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Krumbach: Der Krumbacher Alpenverein fördert Vielfalt und eine Trendsportart

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Der Krumbacher Alpenverein fördert Vielfalt und eine Trendsportart

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    Die Leistungsgruppe: (von links) Magdalena Joas, Emma Holm, Pascal Schweighart, Benedikt Joas, Paul Dinger und Max Dinger.
    Die Leistungsgruppe: (von links) Magdalena Joas, Emma Holm, Pascal Schweighart, Benedikt Joas, Paul Dinger und Max Dinger. Foto: Piet Bosse

    Beim Aufstieg stets darauf zu achten, die Arme lang zu halten, parallel zu schauen, wo der nächste Schritt hin muss, damit man nicht fällt und sich gleichzeitig gut festhalten, wenn man immer weiter in die Höhe klettert. Das sind viele Aufgaben für einen kurzen Aufstieg an der Kletterwand. Die Wände im Krumbacher Kletterzentrum sind zwischen acht und zwölf Meter hoch, das klingt nicht besonders hoch, für den ungeübten Kletterer ist das trotzdem nicht ohne. Denn mit jeder Bewegung werden andere Muskeln beansprucht und man muss konzentriert bleiben. Aber, auch die kurze Zeit an der Wand macht Spaß und man versteht, warum das hier, beim Deutschen Alpenverein (DAV) Krumbach, wo Klettern nur eine von vielen Sportarten ist, so gut ankommt.

    Der DAV feiert am 24. und am 25. September sein 100-jähriges Jubiläum. Am Samstag, 24. September, gibt es in der Kletterhalle einen Tag der offenen Tür mit Essen vom Grill und Kaffee und Kuchen, wo Bergsportaktivitäten vorgestellt werden und Besucherinnen und Besucher sich beispielsweise beim Schnupperklettern ausprobieren können. Am Sonntag folgt der Festakt mit Frühshoppen und einem Weißwurstfrühstück. Eine Band tritt auf und es gibt ein Showklettern.

    Über 80 Jugendliche klettern in Krumbach

    Klettern ist in Krumbach sehr präsent. Hier gibt es „einen überdurchschnittlich hohen Anteil an talentierten Jugendlichen“, wie Martin Kramer sagt. Einige konnten deutschland- und europaweit schon Erfolge feiern. Kramer ist Erster Vorstand des Vereins, er kommt aus Krumbach und ist seit Sommer 2021 im Amt und seit 2016 beim Verein, wo er auch seine Ehefrau kennengelernt hat. Alexander Joas ist Zweiter Vorstand, seine Kinder sind in der Leistungsgruppe aktiv. Joas ist durch eine Hochtour zum Alpenverein gekommen und klettert, seitdem die Halle 2016 eröffnet hat. „Klettern ist ein großes Hobby, unsere ganze Familie klettert.“ Klaus Scheffler ist Schatzmeister, klettert selbst seit 30 Jahren und gibt, wie die anderen beiden auch, Kurse für Jugendliche.

    Emma Holm an der Boulderwand im Krumbacher Kletterzentrum.
    Emma Holm an der Boulderwand im Krumbacher Kletterzentrum. Foto: Piet Bosse

    Der Erfolg bedeutet aber auch Aufwand, so müssen sie beispielsweise häufig zu den Trainings des Nationalkaders am Kaderstützpunkt in Augsburg fahren. Sie möchten den Leistungssport unterstützen, Kramer betont aber, dass es vor allem um den Spaß gehe. „Der Sohn und die Tochter vom Alex sind echt talentiert und gut dabei und ich persönlich wäre früher auch gerne so gut gewesen, aber ich habe 20 Jahre zu spät damit angefangen.“

    Die Kinder von Alex, das sind Magdalena, 12, und Benedikt Joas, 10, sind Teil der Leistungsgruppe, die aus acht Jugendlichen von zehn bis 17 Jahren besteht. Alle werden seit Jahren im Verein gefordert und gefördert, Kramer, Joas und Scheffler haben sie als Jugendtrainer begleitet und kennen sie gut. Die Jugendarbeit gehe aber darüber hinaus, betont Joas: „Wir haben sieben Jugendgruppen mit 75 Jugendlichen.“ Betreut werden diese Gruppen aus sechs- bis 15-Jährigen von einem Jugendleiterteam, das aus 15 Trainern besteht, die jeden Tag in Zweier- oder Dreiergruppen unterrichten, Pause gibt es nur in den Ferien. Diejenigen, die bei Wettkämpfen starten wollen, gehen in die Leistungsgruppe.

