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Landkreis Günzburg: Überlebenskampf in den Fluten: Wildbestand im Landkreis stark reduziert

Landkreis Günzburg

Überlebenskampf in den Fluten: Wildbestand im Landkreis stark reduziert

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    Dieses Reh hat sich vor den Fluten der Donau in Sicherheit gebracht. Für viele andere Tiere gab es keine Rettung mehr.
    Dieses Reh hat sich vor den Fluten der Donau in Sicherheit gebracht. Für viele andere Tiere gab es keine Rettung mehr. Foto: Jan Nienheysen, dpa (Archivbild)

    Das ganze Ausmaß ist noch gar nicht bekannt. Doch schon jetzt gehen Experten davon aus, dass es bei der Hochwasserkatastrophe in allen Flusstälern an Donau, Mindel, Günz und Kammel dramatische Verluste an Wildtieren gegeben habe. Werner Blaha, Jagdberater für den nördlichen Landkreis

    Überflutete Wiesen, die Auwälder an der Donau meterhoch unter Wasser, durchgespülte Hecken: Das Wild habe keine Chance zu entkommen und ertrinke, betont Blaha. Er selbst habe Aufnahmen von Drohnen und Wildkameras gesehen, auf denen Rehe in den Fluten ums Überleben kämpfen. Blaha: „Wir müssen davon ausgehen, dass in vielen Revieren der Wildbestand auf ein Minimum reduziert ist.“

    Erhebliche Auswirkungen auf Artenvielfalt und Biodiversität

    Auch Matthias Martini, Vorsitzender des Jägervereins Krumbach, zieht eine verheerende Bilanz der Überschwemmungen. Auf den Wiesen seien viele Kitze, Hasen, Rebhühner, Fasane getötet oder die Gelege von Bodenbrütern zerstört worden, durch den anhaltenden Regen junge Störche an Unterkühlung gestorben. Auch für das Schutzgebiet im Mindeltal, Lebensraum für den Brachvogel und Kiebitz, hat Martini schlimmste Befürchtungen. „Die Hochwasserkatastrophe hat erhebliche Auswirkungen auf die Artenvielfalt und Biodiversität.“

    Hasen und Rehe flohen vor dem Hochwasser in der Region und retteten sich auf die wenigen trockenen Stellen.
    Hasen und Rehe flohen vor dem Hochwasser in der Region und retteten sich auf die wenigen trockenen Stellen. Foto: Matthias Stark

    Der Burgauer Werner Blaha, Pächter des 760 Hektar großen Gemeinschaftsjagdreviers Wettenhausen mit Hammerstetten und Kleinbeuren, kann sich an eine Flutwelle dieses Ausmaßes mit seinen gravierenden Folgen für das Niederwild nicht erinnern. Vor allem die Auwälder an der Donau seien ein „wunderbares Rückzugsgebiet“ etwa für die Rehe. „Jetzt wurden sie zur Todesfalle“, sagt der passionierte Waidmann, der seit über 45 Jahren auf die Jagd geht. Erst vor Kurzem habe er an der Kammel, die durch sein Revier führt, einen Wiedehopf beobachtet, ein absoluter Glücksfall, wie er sagt. „Ich weiß noch nicht, was mit dem seltenen Vogel passiert ist.“

    Erst nach Monaten wird das Ausmaß der verstorbenen Tiere ersichtlich

    Matthias Martini, Jäger im Revier Oberegg, spricht noch ein weiteres Problem an. Durch das Hochwasser seien auch viele Tierfamilien getrennt, das Wild aus seinen angestammten Lebensräumen vertrieben worden. „Die Tiere wissen nicht, wo die nächstgelegene Deckung oder Nahrung zu finden ist. Sie kennen weder Straßen noch Wege und sichere Fluchtrouten und irren umher.“ Sein Appell: „Lassen Sie die Tiere in Ruhe, halten Sie Abstand und lassen Sie auch Ihre Hunde an der Leine.“ 

    Dieses Reh hat das Hochwasser überlebt. Möglicherweise ist es aber orientierungslos und wurde von seiner Familie getrennt.
    Dieses Reh hat das Hochwasser überlebt. Möglicherweise ist es aber orientierungslos und wurde von seiner Familie getrennt. Foto: Jana Korczikowski

    Noch gebe es keine Statistik, wie viel Wild durch die Überschwemmungen tatsächlich zu Tode kam, sagt Werner Blaha. Erst im Verlauf des Sommers oder im Herbst werde man klarer sehen. Doch schon jetzt zeichne sich ab, dass die Katastrophe massiven Einfluss auf künftige Wildbestände hat. Der Zuwachs in den nächsten Jahren wird nach seiner Meinung deutlich geringer sein. „Ich gehe zudem davon aus, dass in manchen Revieren schon die laufenden Abschusspläne nicht erfüllt werden können.“ Er stehe bereits in engstem Kontakt mit der Unteren Jagdbehörde im Landratsamt. Blaha: „Wir werden das Thema in aller Ruhe aufarbeiten.“ 

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