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Landkreis Günzburg: Was hilft gegen die vielen Borkenkäfer im Kreis Günzburg?

Landkreis Günzburg

Was hilft gegen die vielen Borkenkäfer im Kreis Günzburg?

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    Schrotschussartig im Wald verteilt treten "Käferlöcher" auf, vom Borkenkäfer befallene Baumgruppen, wie hier erkennbar an den dürren Ästen.
    Schrotschussartig im Wald verteilt treten "Käferlöcher" auf, vom Borkenkäfer befallene Baumgruppen, wie hier erkennbar an den dürren Ästen. Foto: Stefanie Süß, AELF Krumbach (Schwaben) Mindelheim

    Der Krumbacher Stadtförster ist erst wenige Tage aus seinem Urlaub zurück und ist erschrocken, als er die ersten Kontrollgänge im Wald gemacht hat. In Niederraunau hat er zwei neue "Käferlöcher" entdeckt, ein neues zwischen Nattenhausen und Krumbach und auch beim Krumbad. Der Forst-Begriff "Käferloch" benennt nicht etwa in der Rinde der Bäume zu sehende Bohrlöcher der Schädlinge Borkenkäfer, Buchdrucker oder Kupferstecher. Damit wird vielmehr eine Baumgruppe bezeichnet, die von

    Der Borkenkäfer schädigt mit seinen Gängen unter der Rinde Fichten massiv.
    Der Borkenkäfer schädigt mit seinen Gängen unter der Rinde Fichten massiv. Foto: Stefanie Süß, AELF Krumbach (Schwaben) Mindelheim

    Dingers Beobachtungen kann auch Ralf Tischendorf vom Forstamt im Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Krumbach-Mindelheim bestätigen. Seit Mitte August sorge der Borkenkäferbefall in der Region für eine "ernsthafte Situation". Käferlöcher träten "schrotschussartig verteilt" im Wald auf. Das ist nicht üblich. Normalerweise kontrolliere man als Waldbesitzer die Orte, wo der Borkenkäfer schon einmal aufgetreten sei. Dort verbreite er sich meistens weiter. Durch die Trockenheit im August stünden auch alte Fichtenbestände unter Druck und seien deutlich geschwächt. Sie seien dann in der Fläche leichte Beute für den Käfer, der bei Hitze weiter ins Waldinnere wandere wo es kühler ist.

    Krumbachs Stadtförster kümmert sich um das Käferholz

    Bei den neu gefundenen Käferlöchern kümmert sich Stadtförster Dinger um einen raschen Einschlag und auch die schnelle Abfuhr des Käferholzes sei wichtig. Denn von der Eiablage bis zur Entwicklung des Vollkäfers dauere es bei der Hitze drei, statt normalerweise sechs bis zehn Wochen. Der Vollkäfer könne Eier für eine weitere Käfergeneration ablegen und das wolle man mit der schnellen Abfuhr von Käferholz verhindern. Als letzte Möglichkeit, wenn man die Abfuhr nicht schnell genug hinbekomme, könne man das zum Abtransport aufgeschichtete Holz auch spritzen. Das müssten Fachfirmen erledigen erklärt Ralf Tischendorf vom Forstamt.

    Im Jahr 2020 hat Axel Dinger das einmal veranlassen müssen. Er hat Kontakt zu einem Mann mit dem entsprechenden Sachkundenachweis in Nattenhausen. Dinger will jedoch Insektizide im Wald weitestgehend vermeiden, aber 2020 gab es Käferholz ohne Ende und die Speditionen seien mit dem Abtransport nicht mehr nachgekommen. Im Moment sei der Käfereinschlag noch bewältigbar. Tischendorf appeliert an die Waldbesitzer ihre Bestände öfter als sonst auf Käferbefall zu kontrollieren. Hätte vor einiger Zeit noch einmal alle zwei Wochen gereicht, müsse das jetzt öfter sein. Allerdings sei es schwierig derzeit. "Man findet Fichten, die unten noch grün sind, unterhalb der Krone fällt aber schon die Rinde ab." Auch aus der Ferne seien trockene Gipfel nicht immer zu erkennen. Kronen könnten noch gelb-grün sein aber schon geschädigt, Tage später sei sie dann deutlich kahler vom Käferbefall.

    An fahl-gelben Baumkronen und Rindenschädigungen kann man einen Käferbefall von Bäumen erkennen, hier im Raum Krumbach aufgenommen.
    An fahl-gelben Baumkronen und Rindenschädigungen kann man einen Käferbefall von Bäumen erkennen, hier im Raum Krumbach aufgenommen. Foto: Michael Mayr, Aelf Krumbach Schwaben-Mindelheim

    Waldbesitzer sollen verstärkt ihre Bestände kontrollieren

    Auch riesele wenig Bohrmehl von den Stämmen, das sei ein Zeichen für Befall, genauso wie Harztröpfchen an der Rinde. Die schnelle Aufarbeitung der Käfernester sei momentan schwierig, weil viele Leute im Urlaub seien. Mit der höheren Käferpopulation steige dann das Gefährdungspotenzial für den Fichtenwald. Das könne eine Dynamik erreichen, die ihm Sorge bereite, so Tischendorf. Axel Dinger hat als beruflicher Waldexperte die Situation im Griff. Allerdings sorgt er sich wegen der heißen, trockenen Sommer, die immer schneller aufeinanderfolgen. Die Rasanz, die dahinterstehe zwinge einen schneller dazu, den Wald umzubauen. Fichten seien mit Tannen und Douglasien und Lärchen zu mischen und natürlich mit Laubbäumen.

    Dinger pflanzt im Krumbacher Stadtwald rund über 1000 Tannen jährlich, der Laubholzanteil soll 60 bis 65 Prozent des Waldes betragen. Die Fichte werde mit den warmen Sommern zur Risikobaumart. Das sei wie mit Aktien. Bisher habe man mit der schnell wachsenden Fichte gut Geld verdienen können, jetzt kommt sie wegen der Trockenheit unter Stress. Im gesamten Stadtwald hat Dinger heuer rund 600 Festmeter Käferholz einschlagen müssen. Es waren aber um das Jahr 2010 herum auch schon einmal 3000. Wenn viel auf dem Markt sei, sinke der Vermarktungspreis Außerdem gebe es durch die Bläue, die Käferholz aufweise, eine rein optische Qualitätsminderung, einen Preisabschlag von bis zu 20 Euro pro Festmeter.

    Auch Ralf Tischendorf rät Waldbesitzern zu einer Abwendung von der Fichte. Oder man solle einen hohen Mischungsanteil mit klimatoleranteren Bäumen pflanzen um das Risiko hohen Käferbefalls zu verringern. Bis dahin heißt es Bestände kontrollieren und Käferholz aufarbeiten und mindestens 500 Meter entfernt vom Wald lagern. Das macht Stadtförster Dinger weiter in den nächsten Tagen. Waldbesitzer, die sich beraten lassen wollen zum Thema Borkenkäfer, finden Ansprechpartner für ihre Region auf der Seite des AELF im Internet unter https://www.aelf-km.bayern.de/amt/index.php

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