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Krumbach/Thannhausen: Passbilder auf dem Behördenflur? Fotografen in Mittelschwaben schlagen Alarm

Krumbach/Thannhausen

Passbilder auf dem Behördenflur? Fotografen in Mittelschwaben schlagen Alarm

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    Im Eingangsbereich des Leipheimer Rathauses steht ein Passfoto-Automat. Für zehn Euro bekommen Kunden vier Passfotos, die biometrisch aufgenommen für Ausweisdokumente verwendet werden können. Im südlichen Landkreis gibt es noch keine solche Automaten – zur Erleichterung der hiesigen Fotografen.
    Im Eingangsbereich des Leipheimer Rathauses steht ein Passfoto-Automat. Für zehn Euro bekommen Kunden vier Passfotos, die biometrisch aufgenommen für Ausweisdokumente verwendet werden können. Im südlichen Landkreis gibt es noch keine solche Automaten – zur Erleichterung der hiesigen Fotografen. Foto: Bernhard Weizenegger

    „Diese Nachricht war ein ziemlicher Dämpfer“, erinnert sich Tobias Atzkern. Der Fotograf hatte gerade nach der Betriebsaufgabe von Foto Ziche in Thannhausen die Nachfrage nach Passbildern aufgenommen, als durch die Nachrichten eine für ihn unerfreuliche Information geisterte: ein Gesetzentwurf, nach dem Passfotos nur noch direkt unter Aufsicht am Ort der Antragstellung gemacht werden dürfen. Hintergrund war das sogenannte „Morphing“: Durch digitale Bildbearbeitung verschmelzen zwei oder mehr Gesichter zu einem Foto. Ein so erzeugtes Passbild ließe sich von allen Personen zum Grenzübertritt nutzen, deren Züge im Bild enthalten sind.

    „Zum Glück wurde der Gesetzentwurf dann noch entschärft“, zeigt sich der Inhaber des Coredia-Fotostudios in Thannhausen erleichtert. Tatsächlich verkündete Innenminister Horst Seehofer Anfang 2020 – unter anderem auf Druck des Berufsverbands der Berufsfotografen – dass die Bürger selbst entscheiden sollen, ob sie ihre Passfotos direkt bei der Behörde oder von einem geeigneten Fotografen machen lassen.

    Gesetz: Ab 2025 Passbilder nur noch in digitaler Form

    Inzwischen hat der Bundestag das Gesetz verabschiedet. Ab Mai 2025 dürfen Passbilder nur noch in digitaler Form eingereicht werden. Zugelassene Fotografen übermitteln dann über entsprechend gesicherte Kanäle die Bilddateien direkt an die zuständigen Behörden. Alternativ dürfen die Behörden auch eine Bilderstellung vor Ort anbieten. Seit Dezember steht im Leipheimer Rathaus ein Fotoautomat, der den Bürgern erlaubt, für zehn Euro vier Passbilder anzufertigen. Wie steht Atzkerns Krumbacher Kollege Robert Weiß zur möglichen Verlagerung des Passfotogeschäftes?

    „Das wäre der Gnadenstoß für unsere Branche“, erklärt der Inhaber des Fotogeschäftes in der Karl-Mantel-Straße. „Die Passbildfotografie ist unser Brot- und Buttergeschäft“. Vergleichbar sei das mit einem Bäcker, der mit dem Verkauf von Brot und Brezeln sein Hauptgeschäft macht. „Das Passbild ist eine Angelegenheit, wo die Leute noch sagen: Das muss ein Profi machen“, präzisiert er seine Bedenken.

    Fotografen in Mittelschwaben: Diese Probleme hat unsere Branche

    Die Fotobranche steht in der Tat vor großen Herausforderungen. Technisch immer leistungsfähigere Smartphone-Kameras, preiswerte digitale Spiegelreflexgeräte und eine wahre Bilderflut im Netz haben den Markt stark verändert. Erschwerend hinzu kommt der coronabedingte Lockdown. „Interessanterweise nutzen viele Kunden den Lockdown, um ihre Termine optimal zu koordinieren“, stellt Robert Weiß fest. „Viele haben gewartet, bis die Friseure wieder öffnen. Jetzt lassen sie sich erst die Haare herrichten, dann kommen sie zu uns und anschließend gehen sie mit dem Passbild aufs Rathaus.“

    Zum Thema Corona erläutert Tobias Atzkern: „Durch das Homeoffice fallen beispielsweise Mitarbeitershootings weg. Auch Hochzeiten sind gar nicht oder nur sehr eingeschränkt möglich.“ Er habe aber durch seine Tätigkeit als Werbefotograf durchaus noch Arbeit. „Ich will nicht jammern – andere Brachen sind weitaus schlimmer dran.“

    In Krumbach und Thannhausen sollen keine Fotos im Rathaus gemacht werden

    Droht den Fotografen im südlichen Landkreis die Gefahr von Konkurrenz durch Fotoautomaten in Behördenfluren? Thannhausens Bürgermeister Alois Held gibt Entwarnung: „Wir wollen den Fotografen vor Ort ihr Geschäft nicht wegnehmen.“ Für Mai 2020 sei eine entsprechende Infrastruktur vorgesehen, um eine sichere digitale Übertragung vom Fotografen zur Behörde zu gewährleisten. Sein Krumbacher Amtskollege Hubert Fischer sieht das ähnlich: „Wir haben keine Pläne, einen Fotoautomaten aufzustellen. Der Einzelhandel hat es grade eh schon schwer genug.“ In Krumbach und Thannhausen wird es also auch in Zukunft eine menschliche Stimme sein, die freundlich fordert: „Und jetzt bitte recht freundlich …“.

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