Startseite
Icon Pfeil nach unten
Krumbach
Icon Pfeil nach unten

Landkreis Günzburg: Nach nächtlichem Unfall auf B300: Polizei gibt Tipps für Radfahrer

Landkreis Günzburg

Nach nächtlichem Unfall auf B300: Polizei gibt Tipps für Radfahrer

    • |
    An dieser Stelle wollte kürzlich ein Radfahrer nachts die B300 von Thannhausen aus (im Hintergrund) in Richtung Oberrohr überqueren. Ein Autofahrer konnte ihn erst spät erkennen und stieß mit ihm zusammen.
    An dieser Stelle wollte kürzlich ein Radfahrer nachts die B300 von Thannhausen aus (im Hintergrund) in Richtung Oberrohr überqueren. Ein Autofahrer konnte ihn erst spät erkennen und stieß mit ihm zusammen. Foto: Annegret Döring

    Eine Bewegung, die der Autofahrer in letzter Sekunde in der Dunkelheit wahrnimmt, und schon bedeutet ein darauffolgender dumpfer Aufprall, dass etwas Schlimmes passiert ist. Das Leid ist groß, wenn ein Radfahrer oder Fußgänger unter die Räder gekommen oder über die Windschutzscheibe geschleudert ist. Am Sonntag vor einer Woche erst verunglückte auf diese Weise ein Radfahrer zwischen Thannhausen und Oberrohr im südlichen Landkreis Günzburg auf der B300. Der zunächst lebensbedrohlich verletzte Radfahrer sei inzwischen auf dem Weg der Besserung, berichtet die Polizei, mit der die Redaktion darüber sprach, wie Verkehrsteilnehmer sicherer in der Dunkelheit unterwegs sein können. Auch ein Vertreter der Kreisverkehrswacht im

    An der Unfallstelle auf der B300 zwischen St. Maria, Ursberg und dem Kreisverkehr an der Edelstetter Straße bei Thannhausen erklärt Marcus Praschivka, bei der Krumbacher Polizei zuständig für das Thema Verkehr, dass es aus Autofahrersicht an dieser Stelle schwierig sei, eine Bewegung von der Seite wahrzunehmen. Hier gebe es keine Straßenbeleuchtung und nur der Lichtkegel der Scheinwerfer erhelle die Fahrbahn. Für schwächere Verkehrsteilnehmer sei dann Sichtbarkeit in der Dunkelheit ein ganz wichtiges Sicherheitsthema. Reflektierende Kleidung und am Fahrrad reflektierende Stripes an den Speichen oder ein reflektierender Radmantel und Speichenreflektoren seien sicherheitsrelevant, wenn man nachts unterwegs sei. Eine signifikante Häufung von Unfällen in der Dunkelheit habe es zwar im Jahr 2023 nicht gegeben, sagt Praschivka, der die Zahlen herausgesucht hat. Sie bewegen sich im unteren zweistelligen Bereich. Getötet worden ist dabei niemand im vergangenen Jahr. Doch Sichtbarkeit helfe ungemein im Verkehr.

    Es gibt auch „coole“ reflektierende Kleidung

    Dieter Behrends, Fahrlehrer und Vorsitzender der Kreisverkehrswacht im Landkreis Günzburg bekräftigt das. Eine Verkehrsteilnahme im Dunklen sei für alle schwieriger als bei Tag; für Radfahrer mehr, aber auch für Fußgänger. Das Radfahren sei nur mit deutlicher Sichtbarmachung der Radler gut möglich, sonst sei es zu gefährlich im Dunkeln. Er rät zu heller Kleidung und einem Helm, eventuell mit Beleuchtung. 

    Marcus Praschivka ergänzt, dass oft Bedenken bestünden bei reflektierender Kleidung, ob diese auch „cool“ genug sei. Er fahre selber auch Rad und habe eine ganz schwarze Jacke. Sobald Licht darauf falle, reflektiere sie ganz hell. Es gebe also schon sehr modische und sichere Kleidung für den Outdoorbereich, stellt er fest. Er rät auch Eltern, ihre Kinder im Dunkeln auf dem Schulweg zum Tragen der Sicherheitsweste zu motivieren, die unter anderem die Kreisverkehrswacht allen Erstklässlern schenkt. 

