Seit über 30 Jahren ist Michaela Majsai aus Edelstetten Tanzlehrerin, hat schon Kinder wie Sarah Harrison trainiert, die später in das Show-Geschäft eingestiegen sind. Sie hat also schon viel gesehen und steht jetzt trotzdem vor einer ganz besonderen Erfahrung. Sie und ihre Tanzschülerinnen und Schüler sind ab dem Wochenende bei der Europameisterschaft im nordmazedonischen Skopje dabei.
Dabei mussten sie nach der Corona-Pause neu anfangen. Der Neustart führte von den süddeutschen Meisterschaften zu den deutschen Meisterschaften. Dort holten die Tänzerinnen und Tänzer, die zwischen vier und 16 Jahre alt sind, insgesamt zehn Goldmedaillen. Sie wäre auch mit einer Goldmedaille zufrieden gewesen, sagt Majsai. Doch dieser Erfolg führt sie jetzt nach Skorpje.
Ein Bänderriss einer Tänzerin und Unfälle haben den Weg der Kinder erschwert, und auch wegen der Schule sind nicht alle dabei. 17 Kinder zwischen vier und 16 Jahren fahren aber mit und auch eine Tänzerin mit doppeltem Bänderriss kommt zur Unterstützung mit. Unterstützt werden die Kinder auch von zwei Lehrern, die mitkommen und sich um schulische Angelegenheiten kümmern können.
2000 Tänzerinnen und Tänzer aus 21 Ländern sind dabei
Am Donnerstag und am Freitag fliegen sie nach Nordmazedonien, am Samstagmorgen beginnen die Wettkämpfe, die bis Dienstag andauern. Insgesamt nehmen über 2000 Tänzerinnen und Tänzer aus 21 Ländern im Alter von vier Jahren bis ins Rentenalter teil. Die Wettkämpfe werden über einen Livestream im Internet übertragen. Majsais Sportler tanzen verschiedene Stilrichtungen wie Hip-Hop, Electric Boogie und Battle, wo die Musikrichtungen Dance Hall, House, RnB, Old School und weitere getanzt werden. „Die Kinder müssen im Battle mindestens sieben verschiedene Tanzstile beherrschen“, erklärt Majsai. Das sei besonders schwierig, weil sie vorher nicht wissen, was für Musik genau gespielt wird. Es gibt sowohl Solotänze als auch solche, wo zu zweit oder in Teams getanzt wird.
Aus Deutschland sind neben dem Edelstetter Tanzzentrum Majsai noch weitere Tanzschulen aus Essen, Bremerhaven, Erkelenz, Westerkappeln, Karlsruhe und München dabei. Die Edelstetter tanzen nicht wie üblich für sich oder den Landkreis Günzburg, sondern für das deutsche Team. Wie viel man erreicht, sei deshalb noch weniger vorhersehbar als sonst. „Es wird mit Sicherheit einige Enttäuschungen, aber auch glückliche Runden geben.“
Dabei beginnen manche Wettkämpfe in Skopje mit einem echten Härtetest, wie bei den Mädchen, die solo tanzen: „Ganz viele Mädchen tanzen für eine Minute und dann fliegt die Hälfte raus.“ Bei so einem strikten Auswahlverfahren fliegen auch bessere Tänzerinnen raus. "Da muss man erst mal Glück haben, überhaupt eine Runde weiterzukommen.“ Um ins Finale zu kommen, müssen die Mädchen bei diesem Wettbewerb fünfzehnmal tanzen. „Deutschland ist bei solchen Kategorien generell super selten im Finale, weil die Konkurrenz sehr stark ist.“ Das Finale erreichen jeweils vier verschiedene Länder in den Altersstufen bis sieben Jahre, sieben bis zwölf Jahre, zwölf bis 14, 14 bis 16 und bei den Erwachsenen.
Auch Michaela Majsais Tochter Laora tanzt mit
Majsais sportliche Erwartungen sind unterschiedlich: „In manchen Kategorien möchten wir einfach üben, in anderen wollen wir ins Finale.“ Die Wettkämpfe werden eine besondere Herausforderung. Teilweise gehen die Turniertage von neun Uhr morgens bis neun Uhr abends. „Wir brauchen eine gute Ausdauer, auch, weil es sehr heiß werden soll.“ Auf schwierige Bedingungen hat Majsai die Kinder und Jugendlichen vorbereitet. „Wir haben auch mal vier oder sechs Stunden am Stück trainiert.“ Von sportlichen Zielen abgesehen, möchten Majsai und ihre Schützlinge das Turnier genießen und hoffen auf eine spannende Zeit. Majsai freut sich auch für die Kinder: „Das ist ein tolles Erlebnis, nicht nur als sportliche Erfahrung, sondern auch fürs Leben. Das erzählen sie noch ihren Enkeln.“
Auch Majsais zehnjährige Tochter Laora ist dabei, sie tanzt in der Altersklasse der Sieben- bis Zwölfjährigen in den Kategorien Hip-Hop, Battle und Electric Boogie mit und startet bei insgesamt sechs Wettkämpfen. Ihre Mutter sieht eine sportliche Herausforderung auf sie zukommen: „Sie ist gerade zehn geworden, zwischen ihr und einem zwölfjährigen Kind gibt es kräftemäßige Unterschiede, natürlich werden beispielsweise auch keine Achtjährigen gegen Zwölfjährige durchkommen.“ Für ihre Tochter sei es aber ein gutes Training, worauf man aufbauen könne.
Die Reise sei zwar etwas Besonderes, bedeute aber mit Flugtickets, Hotelpreisen und Startgebühren auch großen finanziellen Aufwand. Majsai ist dankbar, dass es Sponsoren gibt, die unter anderem die Hotelkosten übernehmen, Handgepäck-Rücksäcke sponsern oder sich an den Transportkosten beteiligen. „Das wäre ohne Sponsoren gar nicht möglich.“