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Foto: Ulrike Bosch
Foto: Ulrike Bosch

Das Wasser ist abgelaufen, die immensen Schäden wie hier am Krumbacher Kammelweg werden sichtbar.

Landkreis Günzburg
03.06.2024

Überflutete Innenstadt, Wasser in Firmen: Was das Hochwasser im Raum Krumbach anrichtete

Von Peter Bauer

Nach dem Sinken der Pegel im Landkreissüden blicken die Menschen "mit Erschütterung" auf die Schäden. Etliche Brücken und Straßen müssen weiter gesperrt bleiben.

Im Landkreissüden ist das Wasser weitgehend abgeflossen, aber jetzt werden die großen Schäden, die das Hochwasser auch hier angerichtet hat, sichtbar. "Das erste Chaos ist vorbei, was rauskommt, sieht man mit Erschütterung", sagte der Deisenhauser Bürgermeister Bernd Langbauer. Der südliche Landkreis Günzburg zieht eine erste Bilanz. 

In Deisenhausen mussten rund 30 Haushalte evakuiert werden. In Krumbach war der Hochwasserschutz regelrecht überspült worden. Die Schäden seien aber geringer als beim Hochwasser im Juni 2002, erklärten Zweiter Bürgermeister Gerhard Weiß und Feuerwehrkommandant Mathias Vogel auf Anfrage unserer Redaktion. Die Aufräumarbeiten würden noch viele Tage in Anspruch nehmen. Voraussichtlich bis zum Wochenende geschlossen bleibe das Freibad, das überflutet worden war. Verschiedene Brücken bleiben weiter gesperrt, da geprüft werden müsse, ob sie durch das Hochwasser beschädigt worden seien. Punktuell bleiben auch Straßen gesperrt. 

Nach der Überflutung der Krumbacher Innenstadt wird intensiv über den Hochwasserschutz mit mobilen Wänden, Erdwällen und Betonmauern diskutiert. Der Hochwasserschutz war nach dem extremen Hochwasser im Juni 2002 (damals als 400-jähriges Hochwasser bezeichnet) für mehrere Millionen Euro eingerichtet worden. Der Hochwasserschutz sei für ein 100-jähriges Hochwasser (HQ 100) ausgelegt, erklärte Gerhard Weiß. Doch dieses Hochwasser sei heftiger gewesen. Der Hochwasserschutz habe sich dennoch bewährt und die Flut eingedämmt. Daher sei der Schaden nicht so groß wie 2002. Damals glich der Gesundbrunnenplatz einer Kraterlandschaft, das ist jetzt nicht der Fall. Der Hochwasserschutz sei zwar überspült worden, aber die Schutz- und Betonwände hätten das Wasser kanalisiert, die Fließgeschwindigkeit sei, so Vogel, erheblich geringer gewesen als im Juni 2002. 

Auch in verschiedene Krumbacher Firmen ist das Wasser eingedrungen

Eingedrungen ist das Hochwasser auch in verschiedene Firmen im Krumbacher Norden wie Lingl und Indorama. Die Betriebe hätten aber ihre Selbsthilfe gut organisiert, die Zusammenarbeit mit der Feuerwehr sei ausgezeichnet gewesen, berichtet Kommandant Mathias Vogel. In der Innenstadt waren Grundschule und Kitas vom Hochwasser betroffen, aber die "Objekte" seien nutzbar, sagte Vogel. Bereits am Sonntagabend teilte Zweiter Bürgermeister Weiß aber mit, dass die Grundschule am Montag geschlossen bleibe. 

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Foto: Foto-Weiß
Foto: Foto-Weiß

In Krumbach hatte sich die Kammel in einen geradezu reißenden Strom verwandelt.

Schlimm war die Lage auch im Bereich Breithenthal/Oberrieder Weiher. Infolge des Bruchs zweier Dämme floss das Wasser des naturbelassenen Weihers in den benachbarten Oberrieder Weiher. Wie Bürgermeisterin Gabriele Wohlhöfler weiter erläutert, hat ein Pkw-Lenker die Sperrung der Staatsstraße 2018 nicht akzeptieren wollen und einen Nattenhauser Feuerwehrmann angefahren. Dieser habe sich ärztlich behandeln lassen müssen. Die Feuerwehr Nattenhausen habe Anzeige erstattet. 

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An vielen Stellen wurden Brücken und Straßen beschädigt/unterspült. Massiv betroffen ist offensichtlich die neu gebaute Staatsstraße 2019 zwischen Deisenhausen und dem Glaserhof. Das Staatliche Bauamt teilte mit, dass die Straße bis auf Weiteres gesperrt werden müsse. Phasenweise gab es zwischen den Landkreisen Günzburg und Neu-Ulm keine befahrbare Ost-West-Verbindung mehr, was auch die Arbeit der Einsatzkräfte erschwert hat. 

Extrem zugespitzt hatte sich vorübergehend die Lage in Deisenhausen und in Neuburg und seinen Ortsteilen. In beiden Gemeinden mussten Häuser evakuiert werden. Am Samstagabend waren in Deisenhausen rund 30 Haushalte betroffen. Obwohl der Hochwasserschutz im Bereich der Günz in den vergangenen Jahren umfassend verbessert worden war, gab es massive Überflutungen, das Hochwasser war sozusagen "einfach zu stark". Sehr betroffen war das Deisenhauser Gewerbegebiet, in manchen Betrieben stand das Wasser in einer Höhe von bis zu 1,40 Metern. 

Das Wasser stand in einer Höhe bis zu 1,30 Metern im Keller

Regelrecht brutal wurde die Situation für Menschen, die in unmittelbarer Nähe von Bächen und Flüssen wohnen. Marianne Altstetter (vielen ist sie durch ihre musikalischen Auftritte bekannt) wohnt in Wattenweiler an der Günz. Schon mehrfach wurde ihr Haus durch Hochwasser beschädigt, aber so schlimm wie dieses Mal sei es noch nie gewesen. In einer Höhe von rund 1,30 Metern sei das Wasser im Keller gestanden, betroffen sei auch das Erdgeschoss gewesen. Froh und dankbar sei sie über die tatkräftige Unterstützung ihres Sohnes und von Freunden. Sie hätten gemeinsam versucht, so viel wie möglich in obere Etagen zu bringen. Aber beschädigt worden seien verschiedene Einrichtungsgegenstände und die Holzböden. "Im ganzen Haus liegt ein modriger Geruch." 

Glimpflicher ab ging es im Mindel- und Zusamtal. "Der Deich hat die Bewährungsprobe überstanden", sagte Thannhausens Bürgermeister Alois Held. In Thannhausens Innenstadt habe es keine großen Einsätze gegeben. Ähnlich ist, wie Bürgermeister Ralf Wetzel berichtet, die Situation in Ziemetshausen. Schäden gebe es aber an einigen Gebäuden im Gebiet der Marktgemeinde. Besonders vom Hochwasser Gefährdete waren persönlich durch Feuerwehrmitglieder gewarnt worden. 

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