Besonders innerhalb der katholischen Kirche treffen, wenn es um die Rolle der Frauen geht, seit Jahren konkurrierende Ansichten aufeinander. Der Synodale Weg befasst sich, neben Themen wie Macht- und Gewaltenteilung in der Kirche, Zölibat und Sexualmoral, mit der Rolle der Frau in der Kirche. Die Weltsynode lässt diese Thematik auch nicht kalt.
Soll Frauen der Weg in das Weiheamt gestattet werden? In diesem Punkt scheiden sich in der katholischen Kirche die Geister. Bisher dürfen Weiheämter nur von Männern ausgeübt werden. Es gibt also keinen weiblichen Diakon, Pfarrer oder Bischof. Begründet wird dies meist mit der besonderen Rolle der Apostel in der Bibel. Diese bekamen von Jesus den Auftrag, den Glauben zu verkündigen. Allerdings bestanden die zwölf Apostel, die Jesus berief, lediglich aus Männern. Deshalb argumentieren die Gegner der Ordination von Frauen bis heute, dass Frauen nicht zum Weiheamt berufen seien.
Sie versuchte aktiv, Veränderungen anzustoßen
Trotzdem gibt es Frauen, die sich für genau solche Ämter berufen fühlen. Franziska Scheule-Walter will selbst zwar kein Weiheamt ausüben, befasst sich aber bereits seit Jahren mit der Frauenthematik und versuchte aktiv Veränderungen anzustoßen. Scheule-Walter findet die Argumentation der Kirche unlogisch. Sie gibt zu bedenken: „Die Apostel waren zwar männlich, sie waren aber gleichzeitig Galiläer, Juden etc. auf dieses Detail wird heutzutage auch nicht geachtet. Lediglich auf das männliche Geschlecht wird heute noch bestanden.“ Zudem stellt Scheule-Walter infrage, ob es sich die Kirche langfristig „überhaupt noch leisten kann“, nur Männer in das Amt zu lassen, denn „einen Überfluss an Pfarrern gibt es ja auch nicht“. Gleichzeitig gebe es aber viele qualifizierte Frauen für diese Posten.
Hildegard Schütz ist seit 1994 Pfarrgemeinderatsvorsitzende in Edenhausen und ist zugleich Vorsitzende von einigen kirchlichen Laiengremien. Sie ist Vorsitzende des Dekanatsrates Günzburg und seit zehn Jahren an der Spitze des Diözesanrats im Bistum Augsburg. Schütz erklärt, dass Frauen in den Pfarrgemeinden viele wichtige und unverzichtbare Aufgaben übernehmen, die diakonisch und karitativ geprägt sind. Daher könnte sie sich vorstellen, dass es in Zukunft ein differenziertes Amt speziell für Frauen geben könnte. Ein solcher „Diakonat der Frauen“ könne in sich selbst stehen und sei nicht in Verbindung mit einer späteren sakramentalen Priesterweihe zu sehen.
Oft heißt es, die Kirche vor Ort werde vor allem von den Frauen getragen. „Die Rolle der Frau in der Kirche ist ohne Zweifel von größter Bedeutung. Doch kann es uns nicht um ein gegeneinander Aufrechnen des Engagements der Geschlechter gehen. Das halte ich in dieser Frage für unangebracht“, sagt Schütz. „Das Leben in den Pfarrgemeinden wird sowohl von Frauen als auch von Männern getragen, deren Arbeit gleichermaßen wertvoll ist.“ In den Gremien der Pfarreiengemeinschaft Maria Hilf in Krumbach sei der Anteil von Frauen und Männern sehr ausgewogen. Innerhalb des Diözesanrats sei die Verteilung der Geschlechter auch ungefähr halbe-halbe. Es komme vor allem auf die persönlichen Fähigkeiten und Kompetenzen, die jeweilige Motivation und Begeisterung an, die jede und jeder Einzelne mitbringe, so Schütz.
