Die Worte der Storchenexperten sind direkt. "Dreckiger Naturschutz" sei jetzt an der Reihe. Es brauche "keine selbst ernannten Experten, die Vorträge über den Storch halten können aber nicht mit anpacken", sondern "Praktiker, keine
In vier Ortschaften im Landkreis Günzburg gibt es Storchenkolonien
In Ballungsgebieten wie Burgau oder Münsterhausen ist der Storch nicht mehr bei allen Bürgerinnen und Bürgern beliebt. Und das ist verständlich. Was würden Sie sagen, wenn das Tier direkt auf ihrem Kamin nistet, ständig Nistmaterial herunterfällt, die ein oder andere tote Maus vor ihrer Tür liegt oder das Dach voller Storchenkot ist? Viele, so erzählen es Ottmar Frimmel und Anton Burnhauser, freuen sich trotzdem, wenn sich der Storch bei den Menschen heimisch fühle. Die Akzeptanz sei im Landkreis weiterhin groß. Dennoch muss es einen Ansprechpartner und eine Lösung für die Probleme geben, die der "Mitbewohner" mit sich bringt. Burnhauser und Frimmel haben keine Zeit, sich um "Problem-Nester" in ganz Schwaben zu kümmern. Aber sie sehen sich trotzdem mehr oder weniger verantwortlich, denn aktuell gibt es keine andere Anlaufstelle. Das hat den Hintergrund, dass das Artenschutzprogramm in Bayern im Jahr 2017 ausgelaufen ist. Seitdem gibt es keine finanziellen Maßnahmen mehr für den Storch in der Region. Das war etwas kurzsichtig gedacht. Denn Artenschutz hört nicht mit dem Erfolg auf.
![Das Storchennest auf dem Dach der Burgauer Stadtpfarrkirche. Das Storchennest auf dem Dach der Burgauer Stadtpfarrkirche.](https://images.mgpd.de/img/101066187/crop/c1_1-w100/2023911602/1110866060/storch.jpg)
Ebendarum sind Frimmel und Burnhauser nun auf der Suche nach "echten Kümmerern", die etwas Zeit und guten Willen haben. Ob es für dieses Ehrenamt eine Entschädigung gibt oder wer etwa das Beschaffen einer Drehleiter zahlt, ist unklar. Bisher mussten meist die betroffenen Bürgerinnen und Bürger selbst für den Einsatz aufkommen. Wie Burnhauser erzählt, sind solche Einsätze in der Regel weder recht zeitaufwendig noch teuer, wenn es eben Helfer gibt. Wegen eines guten Zusammenspiels im Ort konnte im Frühjahr innerhalb weniger Stunden und für rund 200-300 Euro eine Nestaktion in einem Burgauer Ortsteil durchgeführt werden. Dort nistete ein Storchenpaar auf dem Kamin einer Ziegelei.
Der Landkreis, der sich mit dem Storch als Maskottchen und Tourismusmagnet auszeichnet, sollte einen Geldtopf einrichten, der Staat auch den "dreckigen Naturschutz" fördern.