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Krumbach: Tag der Pflege: Mitarbeiter werden weniger, Anforderungen mehr

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Tag der Pflege: Mitarbeiter werden weniger, Anforderungen mehr

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    Verschiedenste Tätigkeiten begleiten den Berufsalltag einer Pflegefachkraft. Auch die Mitarbeiterinnen der Katholischen Sozialstation Krumbach sind ständig unterwegs und ziehen ihren Klientinnen und Klienten zum Beispiel Kompressionsstrümpfe an.
    Verschiedenste Tätigkeiten begleiten den Berufsalltag einer Pflegefachkraft. Auch die Mitarbeiterinnen der Katholischen Sozialstation Krumbach sind ständig unterwegs und ziehen ihren Klientinnen und Klienten zum Beispiel Kompressionsstrümpfe an. Foto: Sebastian Gollnow,dpa (Symbolbild)

    In der Anfangszeit der Corona-Pandemie wurden die Pflegekräfte deutschland- und europaweit für ihre Arbeit beklatscht. Inzwischen hat die Aufmerksamkeit wieder nachgelassen, wo doch die Maskenpflicht in den Einkaufsläden und Gastwirtschaften gefallen ist. Doch immer noch geistert der Begriff "Pflegenotstand" durch die Medien. Die Redaktion lenkt den Blick zum internationalen Tag der

    Trotz Pflegebedürftigkeit wollen die Menschen weiter daheim wohnen

    "Corona hat uns leider immer noch fest im Griff. Kliniken entlassen trotzdem ihre Patienten sehr zeitnah in ihre häusliche Umgebung. Ältere Menschen scheuen in der Regel den Umzug ins Alten- und Pflegeheim trotz Pflegebedürftigkeit. Jeder möchte so lang wie möglich in seinen vier Wänden bleiben. Genau hier kommen die ambulanten Pflegedienste ins Spiel", berichtet die Pflegedienstleitung, Martina Pilz. Es gebe eine große Nachfrage nach Pflegeleistungen. Täglich erreichen sie mehrere Anfragen, mit der Bitte um Unterstützung. Zurzeit arbeiten 16 Mitarbeiter bei der Katholischen Sozialstation in Krumbach, vor einem Jahr waren es noch fünf mehr. Renteneintritte, Elternzeit, Austritt wegen gesundheitlicher Probleme und anderes ließen das Team kontinuierlich schrumpfen. Die verbliebenen Mitarbeiterinnen (derzeit gibt es keinen Mann unter ihnen) haben alle Hände voll zu tun.

    Morgens um 6 Uhr beginnt die erste Tour. Die folgenden Touren, hauptsächlich im Altlandkreis Krumbach, beginnen in zeitlicher Versetzung, um so wenig wie möglich Kontakt zwischen den Mitarbeiterinnen in Umkleideraum, WC und Büro zu gewährleisten. "Corona macht uns das Leben alles andere als leichter", sagt Pilz, die ihre Ausbildung als Krankenschwester vor vielen Jahren im Bezirkskrankenhaus in Günzburg absolviert hat.

    Dreimal wöchentlich wird in der Sozialstation auf das Coronavirus getestet, um positive Mitarbeiterinnen sofort zu erkennen und zu isolieren. "Gott sei Dank sind alle geimpft", sagt die Mutter einer erwachsenen Tochter. Nach einer kurzen Abstimmung von Weitem schwärmen die Altenpflegerinnen, Krankenschwestern, Kinderkrankenschwestern, Pflegehelferinnen und andere in alle Richtungen aus. Gerade im Winter erschweren zusätzlich Dunkelheit und widrige Straßenbedingungen die Anfahrten zu den Patienten. Vielerlei Aufgaben sind zu erledigen. Grundpflegen, Medikamentenabgaben, Verbandswechsel, Insulininjektionen, Blutzucker-Messungen, Mobilisation der Patienten, Anlegen von Kompressionsverbänden, Anziehen von Kompressionsstrümpfen, Vitalwertkontrollen und Transfers der zu Pflegenden aus dem Bett oder von anderswo. Im Spätdienst arbeitet in der Regel eine Kollegin, oft sind aber auch zwei Kolleginnen unterwegs. Dann wird ebenfalls je nach Einsatzstelle Insulin injiziert, Medikamente gegeben, Kompressionsstrümpfe ausgezogen, beim Auskleiden geholfen, und es werden

    Von Pflegeschulen aus Augsburg, Günzburg und Ursberg kommt Nachwuchs in der Pflege

    "Wir stehen in engem Kontakt mit den umliegenden Pflegeschulen in Günzburg, Ursberg oder auch Augsburg und sind Einsatzstelle der praktischen Ausbildung", sagt Pilz, die auch Fachwirtin im Sozial- und Gesundheitswesen ist. Die Katholische Sozialstation in Krumbach verfüge auch über zwei ausgebildete Praxisanleiterinnen, die sich um die Anleitung der Schülerinnen und Schüler kümmern.

