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Landkreis Günzburg: Warum Fische in Zuläufen der Mindel und der Kammel sterben

Landkreis Günzburg

Warum Fische in Zuläufen der Mindel und der Kammel sterben

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    Anders als im Freibad im Hintergrund ist das Wasser in der Kammel im Sommer weniger geworden.
    Anders als im Freibad im Hintergrund ist das Wasser in der Kammel im Sommer weniger geworden. Foto: Piet Bosse

    Anfang dieser Woche haben freiwillige Helfer 50 Bachforellen aus dem Mindelzulauf gerettet. Die Fische drohten zu sterben, weil der Wasserstand zu niedrig war. Das ist kein Einzelfall, die immense Trockenheit mache allen Flüssen und Bachzuläufen zu schaffen, sagt Ottmar Frimmel, Naturschutzbeauftragter im Landkreis Günzburg. Er sieht in den kommenden Jahren Veränderungen auf die Natur zukommen.

    Zwar habe es in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag heftig geregnet und die Lage sich dadurch etwas entspannt, allerdings sei in den Flüssen im Landkreis trotzdem deutlich weniger Wasser. Eine Erklärung dafür, dass Bachforellen aus dem Mindelzulauf gerettet werden mussten, hat er auch: „Forellen brauchen sauerstoffreiches, kühles Wasser, wenn Wassermangel ist und das Wasser sich erwärmt, haben sie ein Problem.“ Anders verhalte sich das bei Karpfen oder Schleien, die in stehenden Gewässern leben. „Wenn Nebenbäche austrocknen, ist der Lebensraum ganz weg, aber wenn kleine Bachläufe, die sauerstoffreich und kühl sind, plötzlich immer wärmer werden, verändern sich die Lebensräume.“

    Das Hauptproblem für das Fischsterben liegt in den Seitenbächen

    Durch Regen würde sowohl Bewegung als auch Sauerstoff in die Gewässer kommen, durch die Hitze finden solche, für Gewässer wichtige Kreisläufe aber nicht statt. Deshalb leiden nicht nur Fische wie Forellen oder Eschen, sondern auch andere Lebewesen: „Libellen brauchen auch eine leichte Fließgeschwindigkeit, wenn das Wasser sich erhitzt und nur Algen blühen, haben diese Lebewesen ein Problem.“ Davon seien beispielsweise auch Muscheln, Schnecken oder Wasserkäfer betroffen, von dem heißen Sommer würden hingegen Heuschrecken oder Grillen profitieren. „Die haben sich gut vermehren können.“ Frösche hingegen hätten ein Problem, sich zu vermehren, wenn die Pfützen fehlen.

    Gottfried Riederle ist Vorsitzender vom Fischereiverein Krumbach und Umgebung, er sieht das Problem vor allem in den kleinen Gewässern, die in die Mindel oder in die Kammel fließen. „Die Oberläufe und die Zuflüsse scheinen das Problem zu sein, denn diese Seitenarme fallen als Erstes trocken.“ Das liege daran, dass sie sowieso wenig Wasser haben. „In der

    Was in Zukunft noch passiert, sei schwierig einzuschätzen, doch, wenn es nicht bald mehr regne, werden wohl weitere Fische sterben, sagt Riederle. Wie viele Fische in diesem Sommer bisher in Krumbach und Umgebung verendet seien, könne er nicht sagen. „Vielleicht gibt es auch trockengelegte Seitenarme, die noch niemand gesehen hat, weil sie zugewachsen sind.“ Bei der Flossachmündung in Mindelzell kämen zumindest wenig tote Fische an, sagt Riederle. „Die automatische Rechenanlage dort würde die nach außen transportieren, da würde man das sehen.“

    Langfristig gibt es andere Fischarten

    Dass Fische sterben, ist ein Problem, das uns auch in den kommenden Jahren mit steigenden Temperaturen beschäftigen wird. „Die Natur muss sich anpassen“, sagt Ottmar Frimmel. Das Tempo der Veränderung findet er problematisch. Arten würden sich normalerweise über Jahrzehnte an Niederschläge und Temperaturen anpassen, der Wandel der Natur sei aber schneller. „Die Fichte ist ein Verlierer, wir haben viele Fichtenwälder, aber in Zukunft werden andere Baumarten auftauchen, weil die niederschlagsreichen Zeiten vorbeigehen.“ Die Natur gleiche sich auch hier an südlichere Länder im Mittelmeerraum an. „Die Vegetation verändert sich und die Tierwelt passt sich an.“ In der Wüste gebe es beispielsweise Froscharten, die jahrelang eingebuddelt seien und aufwachen, wenn es regnet.

    Für die Zukunft von Fischen heißt das, dass hier langfristig jene durch die Bäche und Flüsse schwimmen, die das jetzt in Südeuropa tun. „Die Arten werden sich verschieben.“ Angelvereine steuern dagegen, indem sie Gewässer mit Fischen besetzen. Auch hier müsse man sich aber anpassen, sagt Frimmel. „In gewisse Gewässer passt halt keine Forelle.“ Die Fischarten müssen in die Gewässer gesetzt werden, in die sie passen. Man könne in Gewässer, in denen beispielsweise Forellen schwimmen, zwar Sauerstoff einbringen, doch das sei nicht der Sinn: „Angepasste Fischarten müssen in entsprechende Gewässer und die Natur muss das selbst regeln.“ Frimmel ergänzt, der Mensch solle nicht immer Arzt spielen. „Es ergibt keinen Sinn, Forellen in einen See reinzuschmeißen und das Gewässer künftig zu belüften, das ist ja kein Aquarium, sondern die freie Natur.“

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