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Fußball: Der SV Neuburg/Kammel vergibt eine Riesen-Chance

Fußball

Der SV Neuburg/Kammel vergibt eine Riesen-Chance

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    Die Einsamkeit des Verlierers: Kilian Kustermann nach dem Scheitern des SV Neuburg im Aufstiegsspiel zur Fußball-Kreisliga.
    Die Einsamkeit des Verlierers: Kilian Kustermann nach dem Scheitern des SV Neuburg im Aufstiegsspiel zur Fußball-Kreisliga. Foto: Ernst Mayer

    Im Angesicht des Scheiterns geht Sportdirektor Sebastian Keder von Spieler zu Spieler, tröstet, trocknet Tränen und sagt zu jedem einzelnen Akteur: „Jetzt gilt’s. Jetzt müssen wir zusammenhalten.“ Es ist ein schönes Bild – und doch so erbarmungslos traurig aus Sicht der Fußballer, die das aktuell anstehende Fest zum 100. Geburtstag des SV Neuburg/Kammel so gerne mit dem Aufstieg in die Kreisliga garniert hätten. Stattdessen bejubeln in diesen Momenten die Kicker des TSV Ebermergen auf dem Platz des SV Holzheim/Dillingen den Aufstieg. 3:1 (1:0) haben sie das Duell zweier Kreisklasse-Vizemeister vor 954 Zuschauenden gewonnen, wobei das entscheidende 2:1 in der ersten Minute der Verlängerung gefallen ist.

    Ein Treffer mitten ins Herz

    Es war ein Treffer mitten ins Herz der Neuburger. Und er hätte so niemals passieren dürfen. Beim Klärungsversuch köpfte ein Spieler den anderen an, die Kugel landete bei Torsten König und der netzte vom Fünfmetereck aus ein. Keder haderte, selbst den Tränen nahe: „Dass man dann so bestraft wird, in so einem Spiel, ist furchtbar bitter. Unfassbar, es tut so weh.“

    Das dritte Tor der Ebermerger steuerte dann der an diesem Tag beste Spieler bei. Tim Scheithauer schob den Ball ins leere Tor der Neuburger (90.+5), weil deren Schlussmann Nikolas Kustermann zu diesem Zeitpunkt längst tief in die gegnerische Spielhälfte aufgerückt war, um dort den Ausgleich irgendwie noch mit zu erzwingen. Der Rest war ein Jubelsturm; der umsichtig leitende Schiedsrichter Philipp Ettenreich pfiff die Partie auch gar nicht mehr an. 

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    Dabei waren die Neuburger äußerst selbstbewusst angetreten. Nach allgemeiner Einschätzung hatten sie im Halbfinale der Relegation mit dem BC Schretzheim die spielerisch wohl stärkste Mannschaft ausgeschaltet; ein taktisches Meisterstück brachte da den Sieg. Nun, gegen den TSV Ebermergen, waren sie am Vorabend ihres großen Vereinsfests frohgemut und siegesgewiss nach Holzheim gekommen, um hier den Aufstieg zu feiern.

    Die Kluft zwischen Vorstellung und Wirklichkeit

    Doch so einfach, wie sich das manche Neuburger eventuell vorgestellt hatten, wurde es nicht. Ebermergen verfolgte das bewährte Motto „keep it simple“, stand von Beginn an breitschultrig und solide, drosch jeden Ball, den die Abwehr erhaschte, weit weg und bewegte sich, wann immer sich die Gelegenheit bot, auf flinken Beinen Richtung Neuburger Tor. Dieses schlichte Rezept genügte letztlich.

    Umso heftiger war das schonungslose Ende für die Neuburger. Deren Trainer Karl Kalchschmid hielt seine Analyse entsprechend kurz. „So sind Relegationsspiele. Eine Aktion hat am Schluss entschieden – leider gegen uns. So bitter ist der Fußball.“ Dem Kontrahenten attestierte er körperliche Robustheit und eine faire Gangart. Auf die Frage, warum die Seinen ihre PS diesmal nicht auf die Wiese brachten, hatte er zunächst keine Antwort und wird womöglich auch nie eine finden.