Pfarrer Ritter setzt auf das Zusammenwirken der Geschlechter
Eugen Ritter ist evangelischer Pfarrer in Krumbach. Er setzt in seiner Kirchengemeinde auf das Zusammenspiel der Geschlechter. In Bezug auf seine Kolleginnen fällt ihm besonders auf, dass diese immer spontane und kreative neue Denkansätze finden. Der Pfarrer stellt auch Unterschiede in deren Arbeitsweise fest: „Frauen können sich in der Seelsorge oft besser einfühlen, als ihre männlichen Kollegen, die meist eher rational und distanzierter an die Situation herangehen.“ Beides sei dabei vollkommen legitim. Es sei wie eine Lerngemeinschaft: Männer können von den Frauen lernen und andersherum, erzählt Ritter.
Scheule-Walter findet, dass „gemischte Teams“ innerhalb der Kirchengremien am besten funktionieren. Sie fände eine geteilte Amts- und Verwaltungsverantwortung in den Gremien wünschenswert, denn aktuell habe der Pfarrer innerhalb der Gemeinde das letzte Wort. Das führe in Krankheitsfällen zu Entscheidungsverzögerungen. Zudem würden immer mehr Gemeinden zusammengelegt. Dadurch falle mehr Verantwortung auf einen Pfarrer, was diese teilweise überlaste. Scheule-Walter hofft, dass der Synodale Weg in Deutschland in diesem Punkt „rechtzeitig Besserungen bringt“ und die hierarchische Struktur etwas aufgeweicht wird. So könnte die Last auf mehrere Schultern verteilt werden, meint Scheule-Walter.
In der evangelischen Gemeinde in Krumbach gibt es keine strenge Hierarchie, stellt Ritter fest. Der Pfarrer erklärt, dass er im Kirchenvorstand seiner Gemeinde das gleiche Stimmrecht hat wie alle anderen. Da könne es vorkommen, dass er überstimmt wird.
Scheule-Walter sieht die Frauen nicht, wie es oft dargestellt wird, in der Funktion der Bittsteller: „Wenn die Frauen mit den Kindern erst mal aus der Kirche verschwunden sind, dann kommt da auch niemand mehr nach. Und wenn ich so auf die Generation meiner älteren Kinder blicke, dann merke ich, dass die Generationen der jungen Frauen eigentlich schon verloren gegangen sind. Viele kommen sonntags nicht mehr mit ihren Kindern in die Kirche. Gerade diese Menschen wären die Zugpferde, die wir bräuchten.“ Scheule-Walter kann das Nichterscheinen aber nachvollziehen. Für Kinder sei ein gewöhnlicher Gottesdienst nun mal nicht das Interessanteste auf Erden. Scheule-Walter findet: „Hier bräuchte es entsprechende Angebote.“
Welche kirchlichen Alternativangebote es geben kann
Ein solches Alternativangebot habe sie in einer anderen Gemeinde schon einmal mitorganisiert. „Kirche Plus“ hat es geheißen. Hierbei ging es darum, ein interaktives Angebot für Begegnung und Austausch zu schaffen. Beispielsweise wurde eine Wanderung oder ein Picknick organisiert. Dabei wurde ein Teil des Evangeliums besprochen und diskutiert. Bei dieser Gelegenheit bleibt Raum für Verständnisfragen, die sonst nie gestellt werden. Wodurch angeregte Gespräche – auch unter jungen Teilnehmern – entstanden sind, erzählt Scheule-Walter. Besonders jüngere Familien hätten das Angebot gut angenommen, da auch eine Kinderbetreuung angeboten wurde.
Scheule-Walter gibt zu bedenken, dass sich viele Menschen mit der Kirche grundsätzlich verbunden fühlen, jedoch die Art und Weise, wie die Kirche momentan ist, nicht ansprechend finden. Hier gehe es darum, einen Kompromiss zwischen der traditionellen Kirche und den neuen Entwicklungen zu finden. Das sei wiederum mit Konfliktpotential verbunden.
Hildegard Schütz glaubt, dass die innere Einstellung der Frauen eine entscheidende Rolle einnimmt. Eine positive Haltung gepaart mit Kompetenz und Mut lasse aufhorchen und eröffne durchaus Möglichkeiten, Einfluss zu nehmen. Schütz unterstreicht, dass bereits viele Frauen an entscheidenden Stellen in der Kirche wirken würden. „Frauen haben - mit Ausnahme der Weiheämter - Zugang zu vielen kirchlichen Ämtern und Funktionen“, sagt Schütz und ermutigt Frauen ausdrücklich dazu, diese Positionen kennenzulernen und anzustreben.
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