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Kemnat: Ein Herz für das Ehrenamt: Hugo Ganser, der "gute Geist" aus Kemnat

Kemnat

Ein Herz für das Ehrenamt: Hugo Ganser, der "gute Geist" aus Kemnat

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    Von jedem Theaterstück, in dem er mitgewirkt, Regie geführt und die Aufführungen organisiert hat, haben die Töchter von Hugo Ganser ein Bild zu einer Collage zusammengestellt.
    Von jedem Theaterstück, in dem er mitgewirkt, Regie geführt und die Aufführungen organisiert hat, haben die Töchter von Hugo Ganser ein Bild zu einer Collage zusammengestellt. Foto: Gertrud Adlassnig

    Mit Leben können Dörfer, Gemeinschaften und Communitys nur erfüllt werden, wenn sich die Mitglieder einbringen, als verantwortungsvolle, engagierte Persönlichkeiten, die bereit sind, in ihrer Freizeit für die Gestaltung der Gemeinschaft tätig zu werden. Das nennt man gemeinhin Ehrenamt und wird landauf, landab in Politikerreden beschworen. Es gibt Persönlichkeiten, die anpacken, die bereit sind, mitzumachen. Hugo Ganser ist einer, der einen Schritt weitergeht. Ihm reicht es nicht aus, zu helfen, wo er um Hilfe gebeten wird. Er geht voran, sieht, wo Hilfe nötig ist, wo etwas im Argen liegt oder auch nur durch eine zündende Idee verbessert werden könnte.

    Und so ist der 70-jährige aus Kemnat seit Jahrzehnten im Einsatz, schaut hin, macht selber, initiiert und gestaltet. Und das, obwohl der Leiter einer Günzburger Discounterfiliale keinen gemütlichen Bürojob hatte. „Ohne meine Frau hätte ich das nie schaffen können. Wir haben immer an einem Strang gezogen und tun das noch heute“, erklärt Hugo Ganser, wie es ihm gelungen ist, vier Jahrzehnte lang einen Großteil seiner Freizeit so zu nutzen. Zu „opfern“ wäre für ihn das falsche Wort, denn was er anfasst, macht er mit mitreißender Begeisterung. 

    Den Krieger- und Soldatenverein Kemnat neu aufgestellt

    Besonders eindrucksvoll ist ihm das mit dem alten Krieger- und Soldatenverein Kemnat Hagenried gelungen. Die Mitglieder des Vereins waren in den 1980er-Jahren zu alt, um einen Verein aufrechtzuerhalten, und für junge Leute war eine Gesellschaft der Veteranen uninteressant. „Da hat mich mein Vater gebeten, den Verein zu retten, und ich wollte ihn nicht enttäuschen. Aber ein Kranzniederlegungsclub kam für mich nicht infrage. Wenn ich etwas anpacke, will ich es richtig machen. Meine Mutter hat mich gelehrt: Man darf ein Amt nicht verwalten, man muss es gestalten“, erläutert er. Den

    Vordenken und andere dafür begeistern heißt das Geheimnis, mit dem Hugo Ganser sein Ehrenamt so erfolgreich gestaltet. „Wenn ich sehe, dass etwas im Argen liegt, kann ich nicht wegschauen.“ Dann nutzt er seine Position, etwa als Vereinsvorsitzender, um gemeinsam mit den Vereinsmitgliedern Abhilfe zu schaffen. „Wir haben inzwischen zwei wertvolle Fahnen restaurieren können. Das waren aufwendige und teure Arbeiten, aber alle haben sich beteiligt, wir konnten auch die anderen Kemnater Vereine für die Sache begeistern. Sie sind schließlich ein Kulturgut unseres Dorfes, wie auch Wegkreuze und Kapellen, für die wir einstehen."

    Die Begräbnisstätte als Gedenkstätte

    Nach dem Krieg, als auch in Kemnat zahlreiche Flüchtlinge und Heimatvertriebene lebten, reichte der Kirchfriedhof nicht mehr aus. Am Ortsrand wurde eine neue Begräbnisstätte angelegt, die aber schon nach wenigen Jahrzehnten nicht mehr gebraucht wurde. Ein Dorn im Auge von Hugo Ganser, der sich dafür einsetzte, eine würdige Gedenkstätte zu schaffen, an der heute Passanten einen ruhigen Platz der Besinnung und des Gedenkens finden.

    Der größte Coup des Kameradschaftsvereins war die Gründung einer Theatergruppe. „Auch die geht auf eine alte Tradition zurück. Schon in der Zwischenkriegszeit wurde in Kemnat Theater gespielt. Und dann in meiner Kindheit unter Pfarrer Keller, da habe ich regelrecht Feuer gefangen. Daran wollte ich anknüpfen und habe auf einer Weihnachtsfeier 1982 einen Sketch aufgeführt. Es wurde zum Selbstläufer, doch Maria, meine Frau, und ich waren die alleinigen Organisatoren und das wurde zu viel. Die Lösung war die Ausgliederung aus dem Kameradschafts- und Soldatenverein.“ Es wurde eine zweite Vereinsstruktur aufgebaut, in der Hugo Ganser und seine Frau immer noch an vorderster Front aktiv waren. „Ich habe 25 Jahre die Stücke ausgewählt, die Spielleitung gemacht und auch mitgespielt. Doch mit den langen Öffnungszeiten wurde das Ehrenamtsengagement schwieriger. Die Theaterfreunde waren aber ein gutes Team, in dem sich engagierte Nachfolger fanden, die die Erfolgsgeschichte der Kemnater Laienbühne fortschreiben.“ 

    Ein Seniorenbeauftragter wird gebraucht

    Doch damit nicht genug: Hugo Ganser setzt sich seit zwölf Jahren auch im Pfarrgemeinderat ein und gehört mit einer Pause von 2008 bis 2014 seit 1984 dem Gemeinderat an. Die vielen kleinen Ehrenämter, die er vorübergehend übernommen, hat, will er gar nicht weiter erwähnen. Aber auch ganz selbstverständlich war es für ihn, sich in die Flüchtlingshilfe einzubringen, bei der er vier Jahre Deutschunterricht gab. Derzeit treibt ihn eine neue soziale Aufgabe um. „Bei der Vereidigung der Gemeinderäte und der Postenverteilung hat wohl einer auf mein Geburtsdatum geschaut und mich als Seniorenbeauftragten vorgeschlagen“, schmunzelt Ganser. „Ich habe kürzlich die Auswertung von Umfragen bekommen und bin schockiert über die Situation der Senioren im Ort. Erschreckende 78 Prozent fühlen sich einsam.“ Für Hugo Ganser kein Grund zu jammern, sondern eine Herausforderung zu handeln. 

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