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Krumbach: So kann auf Social-Media-Kanälen manipuliert werden

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So kann auf Social-Media-Kanälen manipuliert werden

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    Ein Herzchen auf Instagram oder ein Like auf Facebook: Fake-Profile fluten zunehmend soziale Netzwerke, warnen Verbraucherschützer.
    Ein Herzchen auf Instagram oder ein Like auf Facebook: Fake-Profile fluten zunehmend soziale Netzwerke, warnen Verbraucherschützer. Foto: Friso Gentsch/dpa/dpa-tmn

    Das kurze Video zeigt eine Katze, die sich ein Brotstück vom Teller klaut. Nur ein Wischer über das Smartphone, schon läuft automatisch der nächste Film ab. Es wird ein Kriegsschauplatz in der Ukraine gezeigt, scheinbar tote Menschen stehen vom Boden auf, alles mit einer Audiospur russischer Propaganda hinterlegt. Vergnügliche Videos wechseln direkt zu vermeintlichen Nachrichten über - Alltag auf Social Media. 

    Jugendliche nutzen Instagram, TikTok und Youtube nicht nur zum Vergnügen. Während die Großeltern nach wie vor die Papierzeitung lesen, informieren sich junge Menschen über das aktuelle Weltgeschehen meist über Social Media. Doch in den endlosen Weiten des World Wide Web und seinen unzähligen Möglichkeiten sind Fake News, Desinformation und Verschwörungsmythen an der Tagesordnung. Falschmeldungen, die teilweise so raffiniert sind, dass selbst erfahrene Nutzerinnen und Nutzer auf die Manipulation hereinfallen. Wie problematisch ist es, wenn Jugendliche immer stärker Social Media als Informationsquelle nutzen?

    "Ich bin schon mit sehr bizarren Sachen konfrontiert worden"

    Der Politik- und Englischlehrer Leonhard Mayer spricht über Schülerinnen und Schülern, die im Unterricht mit kontroversen Meinungen hervorstechen. Solche Situationen erlebe er immer wieder. Seit dem laufenden Schuljahr ist er Lehrer am Krumbacher Simpert-Kraemer-Gymnasium. Er erinnert sich an Vorfälle an einer Augsburger Schule, an der er bis vor Kurzem unterrichtete: „Ich bin schon mit sehr bizarren Sachen konfrontiert worden.“ Einzelne Schülerinnen und Schüler seien etwa zu Beginn des Ukraine-Kriegs auf russische Propaganda gestoßen. Sie ließen sich davon überzeugen, dass Putin richtig handle und Russland mit dem Angriff im Recht sei. Diese Sichtweise hätten die Jugendlichen häufig über Telegram übernommen - über den in

    Vorfälle jener Art, das Schülerinnen und Schüler über Social Media konsumierte Desinformationen für wahr halten, seien laut Mayer dennoch selten. Vor allem bei den Jüngeren falle allerdings auf, dass sie Probleme mit der Einordnung von Informationen haben. Die schiere Flut an Bildern und Nachrichten könne überfordern, insbesondere wenn sich die Informationen nicht mit eigenem Wissen vergleichen lassen. Älteren Schülerinnen und Schülern falle es einfacher, Fake-News und Verschwörungstheorien zu beurteilen. „Es gibt aber auch problematische Fälle, bei denen sich die Schüler schwertun“, sagt der Lehrer. "Wo es problematisch wird, sind Themen wie Migration", weil es sich hierbei um ein alltägliches Thema handle, das regelmäßig vielschichtig diskutiert wird.

    Was Medienerziehung in den Schulen leisten kann

    Wichtig sei es, die Schüler bestmöglich über Gefahren und Möglichkeiten zu unterrichten. „Wir machen viel Medienerziehung, auch fächerübergreifend“, sagt Mayer. Auch „Fake News sind ein großes Thema in der Schule“. Es werde versucht, eine allgemeine Medienkompetenz in der Schule aufzubauen. Es geht um eine ganze Bandbreite an Fragen: Was und wie viel konsumiere ich? Wie funktionieren Algorithmen, wie funktioniert zum Beispiel YouTube? Wie begegne ich Hass auf Social Media? Was sind Fake News? Wie funktioniert Populismus? Wie verbreiten sich Verschwörungstheorien?

    Doch Mayer macht auch deutlich, dass die Theorie aus der Schule allein nicht reicht. Denn „der meiste Medienkonsum findet zu Hause statt.“ Es sei notwendig, dass die Eltern ihre Kinder unterstützen, damit die Kinder und Jugendlichen ein gesundes Medienverhältnis entwickeln. Die meisten Eltern würden dies auch tun. Es gebe jedoch manche, die ihre Kinder allein im Internet ließen. Diese hätten dann auch wiederholt Probleme mit der Einordnung von Informationen. 

    Obwohl Jugendliche inzwischen weniger oder gar keine Zeitung lesen und Fernsehnachrichten konsumieren, sei das Interesse am Weltgeschehen dennoch weiter stark. Die jüngeren sowie die älteren Schüler seien beispielsweise weiterhin sehr an politischen Themen interessiert, sagt der Politiklehrer. Aber das „Medienkonsumverhalten hat sich geändert.“ Kurz und kompakt sollen die wichtigsten Informationen verpackt sein. „Am besten in Form eines Hefteintrags“, schildert Leonhard Mayer. Eine kurze Überschrift mit den wichtigsten Stichpunkten. Denn „die Konzentrationsspanne der Schüler nimmt ab“. Schüler konsumieren deshalb lieber kurze Clips etwa auf TikTok.

    Dieser Mann in Oldenburg trägt einen Maulkorb aus Protest gegen die Corona-Maßnahmen.
    Dieser Mann in Oldenburg trägt einen Maulkorb aus Protest gegen die Corona-Maßnahmen. Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa

    Neben dieser Art von Informationsvermittlung sei zudem der interaktive Aspekt ein großer Vorteil von Social Media, der dazu führt, dass Schülerinnen und Schüler sich immer häufiger über Onlineplattformen informieren. Jeder hat nämlich die Möglichkeit, Meinungen anderer zu lesen oder selbst zu kommentieren. Außerdem sei die Schnelligkeit und die Masse unterschiedlicher Beiträge zu einem Thema auch ein positiver Aspekt. 

    Der Lokalteil der Zeitung wird nach wie vor interessiert gelesen

    Zudem sei es laut Mayer keineswegs der Fall, dass die Schüler und Schülerinnen ihre Informationen nur von Tiktoktern, Youtubern oder Influencern beziehen würden. So würden diese auch das breite Angebot von Medienhäusern in den sozialen Medien nutzen, um sich zu informieren. Auch mit Zeitungsartikeln würden sich die Jugendlichen weiter beschäftigen. Der Lehrer erklärt, dass einige regelmäßig Artikel lesen würden, wenn Zeitungen in der Schule verfügbar sind. Vor allem der Lokalteil sei für viele von Interesse. Auch wenn ihre Eltern eine Zeitung abonniert haben, würden Kinder daheim die Gelegenheit nutzen.

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