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Krumbach: Krumbacher Alpenverein wird 100 Jahre und hat keine Nachwuchssorgen

Krumbach

Krumbacher Alpenverein wird 100 Jahre und hat keine Nachwuchssorgen

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    Der neue Vorsitzende Martin Kramer (links) beobachtet ein aus Thannhausen stammendes junges Paar aus Köln bei einer Trainingstour in der Kletterhalle im neuen Vereinsheim.
    Der neue Vorsitzende Martin Kramer (links) beobachtet ein aus Thannhausen stammendes junges Paar aus Köln bei einer Trainingstour in der Kletterhalle im neuen Vereinsheim. Foto: Hans Bosch

    Es war vor 100 Jahren der „Hochwürdige Herr“ Stadtkaplan Rudolf Hauser, der in „liebenswürdigster Weise“ den Krumbacher Bergfreunden den Vorschlag machte, eine Ortsgruppe innerhalb der Sektion Mindelheim des Deutsch-Österreichischen Alpenvereins ins Leben zu rufen. Man schrieb den Februar 1922: Ins damalige Nebenzimmer des Gasthofs Post waren fast 100 Männer und Frauen gekommen und diskutierten eifrig das Vorhaben. Gut die Hälfte von ihnen war sofort zur Mitgliedschaft bereit. Das Fazit: Hauser wurde zum Vorsitzenden des Zweigvereins gewählt. Es war die Geburtsstunde des Krumbacher

    Die Einladung zur Gründungsversammlung einer Ortsgruppe im Jahre 1922.
    Die Einladung zur Gründungsversammlung einer Ortsgruppe im Jahre 1922. Foto: Hans Bosch

    Die Jahre nach dem Ersten Weltkrieg: Vielfältige Not, Arbeitslosigkeit, Inflation und Geldentwertung waren die Sorgen und doch gab es eine junge Generation, die bei Wanderungen in den nahen Bergen einen Ausgleich suchte. Erreicht wurde das Allgäu zumeist mit dem Fahrrad. Der neue Kaplan, in Mindelheim geboren und Mitglied des dortigen Alpenvereins, hatte zur Aufklärungsversammlung eine Delegation aus der Frundsbergstadt eingeladen. Sie sagte ihr Kommen zu, blieb jedoch aus ungeklärten Gründen zu Hause. Es wundert nicht, dass sich deshalb im ohnedies überfüllten Versammlungsraum rund 50 Krumbacher vor Beginn der Diskussion enttäuscht wieder verabschiedeten. Dabei waren es die Mindelheimer selbst, die zwei Tage vorher im Krumbacher Boten eine Anzeige geschaltet hatten, in der es heißt, eine Abteilung ihrer Sektion werde einen Gastbesuch abstatten und dazu seien alle „Freunde der Bergwelt“ herzlichst eingeladen. Der Grund für das später als „unliebsames Missverständnis“ bezeichnete Fehlen ist bis heute nicht bekannt.

    Eine Ortsgruppe innerhalb der Sektion Mindelheim

    Der junge Stadtkaplan übernahm ihren Part und schlug die Gründung einer Ortsgruppe innerhalb der Sektion Mindelheim vor. Zwei Tage später war darüber zu lesen: „Sie entstand durch die ursprüngliche Begeisterung von 40 naturbegeisterten Männern und Frauen.“ Der „feierliche Aufnahmeakt“ folgte kurz darauf im Verlauf eines Gesprächs, zu dem der

    Sektion Krumbach des Deutschen Alpenvereins

    Gründung Die Krumbacher Sektion des Deutschen Alpenvereins formte sich im Jahr 1922.

    Mitglieder Der Verein verzeichnet steigende Mitgliederzahlen. Waren es im Jahr 2017 noch 1271, waren im Jahr 2018 bereits 1448 Mitglieder im Verein organisiert. Aktuell liegt die Zahl bei mehr als 1700.

    Kursprogramm Mehrere Fortbildung bietet der Verein an, etwa Kurse zu Lawinensicherheit, Kletterknoten und Spaltenbergung.

    Kletterzentrum Das Zentrum in Krumbach bietet nicht nur im Innen- und Außenbereich Kletterflächen von insgesamt 600 Quadratmetern, auch eine Boulderfläche gehört zur Ausstattung. Dazu gibt es eine weitere Attraktion im Kletterzentrum – ein sogenanntes „Moon Board“, ein überhängendes Kletterbrett mit einstellbarer Neigung.

    Touren Zahlreiche verschiedene Strecken bietet der Verein an, von leichten Familienwanderungen auf das Riedberger Horn bis zu anspruchsvolleren Touren.

    Aktivitäten Neben dem Klettern bietet das Vereinsleben im Krumbacher Alpenverein auch eine Singgruppe, Jugendgruppen und einen Bergsteigertreff.

    Ein Jahr später versetzte der Bischof Stadtkaplan Hauser nach Haselbach. Ihm folgte Direktor Johann Kling als Vorsitzender. Unter seiner Führung nahm die Gruppe einen beachtlichen Aufschwung, der seinen Ausdruck in der Mitgliedersteigerung auf über 100 fand. Zudem war sie inzwischen zu einem wesentlichen Fakt im Vereinsleben der Stadt geworden. 1935 löste ihn der Buchhändler Alfons Huber ab, dessen Amtsführung schon bald wegen der Unterdrückung aller Vereine durch das Nazi-Regime stark zu leiden hatte. In der Folgezeit sank dadurch die Mitgliederzahl auf 41. Zahlreiche Aktive befanden sich schon vier Jahre später an den verschiedensten Fronten und so war die völlige Lahmlegung der Vereinsarbeit bei Kriegsende im Jahre 1945 nur die logische Konsequenz.