    Manche haben mit vier oder fünf Jahren begonnen zu klettern

    Einige der jungen Krumbacher trainieren am Stützpunkt Schwaben, das Landesleistungszentrum in Bayern steht in Augsburg, wo auch die

    Benedikt Joas macht einen Schritt nach dem anderen. Bald möchte er in den Bayernkader.
    Benedikt Joas macht einen Schritt nach dem anderen. Bald möchte er in den Bayernkader. Foto: Piet Bosse

    Alle Jugendlichen der Krumbacher Leistungsgruppe eint, dass sie früh angefangen haben, die Wege zu dem Sport sind aber verschieden. Max Dinger hat durch seinen Vater zu klettern begonnen. „Ich habe gemerkt, dass es mir taugt und dass ich gut bin, dann habe ich mich gesteigert.“ Pascal Schweighart ist durch eine AG in der Schule auf den Geschmack gekommen, ihm gefällt, bei einigen Routen auch, den Kopf benutzen zu müssen. Emma Holm schätzt den Zusammenhalt in der Gruppe und das Gemeinschaftsgefühl, das auch über den Sport hinausgeht. Sie hat auch durch ihren Vater mit dem Klettern begonnen. Das gilt auch für Magdalena Joas, die mit sechs Jahren angefangen hat, als die Kletterhalle fertig war. Bei Wettkämpfen klettert sie seit diesem Jahr. Ihr zwei Jahre jüngerer Bruder hat zur selben Zeit angefangen, da war er fünf. Seit er neun ist im Regionenkader und sein Vater ordnet ein: „Auf dem Schwierigkeitsgrad, auf dem er jetzt schon klettert, können viele Erwachsene nicht mithalten.“

    Paul Langer hat schon mit vier Jahren angefangen, jetzt ist er 13. Das Wettkampfklettern hat auch ihm einen Schub gegeben. „Das motiviert noch viel mehr.“ Seinem Bruder gefallen Wettkämpfe und das Gefühl, an Grenzen zu gehen. Seine Grenzen sucht auch Pascal gerne. Auch sich mit den Teamkameraden zu messen, motiviere ihn und mache ihn besser, sagt er. Was die meisten noch eint: Sie klettern, um den nächsten Schritt zu machen.

    Seitdem die Kletterhalle steht, hat der Verein fast doppelt so viele Mitglieder

    Dass junge Menschen klettern, ist keine Seltenheit: „Das Klettern macht die Alpenvereine jung“, sagt Scheffler, „die Mitgliederzahlen haben sich fast verdoppelt, seitdem es in Krumbach die Kletterhalle gibt.“ Bei Turnieren ist der Zulauf enorm. Jedes Jahr würden deutschlandweit viele Boulderanlagen und Kletteranlagen gebaut, sagt Scheffler. Klettern war 2021 in Tokio erstmals olympisch und auch bei den Europameisterschaften im August in München fand der Sport statt. Bouldern, eine Disziplin, bei der ohne Sicherung nicht allzu hoch geklettert wird, ist ein Teil der Wettbewerbe. Einen Boulderbereich gibt es in Krumbach auch, der soll bald erweitert werden.

    Die Krumbacher Alpenvereinssektion bietet auch Hochtouren an.
    Die Krumbacher Alpenvereinssektion bietet auch Hochtouren an. Foto: DAV Krumbach

    Denn die Kletterer und Kletterinnen der Leistungsgruppe müssen sich im Bouldern, Seilklettern und Speedklettern messen. In Krumbach können sie nur Bouldern und Seilklettern, weil beim Speedklettern die Route vorgegeben und immer gleich ist. Ursprünglich haben sich die Wanderer hier getroffen, um Berge zu besteigen und Touren zu machen. Das wird immer noch angeboten, genauso wie Ski-, Wandertouren, Skibergsteigen, Sport- oder Bergklettern. Auch gibt es seit diesem Jahr eine Familiengruppe, die Veranstaltungen für Familien organisiert. Neben Klettern ist auch Mountainbiken seit einigen Jahren beliebter. Der DAV bietet auch dort Ausbildungen an. „Wir decken alle Bergsportarten ab, die es gibt“, sagt Scheffler.

    Was das Klettern betrifft, ist in Krumbach die familiäre Atmosphäre wichtig. Dass das Interesse an dem Sport so zugenommen hat, hat laut Scheffler mehrere Gründe. „Im Gegensatz zum Fitnessstudio, sind die Bewegungen jedes Mal anders. Auch kann man gemeinsam an Problemen arbeiten, wie beim Bouldern, wo es kurze Strecken sind. Wenn man ein ähnliches Level hat, kann man gemeinsam an einer Lösung tüfteln.“ Dass man recht schnell Fortschritte spürt, sei eine zusätzliche Motivation. Dass jeder klettern kann, egal wie alt, zeigt sich auch in Krumbach. Dort fangen Dreijährige an und 85-Jährige sind auch noch dabei. „Du kannst dich ein Leben lang kletternd bewegen“, sagt Scheffler. Über Gemeinschaft geht beim Sport generell viel, wer klettert, hat aber noch mal eine andere Beziehung zu seinem Team. „Du drückst dem anderen dein Leben in die Hand, wenn der dich sichert“, sagt Scheffler und bringt auf den Punkt, warum Vertrauen und Zusammenhalt an der Wand und am Berg so wichtig sind. „Es ist ein Individualsport, aber du brauchst die anderen.“

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