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Krumbach: Unternehmen aus der Oberpfalz übernimmt insolvente Krumbacher Traditionsfirma Lingl

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Unternehmen aus der Oberpfalz übernimmt insolvente Krumbacher Traditionsfirma Lingl

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    Die Krumbacher Firma Lingl wird von der Unternehmerfamilie Schug aus der Oberpfalz übernommen.
    Die Krumbacher Firma Lingl wird von der Unternehmerfamilie Schug aus der Oberpfalz übernommen. Foto: Peter Bauer

    Für die Krumbacher Firma Lingl gibt es jetzt offensichtlich wieder eine Perspektive. Wie Insolvenzverwalter Christian Plail im Gespräch mit unserer Redaktion bestätigte, wurde mit der Familie Schug aus Pressath in der Oberpfalz ein Käufer gefunden. Am Donnerstag fand in Krumbach bei Lingl eine Betriebsversammlung statt, bei der sich Unternehmer Hubert Schug der Belegschaft vorstellte. Dabei machte er deutlich, dass er Lingl langfristig entwickeln wolle. Schug ist unter anderem Hersteller von Maschinen zur Fertigung von Porzellan.

    Die 1938 gegründete Firma Lingl hatte bekanntlich im Oktober vergangenen Jahres ein Insolvenzverfahren beantragen müssen. Zum Jahreswechsel waren bei Lingl 393 Mitarbeiter (davon 43 Auszubildende) beschäftigt. Im Zuge des Insolvenzverfahrens verloren 138 Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz, zudem kündigten auch etliche Mitarbeiter mit Blick auf die unsichere Lage. Viele der Mitarbeiter, die ihren Arbeitsplatz verloren hatten, waren in die Transfergesellschaft Quali Plus gewechselt. Dort werden sie bei der Arbeitsplatzsuche unterstützt.

    Nach Informationen unsrer Zeitung waren bei Lingl zuletzt rund 180 Mitarbeiter beschäftigt. Dazu kommen gut 20 Auszubildende. Die Zahl der Mitarbeiter bei Lingl dürfte demnach aktuell wohl bei etwas über 200 liegen, wie auch Günter Frey, 1. Bevollmächtigter der IG Metall für die heimische Region bestätigte.

    Einen neuen Investor für Lingl finden, das war in den vergangenen Wochen eine wesentliche Aufgabe von Insolvenzverwalter Christian Plail. Immer wieder war davon die Rede, dass ein Wiedereinstieg der Gesellschafter Frank Appel und Andreas Lingl nicht ausgeschlossen sei. Dies ist bei der jetzt gefundenen Lösung offensichtlich aber kein Thema. Der Käufer, der jetzt für Lingl gefunden wurde, kommt aus der Oberpfalz. Dies bestätigt die Kanzlei Schneider, Geiwitz & Partner, für die Plail tätig ist, am Donnerstagnachmittag in ihrer offiziellen Pressemitteilung. „Alle Mitarbeiter werden übernommen“, betont die Kanzlei.

    Lingl wurde 1938 gegründet und ist Hersteller von Maschinen und Anlagen in den Bereichen Grobkeramik, Sanitär- und Technische-Keramik sowie Automatisierung und Robotik. Das Unternehmen hatte am 5. Oktober 2020 Insolvenz angemeldet, zum Insolvenzverwalter wurde Wirtschaftsprüfer Arndt Geiwitz von der Neu-Ulmer Kanzlei Schneider, Geiwitz & Partner bestellt. Vor Ort bei Lingl ist Partner Christian Plail für die Betreuung des Verfahrens zuständig. Durch den Verkauf an die Unternehmerfamilie Schug sei der Fortbestand des Traditionsbetriebes nun langfristig gesichert, heißt es in der Mitteilung.

    Spezialist für Anlagen aus der Porzellanindustrie

    Die Unternehmerfamilie Schug ist laut Mitteilung von Schneider, Geiwitz & Partner unter anderem Inhaber der Lippert GmbH & Co. KG (Lippert), einem Maschinenbauunternehmen aus Pressath in der Oberpfalz. Lippert „ist Spezialist für Anlagen der Porzellanindustrie, Fördertechnik und Automatisierungslösungen“. Bei dem international agierenden Familienunternehmen, das in der dritten Generation besteht, sind rund 370 Mitarbeiter beschäftigt, heißt es weiter in der Pressemitteilung.

    „Aus unserer Sicht passen die beiden Unternehmen sehr gut zusammen. Es gibt eine Vielzahl von Synergien, die es nun zu heben gilt. Wir sehen uns als langfristigen, strategischen Investor, der den Standort erhalten und langfristige Weiterentwicklung fördern will“, erklärt Hubert Schug, CEO von Lippert.

    „Mit einer engagierten Belegschaft unter Leitung des Sanierungsgeschäftsführers Alexander Kögel ist es uns trotz der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie gelungen, den Geschäftsbetrieb im vollen Umfang aufrecht zu erhalten und notwendige Restrukturierungsmaßnahmen umzusetzen“, wird Christian Plail in der Pressemitteilung zitiert. Dies sei eine wesentliche Voraussetzung für die Gespräche mit möglichen Investoren gewesen. Plail: „Wir hatten eine erfreuliche hohe Anzahl von Interessenten, bei der sich die Familie Schug letztendlich als idealer Partner für Lingl herausgestellt hat.“, erklärt Plail.

    Der Geschäftsbetrieb soll Anfang Mai übergeben werden

    Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Lingl seien heute im Rahmen einer Mitarbeiterversammlung über die neue Entwicklung informiert worden. Die Übergabe des Geschäftsbetriebes sei für Anfang Mai vorgesehen. Dem Verkauf muss noch der Gläubigerausschuss zustimmen. Im Gespräch mit unserer Redaktion erklärt Plail, dass er zuversichtlich sei, dass für Lingl eine gute, zukunftsorientierte Lösung gefunden sei. Die Mentalitäten der beiden Firmen Lingl und Schug würden gut zusammenpassen.

    Ähnlich sieht dies auch der 1. IG-Metall-Bevollmächtigte Günter Frey. Hubert Schug sei Mittelständler, seine Vorstellung in der Betriebsversammlung am Donnerstag sei gut angekommen. Schug habe zugesichert, dass er Lingl am Standort Krumbach weiter entwickeln wolle. Schug habe angekündigt, dass er oft in Krumbach bei Lingl präsent sein möchte. Frey sagte, dass man sich im Laufe des Insolvenzverfahrens auf einen Tarifvertrag geeinigt habe. Ein Kernpunkt sei die Bereitschaft der Arbeitnehmer zur 38-Stunden-Woche und zum Verzicht auf einen Teil des Urlaubs- und Weihnachtsgeldes. Lohnerhöhungen sollen zeitverschoben weitergegeben werden. Dies sei der Beitrag der Arbeitnehmer, um die Firma Lingl wieder auf einen guten Weg zu bringen.

    Vonseiten der Geschäftsführung sei Geschäftsführer Alexander Kögel weiterhin der Ansprechpartner für die Arbeitnehmerseite. Frey sagt, dass sich das Verhältnis zuletzt konstruktiv entwickelt habe. Bestehen bleiben soll der Firmenname Lingl. Auch das sei ein positives Zeichen für die weitere Entwicklung der Firma.

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