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Langenhaslach: Mit Streuobstwiesen will ein Verbund für Naturschutz sorgen

Langenhaslach

Mit Streuobstwiesen will ein Verbund für Naturschutz sorgen

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    Die Streuobstwiesen in Schwaben vermehren, dafür soll ein Streuobstwiesen-Verbund-Verein gegründet werden. Das Interesse war bei der ersten Versammlung überraschend groß.
    Die Streuobstwiesen in Schwaben vermehren, dafür soll ein Streuobstwiesen-Verbund-Verein gegründet werden. Das Interesse war bei der ersten Versammlung überraschend groß. Foto: Marina Behr

    Natur-, Landschafts-, Arten- und Klimaschutz zählen zu den wichtigen Themen unserer Zeit. Es ist viel in Bewegung gekommen, um der Zerstörung unserer natürlichen Lebensgrundlagen entgegenzuwirken, aber es sei immer noch viel zu wenig. Die Politik tue sich schwer mit dem Umsteuern, sie brauche die Unterstützung aus der Zivilgesellschaft, meinte Jakob Nagengast, Projektmanager für Natur- und Umweltschutz, bei der vorbereitenden Versammlung zur Gründung eines Streuobstwiesen-Verbunds für unsere Region. Sich als Bürger zusammenzuschließen und sich zu engagieren, dazu waren die rund 50 Teilnehmer an der Veranstaltung im Pfarrstadel von Langenhaslach der Einladung von Harald Behr gefolgt. Streuobstwiesen-Initiativen gibt es bereits einige, vor allem im benachbarten Bundesland Baden-Württemberg. Sie könnten zu einem starken Faktor der Trendumkehr werden, auch weil sie zur Bewusstseinsänderung in der Bevölkerung zur Umweltpädagogik für Kinder und Jugendliche beitragen, hieß es hier.

    Für die Übernutzung des Planeten Erde legte Nagengast Fakten vor, die für sich selbst sprachen. Die Steigerungsraten bei Methankonzentration, Düngererzeugung, Meeresfischerei, Süßwasserverbrauch oder Urwaldrodung, um nur ein paar Beispiele anzuführen, seien gigantisch. Das Problem sei, so Nagengast, dass immer Fläche gebraucht werde, egal ob für Wohnen und Verkehr, für die Nahrungsmittelproduktion wie für den Klimaschutz und die Biodiversität. Der entscheidende Vorteil von Streuobstwiesen liege darin, dass sie eine besonders effektive Mehrfachnutzung erlaubten. Hier würden Nahrung erzeugt, Holz, Streu und Futtermittel. Gleichzeitig böten Streuobstwiesen Lebensräume für viele Tier- und Pflanzenarten. Sie leisteten einen klimatischen Ausgleich für Dörfer und Städte, sie verschönerten die Landschaft.

    Experte findet: Die Landschaft ist "ausgeräumt"

    Der zweite Referent der Veranstaltung, Philipp Unterweger, meinte, dem geschulte Auge des Biologen zeige sich die schwäbische Landschaft als kaputt und verarmt: begradigte Flüsse, Monokulturen, zu oft gemähte Wiesen, insgesamt eine "ausgeräumte" Landschaft. Pflanzen könnten wir säen, Tiere aber nicht. Die falschen Weichenstellungen der letzten Jahrzehnte hätten die Zahl der Insekten bedrohlich reduziert. Streuobstwiesen erfüllten, so Unterweger, die meisten der globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung der Agenda 2023. Früher hätten sie neben den Obstbaumalleen das Bild unserer Landschaft geprägt. "Wir hatten sie und wir brauchen sie wieder", forderte Unterweger.

    Das sind Streuobstwiesen

    Auf Streuobstwiesen stehen verschiedene Obstbäume wie Äpfel, Birnen, Kirschen, Pflaumen oder gar Walnüsse verstreut.

    Wegen ihrer Artenvielfalt tragen sie zum Erhalt der genetischen Vielfalt für Tiere und Pflanzen bei.

    Die Nährstoffknappheit durch die fehlende Düngung und seltene Mahd bewirken, dass keine Pflanzenart überhand nehmen kann.

    Mehr als 5000 Tier- und Pflanzenarten leben auf Streuobstwiesen.

    Sie sind Lebensraum vieler vom Aussterben bedrohter Vogel-, Käfer- und Schmetterlingsarten und bieten ihnen Nahrung, Nist- und Rastplatz.

    Baumhöhlen sind für Insektenarten sowie für Höhlenbrüter (Steinkauz, Wendehals, Grün- und Buntspecht) ein selten gewordener Lebensraum.

    Auch Baumschläfer, Siebenschläfer, Haselmaus und Fledermäuse nutzen die alten Bäume als Quartier.

    Streuobstbestände liefern als Windbremse und Schattenspender einen Beitrag zum Klimaausgleich.

    Die Wiesen gelten als Arche Noah für alte Obstsorten.

    Die Hölzer der Streuobstbäume sind für den Möbelbau und auch zum Bau von Musikinstrumenten gesucht.

    Das Gros der Anwesenden, Eigentümer von Streuobstwiesen, Planer, Gartenliebhaber sowie Streuobstverwerter, unterschrieb die ausgelegten Beitrittslisten zum Verein. Zur nächsten Sitzung wollen Marina und Harald Behr eine Vereinssatzung vorlegen und diskutieren. Dann soll der

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