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Krumbach: Trotz vorläufiger Insolvenz: Es gibt gute Nachrichten für das Lingl-Personal

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Trotz vorläufiger Insolvenz: Es gibt gute Nachrichten für das Lingl-Personal

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    Dieses Mal wird es trotz einer vorläufigen Insolvenz keinen Personalabbau bei Lingl in Krumbach geben. Die Produktion läuft normal weiter.
    Dieses Mal wird es trotz einer vorläufigen Insolvenz keinen Personalabbau bei Lingl in Krumbach geben. Die Produktion läuft normal weiter. Foto: Peter Bauer

    Es ist ein ungewöhnliches Insolvenzverfahren, in dem die Firma Lingl aus Krumbach steckt. Denn statt den schlechten Nachrichten, die man üblicherweise mit einer vorläufigen Insolvenz in Verbindung bringt, gibt es in diesem Fall den Umständen entsprechend fast nur gute Neuigkeiten. Das sieht auch Günter Frey, Erster IG-Metall-Bevollmächtigter für den Landkreis, so. Er ist aktuell rund zweimal pro Woche in der Firma und wird auch im Gläubigerausschuss sitzen. "Es gibt aus meiner Sicht zwei positive Botschaften", sagt Frey im Gespräch mit unserer Redaktion in dieser Woche. 

    Zum einen habe das Unternehmen trotz der Entwicklungen in der Eigentümergruppe eine "weiterhin tolle Auslastung", wie Frey sagt: "Die Kunden bleiben Lingl gewogen." Und zum anderen sei man bereits in der Vorbereitung der nächsten Schritte, beispielsweise sei die Beantragung des Insolvenzgeldes schon veranlasst worden. Wie berichtet, musste die Traditionsfirma Lingl Anlagenbau am 4. Oktober einen vorläufigen Insolvenzantrag beim Amtsgericht Neu-Ulm stellen, obwohl die Aufträge laut Geschäftsführer Joachim Eibel bis weit in das Jahr 2024 reichen. Der Auslöser ist die Insolvenz der oberpfälzischen Schwesterfirma Lippert. Lippert, Lingl und eine dritte Firma, Trafö Lagersysteme, gehören zur Schug-Gruppe mit CEO (Chef) Hubert Schug an der Spitze. Schug kaufte Lippert (spezialisiert auf Maschinen für die Herstellung von Sanitärkeramik) im Jahr 2017, die Übernahme von Lingl geschah im Frühjahr 2021, nachdem die Krumbacher Firma schon einmal in finanzielle Schieflage geraten war. Im Januar 2021 waren noch etwa 400 Personen beschäftigt, 138 verloren damals ihren Job

    Insolvenzverwalter für Verfahren bei Lingl in Krumbach ist Joachim Exner

    Jetzt trifft es die Schwesterfirma aus Pressath: Bei Lippert sind rund 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von der vorläufigen Insolvenz betroffen. Und Lingl muss mitziehen, was mit der Finanzierung zu tun hat. Wie Eibel erklärte, stehen unter anderem die gemeinsamen Kreditlinien nicht mehr zur Verfügung.

    Seit dieser Nachricht war auch schon der zuständige Insolvenzverwalter Joachim Exner aus Nürnberg mit seinem Team mehrmals in Krumbach. Gewerkschaftsvertreter Günter Frey, der bei den Gesprächen ebenfalls dabei ist, spricht von einer guten Grundstimmung vor Ort. Nächste Woche soll das Insolvenzgeld möglicherweise schon ankommen. Das erhalten die Angestellten für bis zu drei Monate, dabei handelt es sich in der Regel um den normalen Nettolohn, Höchstgrenze für Besserverdienende ist allerdings die Beitragsbemessungsgrenze, ab der etwa auch keine Beiträge für die Arbeitslosenversicherung zu zahlen sind. 

    Vorläufige Insolvenz bei Lingl: Es werden keine Mitarbeiter entlassen

    Die Arbeit und Produktion vor Ort läuft laut Frey geregelt weiter, kein Mitarbeiter und keine Mitarbeiterin muss in diesem Verfahren um die Streichung seiner oder ihrer Stelle bangen. Im Gegenteil: Wie der Gewerkschafter mitteilt, habe es in den Gesprächen eher sogar Fragen nach möglichen Neueinstellungen gegeben. Auch die rund 20 Auszubildenden, einige davon haben erst dieses Jahr ihre Lehre bei Lingl begonnen, haben einen gesicherten Arbeitsplatz, bekommen ihre normale Vergütung und werden weiterhin im Haus in Krumbach betreut. Weitere Fragen, die die rund 220 Lingl-Angestellten haben, beispielsweise zur Urlaubsregelung, werden laut Frey in einem "Fragen-Antworten-Katalog" gesammelt. "Wir sind schon in der Vorbereitung der nächsten Schritte", fasst Frey zusammen. Was er damit meint: Die Sanierungsarbeit falle in diesem Fall weg, da Lingl gut da stehe. "Das heißt, die Insolvenzverwalter können sich schon auf den Verkaufsprozess vorbereiten." 

    Ein Bild aus dem Archiv, als Lingl schon einmal insolvent war: Mitarbeiter der Traditionsfirma Lingl demonstrierten im Oktober 2020 vor dem Krumbacher Rathaus. Zum Krisen-Gespräch im Rathaus war auch Landrat Hans Reichhart gekommen.
    Ein Bild aus dem Archiv, als Lingl schon einmal insolvent war: Mitarbeiter der Traditionsfirma Lingl demonstrierten im Oktober 2020 vor dem Krumbacher Rathaus. Zum Krisen-Gespräch im Rathaus war auch Landrat Hans Reichhart gekommen. Foto: Peter Bauer (Archivbild)

    Lingl soll an einen Erwerber oder ein anderes Unternehmen gehen, dafür gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder kauft ein Unternehmer, wie damals Hubert Schug, die Krumbacher Traditionsfirma oder eine Investorengruppe steigt ein. Dieser Bewerbungsprozess könne laut Frey noch einige Zeit dauern. Dennoch seien die Zeichen, "bei aller Vorsicht", erst einmal positiv.

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