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Krumbach: Literaturherbst: Befreiungskampf der Marsianer von der terrestrischen Herrschaft

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Literaturherbst: Befreiungskampf der Marsianer von der terrestrischen Herrschaft

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    Danica Christin Srownal liest in der voll besetzten Aula des SKG aus ihrem Science-Fiction-Roman „And Mars Shall Rise” und berichtet über die Entstehungsgeschichte.
    Danica Christin Srownal liest in der voll besetzten Aula des SKG aus ihrem Science-Fiction-Roman „And Mars Shall Rise” und berichtet über die Entstehungsgeschichte. Foto: Dr. Edith Burkhart-Funk, Peter Bauer

    Zunächst auf Deutsch, dann in klassischem Oxford English, mit britischem Humor und ironischem Unterton bereitete Norbert Rehfuß, der Direktor des Krumbacher Simpert-Kraemer-Gymnasiums, darauf vor, was nun kommen sollte: eine Lesung nicht nur auf Deutsch, sondern überwiegend in australischem Englisch, quasi ein Kulturschock. Die Aula der Schule war mit ca. 150 Personen gut gefüllt, vor allem älteren Schülerinnen und Schülern, aber auch Gästen von außerhalb. Danica Christin Srownal, die ihr Erstlingswerk unter ihren beiden Vornamen publiziert, hatte hier 2007 ihr Abitur gemacht. Nun berichtete sie über ihre Technik des Schreibens, die Entstehung des Buches, las daraus vor und beantwortete viele Fragen. „And Mars Shall Rise“ ist für den amerikanischen Markt geschrieben, aber auch in Deutschland bei Amazon erhältlich. Die junge Autorin hat während langer Auslandsaufenthalte viele Erfahrungen gesammelt. So studierte und arbeitete sie drei Jahre in Australien und war für humanitäre Organisationen tätig, etwa für Ärzte ohne Grenzen in Zentralafrika.

    Kampf gegen Überwachung, Manipulation, Unterdrückung und Ausbeutung

    Die Konfrontation mit menschlichem Leid in der Katastrophenhilfe war wohl nicht ohne Einfluss auf die Wahl des Romanthemas: der Kampf um Befreiung von Überwachung, Manipulation, Unterdrückung und Ausbeutung. Damit hängt auch die düstere und spannungsgeladene Grundstimmung sowie das hohe Tempo des Handlungsflusses zusammen. Der Roman spielt im Jahr 2661. Der Mars ist seit Generationen mit Menschen besiedelt, die für Hungerlöhne Bodenschätze beschaffen müssen, die auf der Erde längst aufgebraucht sind. Der Vergleich mit den Kolonialisierungen im 19. und 20. Jahrhundert drängt sich auf. Als die Not der Marsianer unerträglich wird, kommt es zu Aufständen gegen die terrestrische Unterdrückungsmaschinerie und zu einem blutigen Befreiungskrieg. Die erzählte Zeit wurde so gewählt, dass die möglichen wissenschaftlichen, technischen und gesellschaftlichen Entwicklungen bis dahin in etwa abschätzbar sind. Der Autorin ist wichtig, dass alle Details realistisch sind. 

    Danica Christin Srownal liest in der voll besetzten Aula des SKG aus ihrem Science-Fiction-Roman „And Mars Shall Rise” und berichtet über die Entstehungsgeschichte.
    Danica Christin Srownal liest in der voll besetzten Aula des SKG aus ihrem Science-Fiction-Roman „And Mars Shall Rise” und berichtet über die Entstehungsgeschichte. Foto: Dr. Edith Burkhart-Funk

    Zugute kommt ihr dabei, dass sie sich seit ihrer Kindheit für Astrophysik begeistert. Der Mars erwies sich als beste Option für einen besiedelten Planeten besonders wegen der relativ geringen Entfernung von der Erde und seiner Schwerkraftbedingungen. Sorgfältig recherchiert sind die technischen Möglichkeiten, etwa was denkbare Entwicklungen in der Kriegswaffen- oder Raketentechnik betrifft. Die für Menschen notwendigen Lebensbedingungen werden unter Hüllen, sogenannten Domen, hergestellt. Ebenso realistisch ist die Schilderung der Handlung aus unterschiedlichen Perspektiven, durch die Augen verschiedener Personen. Auch dass der Ausgang der Geschichte bis zum Schluss offen ist, dass lange nicht absehbar ist, ob sie überhaupt zu einem guten Ende kommt, ist diesem Realismus verpflichtet, ebenso, dass nicht nur bei den Antagonisten Blut fließt, sondern auch bei den „Guten“. 

    Sogar die zentrale Figur, die die Schlüsselrolle im Aufstand spielt, überlebt den Kampf nicht. Gut und Böse sind keineswegs eindeutig verteilt, etwa Mars versus Erde, gute versus böse Menschen. Auch terrestrische Figuren schließen sich aus humanen Gründen den Aufständischen an. Diese Ambivalenz birgt menschliche Tragik. So muss die Figur, die am Ende den Kampf für die Marsianer gewinnt, mit dem Gefühl tiefer Schuld weiterleben; in einem kurzen Augenblick hatte sie die Entscheidung zu treffen, Millionen Menschen auf der Erde zu töten oder den Kampf für die Marsianer verloren zu geben. Auch über die terrestrischen Menschen sind moralische Urteile schwer zu fällen, denn außer bei Rädelsführern und Despoten verflüchtigt sich persönliche Schuld in der Anonymität der Massengesellschaft. Die Schuld der mordenden Soldaten verkriecht sich unter den Deckmantel der bloßen Befehlsausführung. Alles in allem ein – leider – sehr realistischer Science-Fiction-Roman.

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