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Finden die Kliniken in den Kreisen Günzburg und Dillingen zu einer Partnerschaft zusammen?

Landkreis Günzburg/Dillingen

„Bündelungen“ möglich: Kliniken in Kreisen Günzburg und Dillingen richten sich neu aus

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    Blick aus der Vogelperspektive auf die Kreisklinik Günzburg.
    Blick aus der Vogelperspektive auf die Kreisklinik Günzburg. Foto: Bernhard Weizenegger (Archivbild)

    Wie geht es weiter mit den Kliniken im Landkreis Günzburg? Diese Frage beschäftigt mit Blick auf die Lauterbachschen Reformpläne viele Menschen. Immer mehr zeichnet sich ab, dass sich Kliniken mit Blick auf die großen Herausforderungen über Landkreisgrenzen hinweg zu Verbünden zusammenschließen. Werden die Kreiskliniken Günzburg-Krumbach mit den Kliniken in Dillingen und Wertingen zu einer Art Allianz zusammenfinden? Offenbar bis zum Ende des Jahres könnte es erste konkrete Antworten auf diese Fragen geben. Der Verwaltungsrat der Kreiskliniken Günzburg-Krumbach sieht in einer landkreisübergreifenden Partnerschaft „große Chancen“.

    Die bevorstehende Krankenhausreform wird das Leistungsspektrum vieler Kliniken insbesondere im ländlichen Raum massiv einschränken. Der starke Trend hin zu mehr ambulanten als stationären Leistungen sowie die fortschreitende Digitalisierung und der eklatante Fachkräftemangel im medizinischen Bereich werden die Veränderungen zudem stark beeinflussen und forcieren. Hinzu kämen „dezidierte regulatorische Anforderungen wie Personalvorhaltezahlen, Mindestmengen, Struktur- und Qualitätsvorgaben müssen in Zukunft von allen Kliniken erfüllt werden“, heißt es in der aktuellen Mitteilung der Kreiskliniken Günzburg-Krumbach

    „Die Gesundheitsversorgung mit einer bedarfsgerechten Notfallmedizin“ bleibe eine wichtige Aufgabe der Daseinsvorsorge. Darin seien sich die beiden Landräte Markus Müller (Freie Wähler, Kreis Dillingen) und Hans Reichhart (CSU, Kreis Günzburg) einig. Die beiden Landkreise hätten sich bereits vor einigen Monaten dazu entschlossen, die Gesundheitsversorgung „regional zu denken“. Auf Empfehlung und mit Förderung des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit, Pflege und Prävention sei ein Gutachten erstellt worden, welches „beide Landkreise als eine mögliche Gesundheitsregion betrachtet.“

    Jetzt sind die politischen Gremien der Kreise Günzburg und Dillingen am Zug

    Zwischen April und Juli 2024 sei durch die Unternehmensberatung Roland Berger eine Machbarkeitsstudie für die gesamte Region erstellt worden. Zwischenzeitlich liege das Ergebnis der Expertise vor, teilen die Kreiskliniken Günzburg-Krumbach weiter mit. Zum Inhalt erklären Müller und Reichhart übereinstimmend, dass die Berater eine ganze Reihe von Empfehlungen ausgearbeitet haben, über die nun in den politischen Gremien vertiefend beraten werden müsse. Alle Empfehlungen bieten „eine Antwort auf extrem veränderte externe Rahmenbedingungen und die Anforderungen der zukünftigen Regulatorik im Gesundheitswesen.“

    Blick auf die Krumbacher Kreisklinik.
    Blick auf die Krumbacher Kreisklinik. Foto: Bernhard Weizenegger (Archivbild)

    Im Sinne einer bestmöglichen Patientenversorgung, auch im Notfall, erscheine nach Empfehlung der Gutachter vor allem im Bereich akutstationärer Behandlungen die „Bündelung von Leistungen“ sinnvoll. Auch die stark zunehmenden ambulanten Versorgungen der Patienten könnten gebündelt werden. In der Telemedizin sehe das Gutachten neue Möglichkeiten – zum Beispiel in Zusammenarbeit mit Hochschulkliniken. Behandlungszentren könnten gerade bei seltenen, komplexen oder schwerwiegenden Erkrankungen die Versorgungsqualität stärken. Ein Krankenhausverbund sei „ebenfalls denkbar“.

