Für manch eine oder manch einen im Landkreis Günzburg mag der Gedanke an die anstehende Europawahl am Sonntag wohl fremd erscheinen. Wer schon seit Tagen versucht, das restliche Hab und Gut zu sichern, dachte wohl kaum daran, welche Repräsentanten Deutschlands bald Mitglieder des Europäischen Parlaments sein werden. Dennoch sind am 9. Juni alle Wahlberechtigten in Bayern dazu aufgerufen, an der
So manch ein Wahlbrief im Landkreis Günzburg wurde wohl im Hochwasser versenkt oder verlegt. Kaum verwunderlich, denn wenn es um fünf Uhr morgens an der Tür klopft, man müsse sofort das Haus verlassen, denkt wohl kaum jemand an die Wahlunterlagen. An der Wahl können die Betroffenen dennoch teilnehmen, wie der bayrische Landeswahlleiter am Donnerstag mitteilte. Je nach Ausgangslage stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung:
- Wer seine Wahlunterlagen durch das Hochwasser verloren oder noch gar nicht erhalten hat, solle sich so schnell wie möglich an seine Gemeinde wenden, dort neue Unterlagen beantragen und abholen. In diesem Fall sei es am einfachsten, die Briefwahl direkt an Ort und Stelle zu nutzen - also etwa den Wahlumschlag direkt bei der Gemeinde ausgefüllt wieder abzugeben. Ein rechtzeitiger Rücklauf über die Post ist derzeit nicht mehr möglich.
- Wenn die Wahlbenachrichtigung durch die Hochwasserlage nicht verfügbar ist und ein Gang ins Rathaus nicht möglich war, dann reiche am Sonntag bei der Wahl in der Gemeinde der Ausweis.
- Wer bereits Briefwahl beantragt, aber bislang nichts erhalten habe, könne auch mit Wahlschein und Ausweis im Wahllokal abstimmen. In diesem Falle muss jedoch der Wahlschein mitgebracht und abgegeben werden, um eine Doppelwahl auszuschließen.
Wer neue Unterlagen beantragen oder abholen muss, kann dies in der zuständigen Gemeinde bis Samstag, 8. Juni, 12 Uhr erledigen. Wahlbriefe müssen spätestens am Wahltag um 18 Uhr bei der zuständigen Stelle der Gemeinde vorliegen - am besten selbst die Unterlagen abholen und wieder einwerfen, dann kann es zu keinen Verzögerungen des Postversands kommen.
In Einzelfällen werden in von Überflutungen betroffenen Gemeinden Wahllokale verlegt. Hierüber informieren die Gemeinden und Kreiswahlleitungen direkt.
Günzburg
Ein Wahllokal ist in der Großen Kreisstadt von den Wassermassen beschädigt worden: Das vorgesehene Wahllokal im Kinderhaus Hagenweide steht am Sonntag nicht zur Verfügung. Das teilt die Stadt mit. Alle dort registrierten Wähler können ihre Stimme stattdessen in der Kindertagesstätte Weststadt abgeben. Das Gebäude hat die Anschrift Kötzer Weg 50a und ist barrierefrei zugänglich. Alle anderen 14 Wahllokale in Günzburg sind an der jeweils vorgesehenen Örtlichkeit.
Burgau
Trotz der großen Hochwasserschäden können die Wählerinnen und Wähler in Burgau wie gewohnt in ihre Wahllokale gehen. Demnach müssen sie sich dort, laut Hauptamtsleiter Wolfgang Buckel, lediglich darauf einstellen, dass die Räume nicht so hergerichtet sein werden wie gewohnt. So habe einfach die Zeit gefehlt, mehr als das Notwendigste aufzubauen. Statt sechs oder acht Wahlkabinen gebe es am Sonntag nur zwei oder drei, doch am Ablauf ändere sich nichts. Nur die Wahlhelfer, die zur Auszählung der Briefwahl kommen, müssen sich im Erdgeschoss der Grundschule statt in der Turnhalle einfinden. Denn dort hat die Ölwehrgruppe ihre Zentrale aufgeschlagen. Auch die Wahlhelfer des Briefwahlbezirks 22 treffen sich im Mannschaftsraum 1 statt im Mannschaftsraum 2 im Feuerwehrgerätehaus Burgau.
Offingen
In Offingen konnten noch am Donnerstag einige Gebäude aufgrund des hohen Grundwassers nicht ausgepumpt werden. Laut der Wahlbeauftragten der Verwaltungsgemeinschaft Offingen, Sandra Schuster, kam bis dahin jedoch niemand ins Rathaus, um sich neue Unterlagen abzuholen. Am Sonntag werde sich in Offingen trotz des schwerwiegenden Hochwassers lediglich eine Sache verändern: Die Auszählung der Briefwahl wird in die Schule statt der Mindelhalle verlegt, da hier nach wie vor die Einsatzzentrale stationiert ist. Von den Briefen sei bisher alles angekommen - einen leichten Schwund gebe es bei jeder Wahl. "Es kommen etwa zehn Prozent weniger Briefe an, als bestellt wurden. Diese Menschen haben es sich dann wohl doch anders überlegt", erklärt Schuster.
Dass eine reibungslose Wahl trotz der schwierigen Ausgangssituation möglich sein kann, liege an dem Einsatz der Wahlhelfer. Obwohl viele von ihnen selbst vom Hochwasser betroffen sind, habe sich jede und jeder selbst um Ersatz bemüht. Die Wahlvorstände hätten schon am Dienstag abgeklärt, dass in ihren Bezirken die volle Anzahl an Wahlhelfern bereitsteht. Dieses Engagement lobt Schuster in höchsten Tönen: "Wir haben einfach die allerbesten Wahlhelfer." Ob nun weniger Menschen zur Wahl kommen, werde sich erst am Montag zeigen. Schuster sagt: "Das lässt sich vorweg wirklich nicht einschätzen." Sie nennt die Zahlen für die Gemeinden der Verwaltungsgemeinschaft Offingen: Vor fünf Jahren lag die Wahlbeteiligung in Gundremmingen bei 65 Prozent, in Rettenbach bei 62 Prozent und in Offingen bei 51 Prozent.
Ichenhausen
Die Verwaltungsgemeinschaft Ichenhausen ist laut Landratsamt weiterhin weder telefonisch noch per E-Mail erreichbar. Die Beantragung von Briefwahlunterlagen ist dort nur persönlich möglich. Sobald der Schaden behoben ist, erfolgen entsprechende Informationen auf deren Homepage. Für generelle Fragen zur Europawahl oder zum Status des Briefwahlantrags kann man sich an die Nummer 0152/357 80729 wenden.