    Dabei hätten die Neuburger schon gar nicht ins Hintertreffen geraten müssen. Das 0:1 resultierte aus einem bösen Stellungsfehler; der lang geschlagene Ball aus der Ebermerger Abwehr erreichte Martin Winter und der vollendete mit einem präzisen Flachschuss ins lange Eck; für den SV-Torwart gab’s da nichts zu halten (31.).

    Der Querbalken rettet für Ebermergen

    Ein einziges Mal hatte eine Führung des SV zuvor in der Luft gelegen, doch der Ball krachte an den Querbalken. Kilian Kustermann hatte aus sechs Metern abgezogen und ein Abwehrspieler den Ball abgefälscht, letztlich begrub Torwart Robert Hertle die Kugel unter sich (12.). Coach Kalchschmid sollte hinterher einräumen: „Arg viel mehr war da nicht.“

    In diese Worte bezog er unausgesprochen und vielleicht auch gar nicht gewollt die Leistung von Kilian Kustermann ein. Der einstige Junioren-Bundesligaspieler und Leistungsträger des Landesligisten SC Ichenhausen wirkte blockiert, es gelang ihm arg wenig. Bezeichnend eine Szene aus den Tiefen der zweiten Halbzeit, als es unentschieden stand und absehbar war, dass der nächste Treffer die Sache entscheiden würde: Kustermann tanzte einen Verteidiger im Sechzehner geschickt aus, der Ball lag in wunderbarer Position vor ihm – und dann stolperte er, fiel hin und die Chance war futsch.

    Maximilian Hutner trifft für den SV Neuburg

    So blieb es bis in die Nachspielzeit beim 1:1, für das Maximilian Hutner gesorgt hatte. Kustermann spielte hier präzise in die Gasse, Hutner zog aus halbrechter Position im Strafraum ab und Hertle ließ den hoch Richtung kurzes Eck fliegenden Ball durch seine Hände gleiten (60.). Der Treffer gelang während einer kurzen Phase Mitte des zweiten Durchgangs, als die Neuburger merklich das Tempo erhöhten, ganz früh angriffen und den Ball häufig schon in der gegnerischen Spielhälfte eroberten. Diese vielleicht 15 Minuten entpuppten sich aber als Strohfeuerchen.

    Bei aller Traurigkeit und mit einem wehmütigen Blick auf die feiernden Ebermerger schaltete der Neuburger Sportdirektor noch auf dem Rasen in den Zukunftsbetrieb und entwarf den Mutmacher: „Wir kommen stärker zurück. Der Kader wird zusammenbleiben, er wird verstärkt, das Trainerteam bleibt. Und dann werden wir in der neuen Saison gestärkt aus der Sache rauskommen.“

    Ein Wort der Wertschätzung richtete Keder noch an seine Teamkollegen aus der zweiten Mannschaft, die sich im Aufstiegsspiel zur A-Klasse hatte geschlagen geben müssen. Trotz des glasklaren 0:4 gegen Fatih Spor Asbach-Bäumenheim „überwiegt der Stolz“, äußerte der 38-Jährige. „Wir hätten vor der Saison nie damit gerechnet, Vizemeister der B-Klasse zu werden. Das hätten wir sofort unterschrieben.“

    So haben sie gespielt

    TSV Ebermergen: Hertle, M. Falch, Göttler, Macho, Schmidt, Pivac, F. Falch, Beck, Scheithauer, Winter (70. König), Rühl 

    SV Neuburg/Kammel: N. Kustermann, P. Kalchschmid, Schrapp (84. Bauer), M. Dopfer (79. Müller), F. Dopfer, Wild, Hutner (90. Dopfer), Jehle, D. Kalchschmid, K. Kustermann, Grüner (71. Schmidt) 

    Schiedsrichter: Ettenreich (Zusamaltheim)

    Zuschauer: 954

    Tore: 1:0 Winter (31.), 1:1 Hutner (60.), 2:1 König (90.+1), 3:1 Scheithauer (90.+5) 

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