    Die Empfehlungen der Machbarkeitsstudie basieren auf der Zielsetzung, „angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels eine hohe Arbeitgeberattraktivität und Wirtschaftlichkeit zu gewährleisten“. Über allem steht die bestmögliche medizinische Versorgung der Bevölkerung.

    Eine denkbare strategische Kooperation der beiden Landkreise setze dabei auf den „Erhalt aller Standorte mit weiterentwickeltem beziehungsweise angepasstem Leistungsangebot“ in den Landkreisen Dillingen und Günzburg, eine landkreisübergreifende und abgestimmte, finanzierbare Medizinstrategie sowie eine dauerhafte und stabile Notfallversorgung der Menschen in der Region. In Konkurrenz untereinander oder gar zu anderen Kliniken und den Unikliniken zu treten, sei aus Sicht der Landkreise Dillingen und Günzburg keine Option.

    Versorgungsleistungen könnten zentralisiert werden

    Eine „strategische Allianz“ könne nach Bewertung durch Roland Berger angesichts der Krankenhausreform eine „wirkliche Chance sein, die Wirtschaftlichkeit und Autonomie der Kliniken zu stärken“. Möglichkeiten würden dabei in der Zentralisierung von Versorgungsleistungen, im Abbau von Doppelstrukturen sowie in einer weiteren Spezialisierung der Häuser liegen. Im Kreis Günzburg gibt es bereits Schwerpunktbildungen in beiden Kliniken in Günzburg und Krumbach. So wird beispielsweise der Bereich Gynäkologie/Geburtshilfe in Günzburg konzentriert, die Krumbacher Geburtshilfe schließt zum 1. Januar 2025. In Krumbach wird der Schwerpunkt „muskuloskelettale Gesundheit“ (Orthopädie) weiter zu einem Zentrum ausgebaut. Mögliche Schwerpunktbildungen in den einzelnen Kliniken werden in den kommenden Monaten wohl das Thema zahlreicher intensiver Gespräche sein.

    Vor Kurzem wurde das Gutachten dem Verwaltungsrat der Kreiskliniken Günzburg-Krumbach sowie im Aufsichtsrat der Kreiskliniken Dillingen-Wertingen, dem Krankenhausausschuss und dem Kreistag in Dillingen vorgestellt. Die Studie soll nach den Worten des Dillinger Landrats Müller nun in den Fraktionen vertiefend beraten werden.

    Das bayerische Gesundheitsministerium wird im nächsten Schritt bei der Ausarbeitung und für die Bewertung weiterer Pläne konsultiert. Dillingens Landrat Müller kündigte an, die Gespräche mit dem Landkreis Günzburg zu einer möglichen vertiefenden Kooperation fortzuführen. Das sei ganz im Sinne des Günzburger Amtskollegen Reichhart, schreiben die Kreiskliniken Günzburg-Krumbach. Der Verwaltungsrat der Kreiskliniken Günzburg-Krumbach, dem der Reichhart vorsteht, sieht „große Chancen in einer landkreisübergreifenden Partnerschaft“.   

    Vorrangig sieht der Dillinger Landrat Müller allerdings die Klärung zahlreicher Fragen, bei deren Beantwortung die Versorgungssicherheit der Menschen im Landkreis Dillingen im Vordergrund stehen muss. Bei der Klärung der teilweise komplexen Themen stehe Müller „für Gründlichkeit vor Schnelligkeit“. Für die weitere Beratung und Konkretisierung der Ergebnisse wollen sich die Landkreise laut Mitteilung „bis Ende des Jahres Zeit nehmen“. (AZ/pb)

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