Wie dringend die Retter der Wasserwacht gebraucht werden, rückte erst am Sonntag bei einem Badeunfall wieder ins Bewusstsein. Ein Team aus Krumbach erhält eine Einsatzmeldung von der Rettungsleitstelle. Über digitale Piepser und Handy-App benachrichtigt, machen sie sich auf den Weg zur Rettungswache in Krumbach am südlichen Ortsausgang beim Krankenhaus. „SEG Wasserrettung“ steht an der Seite auf dem Fahrzeug, das flugs aus der Garage geholt wird.
Das rote Motor-Schlauchboot mit dem Namen „Mario“ wird angehängt. Kurz wird gecheckt, ob weitere Teammitglieder zum Einsatz zu erwarten sind, denn die App hat einen Rückmeldekanal. Doch dann startet das Gespann mit der Schnelleinsatzgruppe (SEG) auch schon mit Blaulicht und Sondersignal. „Wenn eine Lebendrettung möglich erscheint, agieren wir sehr schnell“, erklärt Alexander Mayer, der Vorsitzende der Wasserwacht Krumbach. Drei bis fünf Minuten nach der Alarmierung fährt das Auto vom Hof. Alles ist bis aufs Kleinste eingeübt. Noch im Fahrzeug zieht sich ein Taucher um.
Angekommen am Rothdachweiher in Babenhausen, wo sich am Sonntag der tragische Badeunfall ereignet hat, sind die Krumbacher Wasserwächter tatsächlich die erste eintreffende Schnelleinsatzgruppe. Wasserwacht-Kollegen aus Illertissen und Memmingen waren mitalarmiert. Der Taucher geht nach Einweisung der örtlichen Feuerwehr sofort ins Wasser. Mit einer Leine ist er mit draußen bleibenden Kollegen verbunden und kann über Leinensignale kommunizieren. Über seine Instrumente, die auch einen Kompass enthalten, kann er im trüben Wasser sicherstellen, dass er sich bei der Suche nach dem verunglückten Badenden nicht nur im Kreis bewegt.
Parallel zum Tauchgang wird das Schnelleinsatzboot der Wasserwacht Krumbach fertig gemacht, zur Personenortung mit dem Breitbandsonar ausgerüstet und auf das Wasser gebracht.
Sieben Minuten später hat der Taucher die verunglückte Person in etwa fünf Metern Tiefe am Seegrund gefunden. „Der Körper lag auf der Seite und sah aus, als ob jemand schläft“, berichtet Mayer Erkenntnisse von der Nachbesprechung des Einsatzes. Der Taucher pumpt nun Luft in sein Tarier-Jacket, hält den Verunglückten und wird zusammen mit ihm langsam an der Leine hochgezogen. Der Steg am Ufer wurde bereits von Einsatzkräften geräumt und die verunglückte Person kann auf den Steg gehoben werden. Fünf bis sechs Meter transportieren die Krumbacher sie über den Steg und können sie dann dem Rettungsdienst übergeben, der sofort die weiteren Maßnahmen zur Wiederbelebung unternimmt. Leider geht der Badeunfall nicht mit einem Happy End für den 22-jährigen Verunglückten aus. Trotzdem ist allen Beteiligten klar, wie wichtig ihr Dienst und der der anderen Einsatzgruppen von Feuerwehr bis Rettungsdienst ist.
Erfahrenes Leid nach Einsätzen wird in Krumbach nachbesprochen
„Jeder Einsatz wird im Wasserwacht-Team nachbesprochen“, erklärt Nico Harder, Zweiter stellvertretender Vorsitzender der Wasserwacht Krumbach. Bei einem Getränk mit den Kollegen kann man erzählen und loswerden, was einen belastet, gerade wenn man mit menschlichem Leid konfrontiert werde. „Das hilft in der Regel schon“, sagt Harder. Außerdem stehe beim Roten Kreuz auch eine psychosoziale Notfallversorgung für Einsatzkräfte bereit, an die sich jeder anonym wenden kann. So etwas werde nicht als Schwäche gesehen, eher im Gegenteil.
