperbild plant

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    Der Maria Vesperbilder Wallfahrtsdirektor Erwin Reichart in der Fatima-Grotte. Zum Ende des Monats geht er in den Ruhestand.
    Der Maria Vesperbilder Wallfahrtsdirektor Erwin Reichart in der Fatima-Grotte. Zum Ende des Monats geht er in den Ruhestand. Foto: Peter Bauer

    "Es sind die Bildhauerwerkstätten Graf aus Eichstätt, es gibt Details zur Neugestaltung der Grotte": Als Wallfahrtsdirektor Erwin Reichart die WhatsApp-Nachricht liest, wird spürbar, wie intensiv er sich mit den Planungen für die Marienfigur in der Maria Vesperbilder Fatima-Grotte beschäftigt. Dabei gerät ein Thema in den Hintergrund, das für die Wallfahrtsdirektion wie für ihn persönlich ein besonderer Einschnitt ist. Es ist Reicharts Abschied, er geht zum 1. Februar in den Ruhestand. Seine Nachfolge? In den nächsten Tagen soll die Entscheidung bekannt gegeben werden, kündigt Reichart an.

    In diesen besonderen Lebensaugenblicken bleibt Reichart sich selbst treu. Die eigene Person in den Vordergrund stellen, das ist eine fremde Welt für ihn. Er spricht über die jahrelange Renovierung der Wallfahrtskirche, darüber, dass da immer noch "einige Dinge unerledigt sind". Diverse Türen würden klemmen, die Lichttechnik sei noch unvollendet. Man ahnt, welch ein Kraftakt die Renovierung der 1754/56 erbauten Kirche war. Er hält kurz inne, dann sagt er, dass er seinem Nachfolger alles "ordentlich" übergeben möchte.

    Hartnäckig hielt sich bis zuletzt das Gerücht, dass gar Erzbischof Georg Gänswein neuer Wallfahrtsdirektor wird. Darauf angesprochen, lächelt Reichart. Er werde dazu nichts sagen, die Entscheidung der Diözese mit Bischof Bertram Meier an der Spitze werde am Sonntag, 14. Januar in den Messen in Maria Vesperbild bekannt gegeben und auch einer breiten Öffentlichkeit mitgeteilt. 

    Erwin Reichart bei seiner Einschulung. Er wuchs in Kleinweiler/Allgäu auf. Dorthin kehrt er jetzt wieder zurück.
    Erwin Reichart bei seiner Einschulung. Er wuchs in Kleinweiler/Allgäu auf. Dorthin kehrt er jetzt wieder zurück. Foto: Sammlung Reichart

    Monsignore Reichart trat 2018 die Nachfolge von Prälat Wilhelm Imkamp, der 30 Jahre an der Spitze der Wallfahrtsdirektion stand, an. Mit Blick auf sein Alter und seine Gesundheit sei es jetzt an der Zeit, die Wallfahrt in jüngere Hände zu übergeben, die Leitung sei ein Posten, der "die ganze Kraft erfordert". Reichart wird am 28. Januar 70 Jahre alt. Sein Geburtstag fällt auf einen Sonntag. Reichart wird an diesem Tag seine letzte Messe (ab 10.15 Uhr) als Wallfahrtsdirektor zelebrieren, danach werde es im Pilgerhaus einen Empfang geben. "Nichts Großes", wie er betont. 

    Der Wallfahrtsdirektor verspürt auch ein "ungläubiges Staunen"

    Natürlich sei da eine Erleichterung, aus dem täglichen Stress herauszukommen. Aber da sei auch ein "ungläubiges Staunen", sagt er mit leiser Stimme. Reichart wird nun in einer gewissen Weise an die Anfänge seines Lebens zurückkehren. Wohnen wird er im Haus seiner Großeltern und Eltern im rund 800 Einwohner zählenden Dorf Kleinweiler südöstlich von Isny/Allgäu. Dort ist Reichart aufgewachsen. Seine mittlerweile verstorbenen Eltern waren in einer Spulenfabrik angestellt, Reichart arbeitete zunächst als Betriebsschlosser. Priester? Reichart entschloss sich relativ spät dazu, seine Primiz fand 1983 statt. 

    Lange war er Dekan für den Bereich Kaufbeuren, seine Berufung zum Wallfahrtsdirektor durch den damaligen Augsburger Bischof Konrad Zdarsa 2017 kam überraschend. Sein Vorgänger Imkamp, weltgewandt, Gast in bekannten Talkshows – und dann der "Bauern-Pfarrer Reichart", wie Reichart nicht ohne Selbstironie rückschauend kommentiert? Der "Bauern-Pfarrer" fand in Vesperbild seine eigene, unverwechselbare Identität. Dabei entwickelte er eine intensive Beziehung zur malerischen Landschaft rund um Vesperbild, die er als "Dom der Natur" bezeichnet. 

    Der Versperbilder Wallfahrtsdirektor Monsignore Erwin Reichart war in der Region immer wieder mit seinem E-Bike unterwegs.
    Der Versperbilder Wallfahrtsdirektor Monsignore Erwin Reichart war in der Region immer wieder mit seinem E-Bike unterwegs. Foto: Wallfahrtsdirektion Maria Vesperbild

    Ähnlich wie Imkamp gelang es Reichart, bekannte Geistliche nach Maria Vesperbild zu holen. 2022 den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki, 2023 Erzbischof Georg Gänswein, im August 2024 kommt der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer. Woelki, Gänswein und Voderholzer stehen für Skepsis mit Blick auf den "Synodalen Weg", der den Reformprozess der katholischen Kirche in Deutschland umschreibt. Reichart hat sich mit Blick darauf ähnlich klar positioniert. Dies aber gleichermaßen in der ihm eigenen Weise, die viele wohl einfach als "freundlich" bezeichnen würden. 

    Reichart geht freundlich auf Menschen zu

    Auf Menschen freundlich zugehen, das ist ihm ein Lebensanliegen. Und natürlich auch, alles "gewissenhaft" abzuschließen. So hofft er, dass der Bereich um die Marienfigur in der Fatima-Grotte bis zu seinem Abschied neu gestaltet werden kann. Auf der Basis eines Entwurfs der Reinhartshauser Künstlerin Isabella Mayr soll die Einfassung in Bronze gestaltet werden. Reichart arbeitet ferner mit den Bildhauerwerkstätten Graf aus Eichstätt (Gussmodell) und Butzon & Bercker (Bronzegießerei, Kevelaer/Nordrhein-Westfalen) zusammen. Die Marienfigur werde durch die Witterung stark in Mitleidenschaft gezogen. Durch die Neufassung könne dies verhindert werden. Reichart rechnet etwa 50.000 Euro Kosten. 

    In seiner Allgäuer Heimat, in die Reichart dann zieht, werde er in der Pfarreiengemeinschaft Weitnau seinen Heimatpfarrer unterstützen, "so gut es noch geht". Mit der Geschichte seines Heimatdorfes möchte er sich beschäftigen, ebenso mit der Bedeutung des Volksaltars. Er spricht von Reisen ins Heilige Land und er freut sich auf "mehr Zeit für das Gebet". Reichart lehnt sich zurück, für einen Moment scheint er mit sich allein zu sein. "Ich bin gerne auf dieser Welt", sagt er dann. Aber er möchte sich auch bewusst "auf die Ewigkeit vorbereiten". 

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