In Günzburg und Offingen wird die Hochwasserlage dramatisch
Im nördlichen Landkreis hat sich die Situation am Sonntag immer mehr zugespitzt. Wie Landrat und Oberbürgermeister die Lage einschätzen und wie sich die Kliniken vorbereiten.
Die Hochwasserlage im Kreis Günzburg hat sich insbesondere im nördlichen Landkreis dramatisch zugespitzt. In Günzburg und Offingen gab es umfangreiche Evakuierungsaktionen. Das sei kein 100-jähriges, sondern ein "wirklich extremes Hochwasser", erklärte Landrat Hans Reichhart. In Offingen kenterte ein Boot mit Feuerwehr- und Wasserrettungskräften, ein Feuerwehrmann wurde zuletzt vermisst. Landrat Reichhart sprach von einem "tragischen Zwischenfall". In den Kreiskliniken wurde ein Krisenstab gegründet.
Günzburgs Oberbürgermeister Gerhard Jauernig erklärte zur Zuspitzung der Lage in der Stadt: „Der heutige Sonntag war für die Stadt Günzburg und ihre Bewohner ein Tag voller Dramatik. Die Hochwasserlage hat sich im Laufe des Tages so verschlechtert, dass es für die Einsatzkräfte vor Ort ausschließlich darum ging, Menschenleben zu retten. Das gelang den Rettungskräften, die teilweise mit Booten und Hubschraubern unterwegs waren, dank ihres unglaublichen Einsatzes." Den ganzen Tag über habe es einen intensiven Austausch zwischen den unterschiedlichen Rettungskräften, der Stadt Günzburg und dem Landkreis Günzburg gegeben. Die Einsatzkräfte, aber auch die spontanen Helfer hätten "Großartiges" geleistet. Jauernig: "Ich bin stolz auf meine Günzburger, die alle toll zusammengeholfen haben."
In Offingen stand das Wasser "bis auf Brusthöhe"
Auch Landrat Hans Reichhart gab in einer Videobotschaft eine Erklärung zur aktuellen Lage ab. Er beschrieb die Zuspitzung der Situation in Günzburg und Offingen. In Offingen sei das Wasser phasenweise "bis auf Brusthöhe" gestanden. Der Landkreis unternehme alles, um die Situation in den Griff zu bekommen. Er riet den vom Hochwasser bedrohten Bürgerinnen und Bürgern, kein Risiko einzugehen und gegebenenfalls zu Freunden, Bekannten oder Verwandten zu gehen. Den Einsatzkräften dankte er für ihre großartige Arbeit.
Bewährt habe sich, dass der Katastrophenfall frühzeitig ausgerufen worden sei. Dies habe eine zentrale Koordination der Einsatzkräfte ermöglicht. In einem Interview mit unserer Zeitung hatte Reichhart die hervorragende Zusammenarbeit im Einsatz vor Ort gewürdigt. Alle "Blaulichtorganisationen" seien im Einsatz, Technisches Hilfswerk, Wasserwacht, DLRG, die Polizei, wir haben Leute der Lechwerke hier, einem großen Kraftwerksbetreiber in der Region, Mitarbeiter von Katastrophenschutz und Wasserwirtschaftsamt. Wir stimmen alles gemeinsam ab." Beim Ausrufen des Katastrophenfalls sei der Landkreis einem dringenden Rat des Wasserwirtschaftsamtes gefolgt. Und der Kraftwerksbetreiber. Reichhart: "Bei uns gibt es viele Wasserflächen." Insgesamt bewährt hätten sich die umfangreichen Investitionen in den Hochwasserschutz in den vergangenen Jahren. Reichhart verweist auf das zentrale Bürgertelefon im Landratsamt mit der Nummer 08221/95-333.
Die dramatische Entwicklung des Hochwassers im Kreis Günzburg stellt auch die Kreiskliniken in Günzburg und Krumbach vor besondere Herausforderungen. Wie Klinikenvorstand Robert Wieland mitteilt, wurde ein Krisenstab gegründet, der regelmäßig zusammenkommt. Einige Menschen, die evakuiert werden mussten, seien behandelt worden.
Einige Evakuierte seien beispielsweise "kardiologisch" versorgt und stationär aufgenommen worden. Es handele sich aber nur um eine überschaubare Zahl. Auch einige Hilfskräfte, die in den Hochwassergebieten im Einsatz sind, seien "kriseninterventionell" versorgt worden. Für die Hilfskräfte bedeute die aktuelle Entwicklung eine permanente Stresssituation. "
Wie viele Betten in den Kliniken Günzburg und Krumbach noch frei sind
Mit Blick auf die noch freien Bettenkapazitäten sei die Lage in den Kliniken aber nach wie vor solide. In der Kreisklinik Günzburg seien 25 Betten frei, hinzu kämen drei Intensivbetten. In Krumbach seien es, so Wieland, 30 Betten und vier Intensivbetten. Wieland ist vorsichtig zuversichtlich, dass es keine Engpässe geben werde. Zudem geht er davon aus, dass der Klinikbereich in Günzburg nicht evakuiert werden müsse. Im Nachbarlandkreis Neu-Ulm wurde bekannt, dass die Stiftungsklinik in Weißenhorn vorsorglich evakuiert werde.
In Krumbach schien es vorübergehend so, dass die Kreisklinik durch das Hochwasser abgeschnitten werden könnte. Das sei schon "eine große Sorge" gewesen, so Wieland. Aber dank der Feuerwehr sei es gelungen, zumindest eine Zufahrt sicherzustellen. Problematisch habe sich phasenweise die Lage beim Krumbacher Hubschrauberlandeplatz entwickelt, aber zuletzt habe sich die Situation entspannt.
Dem Krisenstab der Kreiskliniken gehören neben Wieland unter anderem die Günzburger und Krumbacher Klinikdirektoren, die Ärztlichen Direktoren und die technischen Leiter an. Dreimal täglich würden Besprechungen stattfinden. Wegen des Hochwassers gebe es in den Kliniken vereinzelt Personalausfälle. Aber es sei in allen Fällen möglich, dies zu kompensieren.
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