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Kommentar: Sein Tod an der Berliner Mauer bleibt unfassbar

Kommentar

Sein Tod an der Berliner Mauer bleibt unfassbar

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    Die Krumbacher Baugenossenschaft setzte 1949/50 in der Lexenrieder Siedlung wichtige Akzente.
    Die Krumbacher Baugenossenschaft setzte 1949/50 in der Lexenrieder Siedlung wichtige Akzente. Foto: Stadtarchiv Krumbach

    Seinem Leben haftet bis heute etwas Rätselhaftes an, auch 60 Jahre danach ist sein Tod unfassbar. Warum ging der 20-jährige Ziemetshauser Fernsehtechniker Adolf Philipp in das eingemauerte Westberlin und warum musste er 1964 an der Mauer sterben? Bei der Suche nach Antworten tauchen wir ein in die Wendungen der Nachkriegsgeschichte, wir begegnen dem demokratischen Aufbruch in Westdeutschland, aber auch dem Abgrund der deutschen Teilung. Die Teilung – aus der Perspektive unserer in Süddeutschland gelegenen Region schien sie "weit weg" zu sein. Doch der Tod Philipps an der Mauer macht deutlich, wie beklemmend nah die Teilung Deutschlands auch den Menschen unserer Region sein konnte. In der aktuellen Debatte über den Wert der Demokratie lohnt es sich, auch darüber intensiv nachzudenken. 

    Bald wird Deutschland den 75-jährigen Bestand des Grundgesetzes feiern, das am 23. Mai 1949 auf den Weg gebracht wurde. Doch lange galt es nur im westlichen Teil Deutschlands. Viele Menschen wie Adolf Philipp wollten sich mit der Teilung nicht abfinden. Ihren politischen Idealismus bezahlten sie mitunter mit ihrem Leben. In den folgenden Wochen und Monaten möchten wir mit Menschen sprechen, deren Leben durch die Nachkriegsjahre und den demokratischen Aufbruch geprägt wurde. Wir sind gespannt, was sie uns auch mit Blick auf die aktuelle Demokratiediskussion erzählen werden. Vermutlich werden sie auch über das sprechen, was rückblickend oft als "Wirtschaftswunder" bezeichnet wird. 

    Welche Dimension das "Wirtschaftswunder" im Kreis Günzburg hat

    Ein Blick in die Geschichte der Region zeigt, dass der Begriff "Wirtschaftswunder" keine leere Floskel ist. Die damals noch getrennten Landkreise Günzburg und Krumbach nahmen insgesamt 32.000 Vertriebene auf. In

    Doch mit der neuen Demokratie mussten die Menschen offenbar erst "warm" werden. Der Berliner Historiker Martin Sabrow berichtet, dass 1951 fast 98 der Westdeutschen der Meinung gewesen seien, dass wahlweise das Kaiserreich, die Weimarer Republik oder gar das "Dritte Reich" Deutschlands "beste Zeit" gewesen seien. Das macht sichtbar, dass die Sympathie für die Demokratie im Bewusstsein der Menschen leider kein Selbstläufer ist. Doch es war maßgeblich die neue Demokratie, die den Aufbruch in den späten 1940er- und 1950er-Jahren ermöglicht hat. In den aufgewühlten Debatten der Gegenwart sollten wir genau das nicht vergessen. 

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