    Der "Krumbacher Weg" wird noch immer von Bergfreunden gewartet

    Einen neuen Anfang wagte das Gründungsmitglied von 1922, Valentin Harder. Er organisierte für den 19. Juni 1947 die erste Nachkriegsversammlung, in deren Verlauf Johann Mahler (er war Betriebsleiter bei Faist) zum Vorsitzenden gewählt wurde. Stark vertreten war die Jugend und so wurden ein Skiabteilungs- und ein Jugendleiter in den Vorstand aufgenommen. Zugute kam der Jugendarbeit, dass nahe Oberstaufen der „Alte Fuchsbau“ angemietet werden konnte, also eine feste Bleibe in Form einer Hütte. Schon ein Jahr später waren es dann Wanderwart Franz Scheitter und einige jugendliche Mitglieder, die im Einverständnis mit der Sektion Mindelheim über die Roßgundscharte einen Weg zur erst zwei Jahre vorher gebauten Mindelheimer Hütte anlegten – den späteren „Krumbacher Weg“. Er wird bekanntlich noch immer jährlich von Krumbacher Bergfreunden gewartet und instandgesetzt.

    Drei Sektionsmitglieder befestigen ein neues Schild am Krumbacher Weg.
    Drei Sektionsmitglieder befestigen ein neues Schild am Krumbacher Weg. Foto: Dav

    1949 war dann das Jahr, in dem sich die bisherige Ortsgruppe von Mindelheim als Sektion Krumbach selbstständig machte, wobei großer Wert auf den Erhalt des bisherigen gutnachbarlichen und kameradschaftlichen Verhältnisses gelegt wurde. Wenig später übernahm der Gewerbelehrer Leonhard Rudolf den Vorsitz, ein Amt, das er 18 Jahre lang ausüben sollte. Ihm folgte für zehn Jahre Hans Demmeler und ab 1977 für 17 Jahre Walter Samesch. Die Mitgliederzahl stieg ständig an, verursacht durch die Öffnung der Grenzen, den vermehrten Wunsch nach Reisen und vielfältige Bergtouren der Sektion, zumeist in Bussen mit 50 Teilnehmern.

    Ernst Hosser leitete die Schuhplattler-Gruppe

    Walter Samesch war es auch, unter dessen Führung 1978 sich die Schuhplattler-Gruppe gründete. Ihre Auftritte in Dirndl und Lederhosen fand mit Vorplattler Ernst Hosser ein vielfaches Interesse sowohl bei heimischen Veranstaltungen wie auch bei Auslandsauftritten. Als Nachfolger übernahm Jürgen (Girgl) Thuner 1987 das Kommando, der auch als 1994 gewählter Sektionsvorsitzender, den guten Ruf der Krumbacher Plattler im süddeutschen Raum und in den Nachbarländern weiter verbreitete. Allerdings löste sich im Jahre 2006 die Gruppe auf. 1981 verwirklichte sich der Wunsch nach einer Alpenvereins-Singgruppe, die schon nach kurzer Zeit unter der Führung von Malchen Fischer ähnliche Erfolge verzeichnete und bis heute als musikalisches Aushängeschild für Krumbach präsent ist. Nicht unerwähnt sollte bleiben, dass sich die von Edgar Böck im Jahre 1988 ins Leben gerufene Fortbildungsgruppe viel um die jugendlichen Kletterer kümmerte. So wurde von ihr zwei Jahre später das Heim der Silberschwan-Pfadfinder gepachtet und für die Ausbildung des AV-Nachwuchses saniert und eingerichtet.

    Der Kletterturm in Krumbach wurde 1996 errichtet und inzwischen auf knapp zwölf Meter erhöht.
    Der Kletterturm in Krumbach wurde 1996 errichtet und inzwischen auf knapp zwölf Meter erhöht. Foto: Dav

    Noch in frischer Erinnerung sind die Planungen für eine „Künstliche Kletteranlage“: Den Auftakt bildete der Bau eines 8,40 Meter hohen Kletterturms, der inzwischen modernisiert und auf über zwölf Meter erhöht wurde. Jetzt hatten alle bisherigen Talschleicher, Gipfelstürmer, Jochgeier, Gratbummler und Rucksackträger die Möglichkeit, sich zu Hause das Wissen und Können als Kletterer anzueignen. Sie machten und machen regen Gebrauch davon und so verwundert es nicht, dass der langjährige Vorsitzende Werner Lieb und sein Team in unmittelbarer Nähe ab 2014 ein neues Vereinsheim mit Kletterhalle baute und ein Jahr später erfolgreich zum Abschluss brachte. Damit besitzt die Sektion ein modernes Übungszentrum für die Jugend, in dem sich beispielsweise Max Dinger schon die Grundlage erarbeitet hat, bei Wettkämpfen in der deutschen Spitzenklasse erfolgreich mitzumischen.

    Das Kletterzentrum mit Turm und Vereinsheim aus der Vogelperspektive.
    Das Kletterzentrum mit Turm und Vereinsheim aus der Vogelperspektive. Foto: Dav

    Jüngste Veränderung in Krumbachs mit 1750 Mitgliedern größtem Verein war die Wahl eines neuen verjüngten Vorstands, der mit Elan und neuen Ideen in die Zukunft blickt. Im Juni 2021 übernahm den Vorsitz der in Krumbach geborene 35-jährige Speditionskaufmann Martin Kramer. Er ist verheiratet, wohnt in Ettenbeuren und arbeitet als Logistikexperte in Weißenhorn. Das Fazit aus seiner einjährigen Tätigkeit: „Ich habe eine Super-Ausgangsbasis vorgefunden. Mein Wunsch ist es, alle Mitglieder sollen sich bei uns wohlfühlen. Das ist für mich die große Herausforderung.“

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