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Krumbach: Krumbacher Firma Lingl: Welche Hoffnung gibt es für die Gekündigten?

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Krumbacher Firma Lingl: Welche Hoffnung gibt es für die Gekündigten?

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    Die Krumbacher Firma Lingl befindet sich seit Dezember 2020 im Insolvenzverfahren.
    Die Krumbacher Firma Lingl befindet sich seit Dezember 2020 im Insolvenzverfahren. Foto: Monika Leopold-Miller

    138 Mitarbeiter verlieren bei der Krumbacher Traditionsfirma Lingl ihre Arbeit: Dies ist seit einigen Wochen bittere Gewissheit. Welche Perspektive bleibt ihnen? Wird es ihnen gelingen, eine neue Arbeit zu finden? Bei der Suche nach neuen Jobs spielt die Transfergesellschaft, in die viele der Gekündigten eingetreten sind, eine maßgebliche Rolle. Martin Gosch, der das Projekt Transfergesellschaft betreut, sagt, dass er die Betroffenen keineswegs chancenlos sehe.

    Werden die Mitarbeiter, die bei Lingl ihre Arbeit verloren haben, eine neue Beschäftigung finden?
    Werden die Mitarbeiter, die bei Lingl ihre Arbeit verloren haben, eine neue Beschäftigung finden? Foto: pb

    Die 1938 gegründete Krumbacher Firma Lingl rüstet unter anderem weltweit Ziegeleien aus. Zur Firmenzentrale in Krumbach kommen circa 30 Niederlassungen im In- und Ausland (etwa 150 Mitarbeiter). Das Insolvenzverfahren konzentriert sich auf den Hauptstandort Krumbach, auf Lingl und die Tochtergesellschaft SMB (Maschinenbau für die holzverarbeitende Industrie, 13 Mitarbeiter). Bei Lingl waren zuletzt 393 Mitarbeiter (davon 43 Auszubildende) beschäftigt. Wie bereits berichtet, hatten 16 Mitarbeiter in den vergangenen Wochen selbst gekündigt. Vom Arbeitsplatzverlust betroffen, sind 138 Mitarbeiter (keine Auszubildenden).

    Christian Plail betreut bei Lingl das Insolvenzverfahren.
    Christian Plail betreut bei Lingl das Insolvenzverfahren. Foto: Stephanie Denzler

    Für 39 der 138 gekündigten Mitarbeiter sei es, so berichteten Insolvenzverwalter Christian Plail sowie die Vertreter der Arbeitnehmerseite, gelungen, eine Art Brücke Richtung Rente zu bauen. Wie Christian Plail und die stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Brigitte Altstetter bestätigten, hätten die 13 Mitarbeiter der Tochtergesellschaft SMB mittlerweile von sich aus gekündigt und neue Arbeitsplätze gefunden. Plail sagte, dass man sich jetzt bei SMB auf die „Verwertung der Vermögensgegenstände“ konzentrieren müsse. Aber es sei ja auch ein positives Zeichen, dass alle bisherigen SMB-Mitarbeiter neue Arbeitsplätze gefunden hätten.

    Für einen neuen Lingl-Investor zeichnet sich noch keine Lösung ab

    Für Lingl wird bekanntlich ein neuer Investor gesucht. Plail bestätigte erneut, dass es weiterhin Interessenten gebe. Aber noch zeichne sich keine konkrete Lösung ab. Wird es gelingen, für die Mitarbeiter, die jetzt ihre bisherige Arbeit verloren haben und keine neue Arbeit gefunden haben, eine gute Lösung auf dem Arbeitsmarkt zu finden? Eine Schlüsselrolle spielt dabei die jetzt aktiv werdende Transfergesellschaft. Sie wird vom Dienstleister Quali Plus betreut. Er ist bei Lingl kein Unbekannter. Bereits 2013, als 172 Mitarbeiter bei Lingl ihre Arbeit verloren, war er für Lingl tätig.

