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Landkreis Günzburg: Krumbacher meldet sein Kind bei Geburt an – und hat jetzt keinen Kitaplatz

Landkreis Günzburg

Krumbacher meldet sein Kind bei Geburt an – und hat jetzt keinen Kitaplatz

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    Der Landkreis Günzburg hat Eltern zur Kindertagesbetreuung befragt. Die Ergebnisse von mehr als 2000 Erziehungsberechtigten liegen nun vor.
    Der Landkreis Günzburg hat Eltern zur Kindertagesbetreuung befragt. Die Ergebnisse von mehr als 2000 Erziehungsberechtigten liegen nun vor. Foto: Jens Kalaene, dpa (Symbolbild)

    Slaven Pavlovic ist die Enttäuschung am Telefon anzumerken. Der 41-jährige Krumbacher und Vater von fünf Kindern hat zuvor eine schlechte Nachricht erhalten: Für seinen dreijährigen Sohn gibt es keinen Kindergartenplatz. "Und das, obwohl wir ihn gleich nach der Geburt angemeldet haben. Das kann doch nicht sein, ich weiß nicht, was die in der Stadt machen", berichtet er leicht aufgeregt. Kürzlich habe er im Rathaus um einen Termin gebeten, um mit dem Krumbacher Bürgermeister Hubert Fischer zu sprechen. Doch man habe ihm nur gesagt, der Bürgermeister könne nichts tun, jemand anderes sei für die Platzvergabe zuständig. Von der zuständigen Stelle heißt es laut Pavlovic nur: weiter warten und Geduld zeigen. Die Aussagen des Familienvaters decken sich mit denen von anderen Krumbacher Eltern, die ein ähnliches Schicksal teilen. Die Betreuungssituation in der Region ist teils dramatisch.

    Kita-Notstand in Krumbach: Über 100 Plätze fehlen

    Etwa 100 Kitaplätze fehlen in der etwa 14.000 Einwohner großen mittelschwäbischen Stadt. Eine vergleichsweise hohe Zahl. Bei betroffenen Eltern wächst der Unmut darüber, warum Bürgermeister, Stadtrat und Verwaltung gegen den "Kita-Notstand", wie manche bereits sagen, nichts tun. Der Stadt wird auch vorgeworfen, die Vergabe der bestehenden Betreuungsplätze nicht transparent zu gestalten. So sollen manche Eltern den Vorzug erhalten, obwohl andere viel länger auf der Warteliste stehen. 

    Bürgermeister Fischer verteidigte Anfang August im Gespräch mit unserer Redaktion den Kitaplatzmangel: "Wir Kommunen haben generell das Problem, dass es in allen Bereichen Personalmangel gibt." Man könne zwar Kitas und Schulen ausbauen, doch der entscheidende Punkt, ausreichend Personal zu finden, bleibe ungeklärt. Fischer erklärte, die Ganztagsbetreuung in der Grundschule, für die die Städte und Gemeinden verantwortlich gemacht würden, binde viel Personal. "Wir sind aber nicht untätig", sagte Fischer und verwies auf Erweiterungsprojekte, die voraussichtlich im Frühsommer 2024 realisiert werden.

    Kein Kitaplatz: Vater überlegt sich, umzuziehen

    So lange kann Slaven Pavlovic nicht warten. Er entgegnet: "Meine Frau und ich wollen und müssen beide arbeiten, wir haben nur ein begrenztes Budget." Der 41-Jährige, der vor vier Jahren aus Münsterhausen nach Krumbach gezogen war, hat sich schon überlegt, aus Krumbach wegzuziehen. "Ein schwerer Gang, aber vielleicht müssen wir ihn für unseren Sohn gehen." Ursprünglich kommt Pavlovic aus Kroatien. Dort sei alles ganz anders, sagt er. "Da kümmert sich der Bürgermeister persönlich darum, dass jedes Kind in den Kindergarten gehen kann." 