    "In Zeiten der Pandemie müssen zusätzlich viele Hygienevorschriften gewissenhaft eingehalten werden, was Zeit und Geld kostet. Das Tragen der FFP2-Maske für Mitarbeiterinnen und Patienten und die Händedesinfektion sind nur einige davon. Der Schutz unserer Patientinnen und Patienten und unseres Personals hat oberste Priorität", bekräftigt die Pflegedienstleitung.

    "Viele Patienten warten sehnsüchtig auf unser Personal, da die Mitarbeiter oft der einzige Kontakt am Tag sind", sagt sie. Die Pflegekräfte hätten immer ein offenes Ohr für Sorgen, Ängste und aktuelle Probleme der Patienten. Trost spenden in traurigen Situationen und Mut machen, wenn es notwendig ist, das machten sie gerne und es gehöre zum beruflichen Alltag. Oft müsse zusätzlich auf individuelle Fragen eingegangen oder bei der Organisation geholfen werden. Pilz selbst fährt bei Problemen in der Organisation der Pflege mit an die Einsatzstelle, um individuelle Lösungsmöglichkeiten zu finden.

    Gegen Mittag kehren die Mitarbeiterinnen zurück. Damit ist die Arbeit aber noch nicht beendet. Wie in jedem medizinischen Beruf beginnen nun die Verwaltungstätigkeiten: Das Anlegen von Wundprotokollen, das Ausfüllen von Notrufnachweisen, aufwendige Pflegeberichte werden erstellt, Vereinbarungen mit Ärzten und Angehörigen werden dokumentiert, Pflegetaschen aufgefüllt, Gespräche mit Schülerinnen und Schülern geführt und diese angeleitet und vieles mehr.

    Währenddessen kümmern sich die Pflegedienstleitung und ihre Stellvertretung um die Erstellung der Tourenpläne, Zu- und Abgänge von zu Pflegenden, Medikamentenbestellungen, die Abrechnung, das Bestellen und Weiterleiten von Verordnungen. Telefonate, Anfragen, Beratungen, Dienstplanerstellungen, Statistiken, Wünsche von Patienten und Mitarbeiterinnen und die Probleme mit den Krankenkassen wollen erledigt werden, damit ein reibungsloser Betrieb gewährleistet ist. "Die bürokratischen Hürden sind in den letzten Jahren stark angewachsen", sagt Pilz aus Erfahrung. Trotzdem versuche man alle Vorgaben zu erfüllen. "Zur Freude des Ersten Vorstandes, der Geschäftsleitung und den Mitarbeiterinnen haben wir beim letzten Besuch des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen die Note 1,0 bekommen", sagt Pilz stolz.

    Durch die oft jahrelange Pflege der Patienten entstehe eine innige Beziehung zwischen Pflegebedürftigen, Angehörigen und Pflegekraft, die von großer Dankbarkeit und Wertschätzung geprägt ist. Man merkt Pilz an, dass sie ihren Beruf mit Leidenschaft ausübt.

    Leider sei telefonischer Kontakt zu manchen Hausarztpraxen ist fast unmöglich geworden. Anfragen von Patienten und Angehörigen, die wegen Personalmangel abgelehnt werden müssten, brächten die Mitarbeiterinnen oft in sehr große Gewissenskonflikte. "Denn wir wissen ja, dass sich hinter jeder Anfrage ein persönliches Schicksal verbirgt" so die Krankenschwester.

    "Durch die flexiblen Arbeitszeiten sind wir aber ein attraktiver Arbeitgeber besonders für junge Mütter, die in unserem harmonischen, aufgeschlossenen Team herzlich willkommen sind", ist sich Pilz sicher. Neue Leute im Team seien jederzeit herzlich willkommen. Dem Team sei es wichtig, die Patienten optimal zu versorgen und als Mitarbeitende mit einem guten Gefühl nach Hause zu gehen. Beschäftigungen in Teilzeit seien möglich. Wer sich die Arbeit bei der Katholischen Sozialstation gerne anschauen und sich selbst ein Bild von der Sache machen wolle, der könne gerne an einem Schnuppertag einmal mitfahren. Selbstverständlich würden Interessentinnen und Interessenten dann auf das Coronavirus getestet. Alles andere wäre zu gefährlich in Zeiten der Corona-Pandemie, so Pilz.

    Pflege sollte in der Politik und Gesellschaft Beachtung erhalten

    "Von der Politik wünschen wir uns, dass die ambulante Pflege endlich die Beachtung in der Gesellschaft bekommt, die angemessen ist und bei zukünftigen Entscheidungen berücksichtigt wird", sagt Pilz abschließend.

    Wer sich für die Arbeit bei der Katholischen Sozialstation in Krumbach mit Sitz in der Talstraße interessiert, kann sich unverbindlich unter Telefon 08282/62831 zwischen 7.30 und 13 Uhr von montags bis freitags melden. (AZ/adö)

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