Die Wasserwacht Krumbach sieht sich sehr gut aufgestellt, was die Technik und den Ausbildungsstand ihrer gut 70 Aktiven angeht. Mayer, Harder und Markus Klemmer, der Technische Leiter des Vereins, erklären viel Technisches zu den Fahrzeugen, der Tauchausrüstung oder zum Sonargerät, das Unterwassersuchen per Boot erlaubt. Letzteres findet in einer kompakten Aluminiumkiste Platz. Wird es eingesetzt, dann hängt ein Signalgeber vorn am Boot ins Wasser. Der ausgebildete Sonaroperator sitzt auf der Kiste im Boot vor einem Monitor, während das Boot mit fünf bis sechs Kilometern pro Stunde über den See fährt. Am Monitor können dann Schatten ausgemacht werden. Ist es der Körper einer Person, so ist dies meist anhand der Extremitäten erkennbar. Doch man könne sich auch täuschen, wenn es sich zum Beispiel um einen Baumstamm handle. Solche Verdachtsstellen, die vom Boot aus mit einer Boje markiert werden, werden im Einsatz dann immer von einem Taucher überprüft, erklären die Experten. Ins Boot passen sechs Leute, gefahren werde aber meist mit Fünfen, da ja zur Not noch eine geborgene Person Platz finden muss.
Die Wasserwacht Krumbach verfügt über mehr als zehn Rettungstaucher sowie Bootsführer, Rettungsschwimmer, Maschinisten und Wasserretter. Jeder Wasserretter ist auch ausgebildeter Sanitäter. Im Einsatz ist auch immer ein Schnelleinsatzgruppenleiter dabei. Für all diese Tätigkeiten gibt es Ausbildungen, die teilweise über ein Jahr dauern. Markus Klemmer sagt, dass man Rettungsschwimmer und Wasserretter selbst in Krumbach ausbilden könne. Für Motorbootführer und Rettungstaucher zentral organisierte Kurse auf der Ebene des Bezirks Schwaben. Alle aktiv eingesetzten Mitglieder arbeiteten ehrenamtlich. Vom Freistaat gebe es zwar eine Grundausstattung wie ein Fahrzeug und ein Boot, doch Unterhaltskosten, zum Beispiel für die Wartung der Tauchausrüstung und spezielleres Gerät, müsse man aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden finanzieren.
Wachdienste im Krumbacher Stadtbad und am Oberrieder Weiher
Aktuell plant die Krumbacher Wasserwacht auch wieder ihre Wachdienste im städtischen Freibad in Krumbach und im Naherholungsgebiet am Oberrieder Weiher bei Breitenthal. „Im Freibad sind wir sonn- und feiertags mit jeweils drei bis vier Kräften dieses Jahr an 17 Tagen im Einsatz“, sagt Mayer, und zwar ab kommenden Sonntag, 29. Mai. Und am Oberrieder Weiher sei man sonntags mit fünf bis sieben ehrenamtlichen Wachgängern an 14 Sonntagen dieses Jahr im Einsatz. Ab 5. Juni wird dies der Fall sein. Dann weht auch die Wasserwachtsfahne am Badesteg. Anfang Juni wird die Wasserwacht dann auch wieder die Schwimmzone am Weiher mit den roten und gelben Bällen an einem Seil kennzeichnen. Dann fahren sie mit dem Boot namens "Schwalbe", das dann dauerhaft am Weiher stationiert werden soll, zur Befestigung auf den See hinaus.
Bald wollen die Wasserwächter auch eine Wachstation am Oberrieder Weiher bauen (wir berichteten). Dazu soll es Finanzmittel aus EU-Haushaltstöpfen geben. Doch rund die Hälfte der Bausumme, die auf 200.000 bis 220.000 Euro geschätzt wird, müssen die Ehrenamtlichen selber aufbringen. Dazu bitten sie auch um Spenden mit dem Verwendungszweck „Wachstation WW OG KRU“ auf das Konto unter der IBAN DE13 7205 1840 0240 0089 46.
Dass der Badebetrieb durch die Wasserwächter sicherer wird und dann bessere Versorgungsbedingungen für Erste-Hilfe-Maßnahmen herrschen, ist unbestritten, ebenso wie die Notwendigkeit des Dienstes der Aktiven.
"Zum Glück hatten wir in den letzten Jahren kein größeres Ereignis wie einen Herzinfarkt oder ähnliches“, sagt Nico Harder. Verarztet werden müssen öfter Bienenstiche, Sonnenstiche oder Kopfplatzwunden.