    Behrends rät Radlern in der dunklen Jahreszeit mit je zwei Akkuleuchten für vorn und hinten unterwegs zu sein, denn Batterien und Akkus hätten bei Kälte weniger Leistung. Auch sollten die seitlichen Strahler in den Speichen nicht beschädigt sein. Werde eine Jacke mit Kapuze getragen, sollte man den Radhelm über die Kapuze ziehen, sonst verdecke man seinen Seitenblick. Grundsätzlich sollten Radfahrer bedenken, „wenn ich die Autos sehe, sehen mich die Autofahrer noch lange nicht“, sagt Behrends. Soweit möglich, sollten Radler auch immer einen in Fahrtrichtung rechts der Fahrbahn verlaufenden Radweg benutzen. 

    Werden Fußgänger von Autofahrern übersehen, liegt es oft an ihrer Kleidung. Experten raten daher zu reflektierenden Elementen.
    Werden Fußgänger von Autofahrern übersehen, liegt es oft an ihrer Kleidung. Experten raten daher zu reflektierenden Elementen. Foto: Lukas Schulze, dpa (Symbolbild)

    Für alle Verkehrsteilnehmer gelte, dass sie nur tagsüber von dem eigenen peripheren Sichtfeld profitierten, nachts sei es nur das ausgeleuchtete Feld der Scheinwerfer. Daher kämen Hindernisse, Tiere oder Fahrbahnveränderungen völlig „schlagartig“ auf einen zu. Wer sich also auf der Straße bewege, müsse seine Sichtbarkeit erhöhen. Die Technik im Auto sei auch relevant. Der Unterschied zwischen Fern- und Abblendlicht sei bei den neuen Scheinwerfern gewaltig. Außer es seien veränderliche Scheinwerfer verbaut, die das Feld des Gegenverkehrs aussparten und ihn nicht blendeten. Trotzdem sei dann das gesamte Umfeld beleuchtet. Die Technik gehe weiter, aber nicht jeder könne sich das modernste „Hilfsmittel“ auch leisten.

    „Leider denken viele, in der Nacht kann ich sogar schneller fahren, da ich ja den Gegenverkehr mit seinem Licht früh erkenne. Aber Tiere, Gegenstände wie Äste oder Fußgänger haben keine Beleuchtung!“, so Behrends. Da man ein Objekt so spät sehe, fahre man oft im Dunkeln zu schnell. „Unsere gefahrene Geschwindigkeit sollte sich immer an die übersehbare Strecke richten. Innerhalb dieser Entfernung sollte ich anhalten können, das heißt, nachts innerhalb der Reichweite unserer Abblendlichtscheinwerfer.“

    Radfahrer, die reflektierende Kleidung tragen, werden von anderen Verkehrsteilnehmern nicht so schnell übersehen.
    Radfahrer, die reflektierende Kleidung tragen, werden von anderen Verkehrsteilnehmern nicht so schnell übersehen. Foto: Arne Dedert, dpa (Symbolbild)

    Marcus Praschivka hat durchaus Mitgefühl mit dem am Unfall beteiligten Autofahrer. Es sei schlimm, wenn man wisse, man habe da jemanden umgefahren und man sich frage, wie derjenige wieder gesunde und ob man womöglich den Zusammenstoß hätte verhindern können. Auch Dieter Behrends erklärt: „Unfälle nachts bringen oft einen gewissen Schock im Nachgang.“ Daraus könne leicht ein Trauma werden. Daher sei es wichtig, nach so einem Ereignis bald wieder vorsichtig mit ruhigen Fahrten zu beginnen. Die Fahrer im ländlichen Bereich probierten es „leichter und früher“, da sie oft auf das Auto angewiesen seien, so seine Erfahrung. Ein paar Fahrten mit einer vertrauten Person oder einem Fahrlehrer wären bei einem Trauma hilfreich. Bei besonders deutlichen Angstgefühlen würden erfahrene Verkehrspsychologen wieder zu einem guten Zugang zum Straßenverkehr verhelfen. 

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden