Jedes Frühjahr befinden sich für wenige Monate niedrige grüne Barrieren an manchen Stellen des Straßenrands. Auf dem entsprechenden Straßenabschnitt ist die Geschwindigkeit von abends bis frühmorgens begrenzt. Der Grund hierfür wird durch Verkehrsschilder mit einer Kröte deutlich, die an beiden Enden des Abschnitts stehen: Es ist wieder die Zeit der Amphibienwanderung. Frösche, Kröten und Molche hüpfen, laufen und krabbeln zu ihren Laichgründen. Die Reise dorthin führt die Tiere häufig über Landstraßen. Ein gefährlicher Weg, der ohne Schutzmaßnahmen sowie die freiwilligen Helferinnen und Helfer für die Meisten tödlich enden würde. Experten zufolge sind ohne Zäune bereits etwa 60 Fahrzeuge pro Stunde ausreichend, um beinahe alle wandernden Amphibien zu töten.
In Bayern retten Freiwillige deshalb laut Statistiken des BUND Naturschutz jährlich bis zu 700.000 Frösche, Kröten, Unken, Molche und Salamander. Auch auf der Landstraße zwischen Krumbach und Nattenhausen gibt es eine solche Stelle, in der viele Amphibien die Straße überqueren müssen, um zu ihrem Laichgrund zu gelangen. Anfang März haben die freiwilligen Helfenden dort begonnen, die Tiere sicher über die Straße zu bringen. Laut Brigitte Heisch hat man bisher 1068 Kröten, 308 Molche und 45 Frösche zum Teich hin oder wieder von dort zurück getragen.
Krötenwanderung: „Jedes einzelne Tier ist es wert“
Insgesamt sind die freiwilligen Helferinnen und Helfer an diesem Straßenabschnitt zu siebt. In der Regel komme deshalb jede Person einmal pro Woche frühmorgens an die Reihe, beschreibt Brigitte Heisch. Die Dauer des Einsatzes belaufe sich je nach Anzahl der gewanderten Amphibien auf etwa 30 bis 90 Minuten. Nur in der Woche der Hauptwanderung, die in einer Phase besonders milder und feuchter Nächte stattfindet, müsse zusätzlich eine Person in der Nacht gegen 22 Uhr in den Einsatz, um den Ansturm der vielen Tiere hinter den Zäunen gut bewältigen zu können.

Anfang März findet man noch wenige Amphibien hinter den Abtrennungen. Dennoch sei es bereits zu diesen Zeitpunkt notwendig, dass jeden Morgen eine Person da ist. „Jedes einzelne Tier ist es wert“, sagt Heisch. Denn ihr Lebensraum schwinde und ohne die Hilfe der Freiwilligen und die entsprechenden Zäune wäre der Erhalt der Art stark gefährdet. Durch ihre Hilfe könnten die Freiwilligen versuchen, „eine kleine Welt zu retten“, beschreibt Brigitte Heisch.
So funktionieren die Schutzmaßnahmen um Krumbach
Die nachtaktiven Frösche, Kröten und Molche machen sich in dieser Zeit nach Einbruch der Dunkelheit auf den Weg zu ihren Laichgründen, an denen sie selbst auch geboren wurden. Oft tragen die Weibchen, die wesentlich größer sind, ihre Männchen bereits huckepack auf dem Rücken zum Wasser, beschreibt Heisch. Bei ihrer Wanderung stoßen die Tiere irgendwann auf die etwa kniehohen Abtrennungen am Straßenrand. Unbeirrt davon würden sie versuchen, die Absperrung zu umgehen. Dabei fallen die Amphibien schließlich in einen der vielen Eimer, die in Abständen einiger Meter hinter den Zäunen in den Boden eingesetzt wurden. In diesen befindet sich Laub oder Stroh, in dem sich die Tiere darin verstecken können. Dort übernachten sie schließlich, bis sie von den Helferinnen und Helfern morgens auf die andere Seite transportiert werden. Ausgesetzt werden sie ungefähr gegenüber der Stelle, an der sie in den Eimer fielen.
Um die Amphibien bei ihrer Wanderung jedoch vor Straßen retten zu können, seien die vielen Helfenden unerlässlich, beschreibt Heisch. Man sei deshalb ständig auf der Suche nach weiteren Freiwilligen – auch, weil es jedes Jahr zu neuen Wegfällen kommt. So könne beispielsweise ein Ehepaar, das sich in Naichen 29 Jahre lang um die Tiere bei ihrer Wanderung kümmerte, aus Gründen des Alters und der Gesundheit nicht mehr weitermachen. Wer Interesse hat, im kommenden Jahr mitzuhelfen, kann sich an Jutta Reiter vom Bund Naturschutz wenden unter der Telefonnummer 0162/8569980.
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