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Landkreis Günzburg: Warum Gerd Müller eine "friedlichere und gerechtere Welt" für möglich hält

Landkreis Günzburg

Warum Gerd Müller eine "friedlichere und gerechtere Welt" für möglich hält

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    Besorgnis, aber auch Optimismus mit Blick auf das Weltgeschehen: Gerd Müller sprach beim Neujahresempfang der Kreis-CSU im Krumbacher Stadtsaal.
    Besorgnis, aber auch Optimismus mit Blick auf das Weltgeschehen: Gerd Müller sprach beim Neujahresempfang der Kreis-CSU im Krumbacher Stadtsaal. Foto: Peter Bauer

    Gerd Müller blickt kurz hinauf zur Decke des Krumbacher Stadtsaals, er schmunzelt. "Wie vor 50 Jahren, hier hat sich fast nichts verändert". Humorvoll spricht der langjährige Bundesentwicklungshilfeminister über seine Heimat Mittelschwaben, etwa über den Tanzkursabschluss im Krumbacher Stadtsaal. Man merkt dabei, dass dem weltgewandten Müller der Dialekt seiner Heimat alles andere als fremd geworden ist. Doch dann wechselt Müller beim CSU-Neujahrsempfang unvermittelt hinein in die Themen, die ihn jetzt bewegen. Wie es möglich ist, die Welt "friedlicher und gerechter" zu machen. In der Leidenschaft seiner Worte wird deutlich: Müller ist fest davon überzeugt, dass dies keine Utopie bleiben müsse.

    Neujahrsempfang der Kreis-CSU im Krumbacher Stadtsaal: Es ist fast wie in alten Zeiten. Rund 250 Menschen im Stadtsaal, viele bekannte Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, darunter auch etliche Bürgermeister oder Behördenchefs. Auf den Stühlen liegen ausgedruckte Texte der Bayernhymne und des Deutschlandliedes bereit. Zum Finale des Empfangs singt wie in früheren Jahren der Saal. 

    Zahlreiche Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens fanden sich zum CSU-Neujahrsempfang im Stadtsaal ein.
    Zahlreiche Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens fanden sich zum CSU-Neujahrsempfang im Stadtsaal ein. Foto: Peter Bauer

    Aber in den Gesprächen am Rande des Empfangs wird auch deutlich, dass es für die Kreis-CSU eine besondere Veranstaltung ist. Wie würde sich die Kreis-CSU nach den Turbulenzen um die Maskengeschäfte der Politiker Alfred Sauter und Georg Nüßlein präsentieren? Der CSU-Kreisvorsitzende, Landrat Hans Reichhart, erklärt auf Nachfrage unserer Redaktion, dass man auf dieses Thema direkt beim Neujahrsempfang nicht mehr eingehen habe wollen. Der Neujahrsempfang solle für einen Neuanfang, für einen Aufbruch der Kreis-CSU mit einer neuen Mannschaft stehen. 

    Wer könnte für ein solches Signal besser stehen als Gerd Müller, dessen politische Arbeit auch außerhalb der CSU ein sehr hohes Ansehen genießt. Zumal Müller dann auch von einer "jungen, dynamischen, neuen Truppe" in der Kreis-CSU spricht, zu der man "nur gratulieren kann." Müller, 1955 in Krumbach geboren und auf einem Bauernhof in Unterbleichen aufgewachsen, von 2013 bis 2021 Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, ist seit 2021 Generaldirektor der Organisation der Vereinten Nationen für industrielle Entwicklung (UNIDO) mit Hauptsitz in Wien.

    Das Oberallgäu war lange Gerd Müllers Wahlkreis

    Sein Leben, es ist gewissermaßen ein Spagat zwischen seiner mittelschwäbischen Heimat, seinem langjährigen Wahlkreis Oberallgäu – und den Brennpunkten der Welt. Im Eingangsbereich des Stadtsaals spricht Müller vor Beginn des offiziellen Empfangsteils herzlich mit vielen alten Weggefährtinnen und -gefährten, die gekommen sind. "Schön, wieder hier zu sein, ich freue mich riesig." Natürlich wird da auch so manche Anekdote über die seinerzeit umstrittene Gebietsreform vor rund 50 Jahren erzählt, als "Bleichen zu Krumbach wollte", wie sich Müller erinnert. Aber Krumbach habe sich dann unter anderem für Billenhausen entschieden. Das ist lange her. Und wenn Müller beispielsweise darüber berichtet, dass es auf der Welt "jeden Tag 250.000 Menschen mehr werden", dann lässt allein dieser eine Satz spüren, wie sehr sich unser Dasein verändert hat. 