    Lingl insolvent: Mit schwarzen Kreuzen machten vor Kurzem Betriebsrat, IG Metall und Belegschaft auf die schwierige Lage der Krumbacher Traditionsfirma aufmerksam.
    Lingl insolvent: Mit schwarzen Kreuzen machten vor Kurzem Betriebsrat, IG Metall und Belegschaft auf die schwierige Lage der Krumbacher Traditionsfirma aufmerksam. Foto: pb

    Der Dienstleister arbeitet schwerpunktmäßig in Baden-Württemberg und im angrenzenden Bayern und hat seinen Hauptsitz, wie Geschäftsführer Martin Gosch im Gespräch mit unserer Redaktion berichtet, in Wendlingen am Neckar. Seit rund 20 Jahren ist der Dienstleister, der auch eine Niederlassung in Ulm hat, tätig. Betreut hat er zahlreiche Insolvenzen, unter anderem zuletzt, wie Martin Gosch erläutert, die Insolvenz einer Firma in Böblingen mit rund 600 Mitarbeitern. Wichtig seien in solchen schwierigen Situationen gute Kontakte sowohl zu Arbeitgeber- als auch Arbeitnehmerseite, sagt Gosch. Für Quali Plus sei ein Netzwerk von insgesamt rund 30 bis 40 Personen tätig.

    Wie finanzielle Basis für die Betroffenen jetzt aussieht

    Nach Auskunft von Plail sind fast alle Lingl-Arbeitnehmer, die jetzt ohne Arbeit sind, in die Gesellschaft eingetreten. Sie erhalten 80 Prozent ihres bisherigen Nettolohns. Finanziert wird dies, wie Günter Frey, 1. IG-Metall-Bevollmächtigter für die Region, wiederholt erklärte, von der Bundesagentur für Arbeit und aus der Insolvenzmasse. Je nach Betriebszugehörigkeit könnten Arbeitnehmer der Gesellschaft drei bis sechs Monate angehören. Bei Schwerbehinderten sei eine Zugehörigkeit bis zu sieben Monaten möglich, ergänzt die stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Brigitte Altstetter. Für die Betreuung der gekündigten Lingl-Mitarbeiter wurde ein Büro im alten Toom-Gebäude im Norden Krumbachs eingerichtet. Hilfe bei der Arbeitsplatzsuche und Weiterqualifizierung: Das sind wesentliche Aufgaben der Transfergesellschaft.

    Erste Vorbereitungen laufen nach Auskunft von Geschäftsführer Martin Gosch bereits. Offiziell werde die Gesellschaft ihre Arbeit zum 1. März aufnehmen. In Nicht-Corona-Zeiten gibt es, so Martin Gosch, für die Arbeitnehmer, Gruppenveranstaltungen, ferner dazu auch viele persönliche Einzelgespräche. Aber mitten in der Corona-Krise müsse diesmal wohl vieles auch online erfolgen. Man müsse prüfen, was da möglich sei. Ziel sei es auf alle Fälle, Bewerbungen für jeden gewissermaßen maßgeschneidert zu erstellen und einen bestmöglichen neuen Arbeitsplatz zu finden.

    Wie sind die Aussichten? „Das sieht gar nicht so schlecht aus“, meint Martin Gosch. Die Schwierigkeiten bei der Firma Lingl hätten viele Menschen bewegt. Es habe bereits Anrufe mit Stellenangeboten gegeben und die Lingl-Mitarbeiter seien gut qualifiziert. Viele der Mitarbeiter, die bei Lingl ihre Arbeit verloren haben, sind aber über 50 Jahre alt. Dies wiederum mache, wie der 1. IG-Metall-Bevollmächtigte Frey mehrfach erläuterte, die Suche nach einer neuen Arbeit nicht einfacher.

    LIngl befindet sich nach wie vor in Kurzarbeit

    Bei der Firma Lingl läuft indes die Suche nach einem neuen Investor für die Firma und ihre verbliebenen etwa 230 Mitarbeiter weiter. Die Firma arbeitet, wie Insolvenzverwalter Plail bestätigt, nach wie vor im Modus der Kurzarbeit. Die Restrukturierung sei aber „zum Teil bereits umgesetzt“. Lingl sei in der Lage, vorhandene Aufträge abzuarbeiten. Bei der Suche nach einem neuen Investor gebe es, so Plail, keinen akuten Zeitdruck. So ein Verfahren sei immer ein „Auf und Ab“. Aber mit Blick auf neue Aufträge sei es wichtig, dass ein neuer Investor gewonnen werden könne. Wie der Betriebsratsvorsitzende Gerhard Huber vor Kurzem bestätigte, hätten auch die bisherigen Gesellschafter Frank Appel und Andreas Lingl ein Angebot abgegeben. Doch diese Variante kommt, so unsere Informationen, nach dem derzeitigen Stand der Dinge offenbar nicht in Betracht. Vonseiten des Betriebsrates und der Gewerkschaft wurde immer wieder betont, dass bei der künftigen Betriebsstruktur von Lingl ein klarer Neuanfang wünschenswert sei.

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