    Wie sieht die Situation der Kindertagesbetreuung im Landkreis Günzburg aus? Ab dem Schuljahr 2026/27 wird der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Kinder im Grundschulalter eingeführt. Das heißt, dass jedes Schulkind der ersten Klasse einen Anspruch auf eine Ganztagsbetreuung hat – auch in den Ferien. In den folgenden Jahren wird der Rechtsanspruch um jeweils eine Klassenstufe ausgeweitet, sodass im Schuljahr 2029/30 jedes einzelne Grundschulkind der ersten bis vierten Klassen einen Anspruch auf eine Betreuung außerhalb der regelmäßigen Schulzeit haben wird. Damit soll die Betreuungslücke, die oft nach der Kitazeit entsteht, geschlossen werden. Eltern sollen entlastet, Kinder gefördert und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessert werden. Das bedeutet aber auch: Für die Kommunen kommen weitere Aufgaben hinzu, auch, Personal zu stellen.

    Jugendhilfe- und Bildungsplanung im Landkreis Günzburg wertet Umfrage aus

    Um diesen Bedarf zu ermitteln, führte die Fachstelle für Jugendhilfe- und Bildungsplanung im Landkreis Günzburg eine Elternbefragung durch. Eltern und Erziehungsberechtigte von Kindern im Alter bis zehn Jahren konnten an der Befragung teilnehmen. Mittlerweile wurde die Umfrage ausgewertet. 2172 Erziehungsberechtigte füllten den Fragebogen für 3350 Kinder aus.

    Die Ergebnisse zeigen laut Landratsamt, dass bereits bei Kindern unter einem Jahr ein deutlicher Bedarf zur Betreuung außerhalb der Familie besteht. Bei Kindern bis sechs Jahren wünschen sich knapp 70 Prozent der Befragten eine Betreuung außerhalb der Familie. Ähnliche Zahlen gibt es für die Betreuung von Grundschulkindern. Hier wünschen sich 60 Prozent der teilnehmenden Erziehungsberechtigten eine Betreuung außerhalb der Familie. Auffällig sei hier, dass alle Formen der Betreuung für die Erziehungsberechtigten als relevant angesehen werden und nicht nur die schulischen Angebote wie Mittagsbetreuung oder offene beziehungsweise geschlossene Ganztagsbetreuung, so das Landratsamt. Auch eine Betreuung im Hort sei sehr gefragt. 

    Geld verdienen, statt Kinder erziehen: Immer mehr Eltern müssen arbeiten gehen

    Die wesentlichen Gründe für die Nachfrage nach Ganztagsbetreuung der Schulkinder seien zum einen die Erwerbstätigkeit der Erziehungsberechtigten und zum anderen der Wunsch, dass Kinder Kontakt zu Gleichaltrigen haben. Die gewünschten Betreuungszeiten, so das Ergebnis der Umfrage, liegen hauptsächlich zwischen 7.30 und 16 Uhr. Grundsätzlich seien die meisten Eltern bereit, für die Kinderbetreuung zu bezahlen. Allerdings müssten Kosten und „Nutzen“ für die Familie in Relation stehen. 

    Die Trägerschaft spielt für den Großteil der Befragten laut Umfrage keine Rolle. Wenn ein spezieller Träger gewünscht ist, dann hauptsächlich die Kommune oder Kirche. Mehr als 40 Prozent der teilnehmenden Erziehungsberechtigten gaben an, sich eine spezielle pädagogische Ausrichtung zu wünschen. Montessori- und Integrative Pädagogik werden hier bevorzugt. Ein großer Teil der Befragten, 40 Prozent, wünscht sich für die Kinder bis sechs Jahre eine verlässliche Betreuung in den Ferien. Fast jeder Dritte wünscht sich Ferienprogramme auch für jüngere Kinder. Bei den Grundschulkindern benötigt ein Drittel der Befragten eine verlässliche Betreuung während der Ferienzeit.

    Mit den Ergebnissen sucht die Fachstelle für Jugendhilfe- und Bildungsplanung in enger Zusammenarbeit mit dem Staatlichen Schulamt im Landkreis Günzburg nun den Austausch mit den Kommunen und Jugendhilfeträgern. (mit AZ)

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