    Müller hätte nach dem Ausscheiden aus dem Bundesministeramt im Ruhestand wohl oft beispielsweise Skifahrten in den Allgäuer Bergen unter blauem Himmel genießen können. Doch er hat sich dafür entschieden, bei dem weiterzumachen, was ihn so stark antreibt. Wenn er über die Kinder, die er in indischen Steinbrüchen ("diese Augen werde ich nie vergessen") oder Frauen, die für Hungerlöhne in äthiopischen Fabriken arbeiten, spricht, dann bekommen Worte wie Anteilnahme und Betroffenheit ein Gesicht. 

    Viel Beifall und ein Geschenk des CSU-Kreisvorsitzenden Hans Reichhart (rechts) für Gerd Müller nach seiner Rede im Krumbacher Stadtsaal.
    Viel Beifall und ein Geschenk des CSU-Kreisvorsitzenden Hans Reichhart (rechts) für Gerd Müller nach seiner Rede im Krumbacher Stadtsaal. Foto: Peter Bauer

    Müller blickt mit Sorgen auf die Entwicklung der Welt, aber auch mit Optimismus. "Eine Welt ohne Hunger ist möglich." Berechnungen würden zeigen, dass jährlich etwa 50 Milliarden Euro dazu notwendig wären. Für Rüstung würden hingegen rund 2000 Milliarden Euro jährlich ausgegeben. Auch angesichts dessen schreibt Müller in seinem Buch "Umdenken" über "Überlebensfragen der Menschheit". Er betont die Möglichkeiten der Technik: Das Ozonloch beispielsweise sei "durch Technik" geschlossen worden. Müller kritisiert aber auch in einigen Bereichen die Energiepolitik der aktuellen Bundesregierung. Einerseits gebe es ein Fracking-Verbot, andererseits importiere Deutschland teures Fracking-Gas. 

    Müller kritisiert kostenlose Rücksendungen

    Und schließlich ist Müller auch bei dem angelangt, was unseren Alltag auf eine mitunter bedenkliche Weise verändert hat. Die Milliarden Coffee-to-Go-Becher oder "George-Clooney-Kapseln", die Millionen von Rücksendungen, die nicht länger kostenlos sein dürften, das würde "Tausende von Autos von der Straße bringen."

    Der CSU-Neujahrsempfang im Stadtsaal wurde von einem Ensemble des Krumbacher Musikvereins umrahmt.
    Der CSU-Neujahrsempfang im Stadtsaal wurde von einem Ensemble des Krumbacher Musikvereins umrahmt. Foto: Peter Bauer

    Umrahmt wird der Empfang von einem Ensemble des Krumbacher Musikvereins. Der CSU-Kreisvorsitzende und Landrat Hans Reichhart, die CSU-Landtagskandidatin Jenny Schack und der Krumbacher CSU-Ortsvorsitzende Florian Kaida würdigen in ihren kurzen Ansprachen unter anderem das große Engagement und die politischen Verdienste Gerd Müllers. Immer wieder ist dabei auch von Gerd Müller als "Mann der Heimat" die Rede. So ist es keine Überraschung, dass es beim abschließenden Buffet zu einer abermaligen Auffrischung von so manchen mittelschwäbischen Erlebnissen von "anno dazumal" kommt. 

    Jenny Schack, CSU-Direktkandidatin für den Landtag, während ihrer Ansprache beim CSU-Neujahrsempfang im Krumbacher Stadtsaal.
    Jenny Schack, CSU-Direktkandidatin für den Landtag, während ihrer Ansprache beim CSU-Neujahrsempfang im Krumbacher Stadtsaal. Foto: Peter Bauer
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