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Interview: Schulamtsdirektor: „Schulen im Kreis Günzburg sind vollständig versorgt“

Interview

Schulamtsdirektor: „Schulen im Kreis Günzburg sind vollständig versorgt“

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    Thomas Schulze ist seit 2019 Fachlicher Leiter des Schulamts im Landkreis Günzburg.
    Thomas Schulze ist seit 2019 Fachlicher Leiter des Schulamts im Landkreis Günzburg. Foto: Landkreis Günzburg

    VERENA SOPHIE BARTENSCHLAGER: Herr Schulze, können Sie sich noch an Ihren ersten Schultag erinnern?
    THOMAS SCHULZE : Daran kann ich mich noch gut erinnern. Ich wurde im Jahr 1978 in der ehemaligen DDR eingeschult. Damals kam man mit sieben Jahren in die Schule. Es waren um die 30 Kinder in meiner Klasse und die Lehrerin war sehr nett. Am Morgen gab es damals noch einen Morgenappell, was heute kaum denkbar wäre. Ich bekam eine Zuckertüte, also Schultüte, aus der ein kleiner Plüschhund herausschaute, der fortan eines meiner liebsten Kuscheltiere war.

    BARTENSCHLAGER: Ist der erste Schultag für einen Lehrer noch etwas Besonderes?
    SCHULZE: Immer, selbst für erfahrene. Wenn man eine neue Klasse bekommt, ist es besonders spannend. Da stellt sich die Frage, wer da künftig vor einem sitzen wird. Aber selbst, wenn man seine eigene Klasse weiterführt, ist es aufregend. Die Kinder und Jugendlichen entwickeln sich über die Ferien ein ganzes Stück weiter.

    BARTENSCHLAGER: Wie bereiten Sie sich im Schulamt auf den ersten Schultag vor?
    SCHULZE: Die Personalplanung startet genau genommen schon im Vorjahr. Hier wird geschaut, wer in den Ruhestand geht, wer versetzt werden möchte und natürlich, wie viele neue Lehrer dazu kommen. Daraus entsteht dann die Personalzuweisung. Derzeit möchten wir unsere ohnehin schon gute Unterrichtsqualität an den Grundschulen weiter ausbauen. Denn die Pisa-Offensive, also jeweils eine zusätzliche Stunde in Mathematik und Deutsch pro Woche, muss mit Leben gefüllt werden. In der Mittelschule werden wir die Demokratieerziehung in den Fokus stellen. Außerdem sollen die Schüler durch das Projekt „Bildung für nachhaltige Entwicklungen” bewusster an Problemlagen durch das Klima herangeführt werden. Zudem soll die digitale Souveränität der Jugendlichen geschult werden.

    BARTENSCHLAGER: Wie viele Abc-Schützen starten im Landkreis Günzburg?
    SCHULZE: Prognostiziert sind etwas mehr als 1300 Grundschüler – ungefähr so wie im vergangenen Schuljahr.

    BARTENSCHLAGER: Was macht eine gute Lehrkraft aus?
    SCHULZE: Eine Lehrkraft muss zuerst eine gute Beziehung zu ihren Schülerinnen und Schülern aufbauen. Auf dieser Basis ist eine gute Erziehungsarbeit möglich. Beziehung und Erziehung sind zusammen mit der fachlichen Expertise Grundvoraussetzungen für guten, wirksamen Unterricht. 

    BARTENSCHLAGER: Welchem Fach konnten Sie während Ihrer Schulzeit am wenigsten abgewinnen?
    SCHULZE: Kunst. Ich konnte nicht sonderlich gut zeichnen.

    BARTENSCHLAGER: Aktuell ist der Lehrermangel in aller Munde. Wie sieht es in Ihrem Schulamtsbezirk aus? 
    SCHULZE: Wir haben keinen Lehrermangel, sondern einen Mangel an fertig ausgebildeten Lehrern. Die Schulen im Kreis Günzburg sind fürs neue Schuljahr vollständig versorgt. Alle Stunden konnten mit Personal gefüllt werden. Von den insgesamt 12.700 Lehrer-Arbeitsstunden sind 1200 Stunden, also ungefähr 10 Prozent, durch Arbeitsverträge mit Aushilfslehrkräften gedeckt. Das sind zum Beispiel nicht fertig ausgebildete Lehrer, Sozialpädagogen oder Menschen mit anderen passenden Studienqualifikationen. 

    BARTENSCHLAGER: Wie stehen Sie eigentlich zum Thema Künstliche Intelligenz?
    SCHULZE: Ich bin ein klarer Befürworter der KI. Diese sollte so früh wie möglich in den Unterricht integriert werden. Wie das aussehen kann, habe ich schon selbst anhand einer ausgeklügelten Lehrprobe miterleben dürfen. Bei dieser sollte die KI ein Märchen schreiben und die Grundschüler sollten anhand vorher erarbeiteter Kriterien herausfinden, ob die KI wirklich ein Märchen geschrieben hat. Daraufhin haben die Kinder die sogenannten Prompts verändert und der KI spezifischere Anweisungen gegeben. Dabei lernen die Schüler die verschiedensten Kompetenzen.

    BARTENSCHLAGER: Wie gut sind die Schulen mit Tablets und Laptops ausgestattet?
    SCHULZE: Das Ausstattungslevel ist sehr gut. Alle Grund- und Mittelschulen haben einen WLAN-Zugang. Im Bereich der Mittelschulen steht fast allen Schülern ein Tablet zur Verfügung. Bei den Grundschulen sind wir nahe an der 1:1-Ausstattung. Hier wird aber auch mit Tablet-Koffern gearbeitet.

    BARTENSCHLAGER: Noch ein Rat zum Schulstart? 
    SCHULZE: Die Schüler sollen den Mut haben, Hilfestellungen in Anspruch zu nehmen. Mehr Offenheit gegenüber neuen Dingen wäre zudem wichtig. So entdeckt man oft versteckte Talente. Auch wenn es manchmal schwerfällt, sollte die Freude am Lernen nicht zu kurz kommen und die Schüler sollen sich aktiv in der Schulfamilie einbringen. 

    Zur Person

    Thomas Schulze, 53, ist im Jahr 1993 nach Schwaben gezogen und hat an der Universität Augsburg Lehramt an Hauptschulen an der Universität Augsburg studiert. Seit 2019 ist er Fachlicher Leiter des Schulamts im Landkreis Günzburg. Schulze ist verheiratet und hat zwei Söhne. 

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