Aus und vorbei: Am Ende einer nervenaufreibenden Sendung ist „The Voice of Germany“ für Bruce Wohllaib Geschichte. Seit Samstag wissen das die Zuschauer der Pro-Sieben-Talent-Show. Der 26-jährige Krumbacher hatte länger Zeit, die Niederlage zu verarbeiten. Denn die sogenannten „Battles“ wurden bereits Ende Juni aufgezeichnet.
Doch wie ist der Schwabe überhaupt dorthin gekommen? Lukas Wohllaib stammt aus einer musikalischen Familie. Seine Eltern Barbara und Christoph sind begnadete Musiker und Sänger, lernten sich in einem Chor auch kennen. Als - unter anderem - Musiklehrer an der Krumbacher Mittelschule sind der Vater und auch Bruder Quirin stadtbekannt. Quirin hat Lukas Wohllaib übrigens auch seinen Spitznamen „Bruce“ zu verdanken. Denn als er als Baby aus dem Krankenhaus kam, nannte der Große den Kleinen „Bruzel“. Daraus wurde Bruce, eine praktische Alternative zu Lukas, denn davon wimmelte es in dem Jahrgang nur so.
Erster Akkord auf der Gitarre als Kindergartenkind
Aber zurück zur Musik: In der Familie wurde immer viel gesungen und mit drei oder vier Jahren bekam Bruce seine erste Gitarre und lernte vom Papa den ersten Akkord. Später folgten E-Bass, Schlagzeug und Klavier.
„Musik ist für mich die absolute Passion“, sagt er, „sie ist die Kunstform, die jeder versteht“, findet er. „Musik ist endlos - unvorstellbar, was es da zu entdecken gibt.“
Am Gymnasium Wettenhausen gab es mit der Carmina Burana für ihn einen Ausflug in die Klassik, lieber sind dem Krumbacher aber freiere Musikformen wie Jazz. So ging es für ihn nach dem Abitur daran, einen musikalischen Berufsweg einzuschlagen. Am Abbey-Road-Institute, einer privaten Hochschule in Berlin, studierte Wohllaib Musikproduktion und Tontechnik, „einfach alles, um eigene Musik zu machen“.
Doch durch die Pandemie sei Berlin „super komisch“ geworden. Ein Bekannter heuerte ihn für sein Musikhaus in Weiden in der Oberpfalz an. Dort verkauft und repariert Bruce seit drei Jahren Instrumente. Der Job sichert ihm zusammen mit Gitarrenunterricht den Lebensunterhalt. Doch der Traum, seine eigene Musik zu machen, bleibt ein großer Wunsch.
Blind Auditions - was bedeutet das?
Die Talentshow „Voice of Germany“ war dafür womöglich der Zwischenschritt. Vor knapp einem Jahr hatte sich Bruce mit zwei Big-Band-Titeln und einem Video bei Pro Sieben beworben. Darüber nachgedacht hatte er schon länger, ein Freund gab dann den Ausschlag, „da kannst du deine Passion zeigen“, riet er ihm. Die erste positive Rückmeldung kam rasch, im April war klar, dass der 26-Jährige bei den sogenannten Blind Auditions dabei ist. Der Kandidat singt, die Jury aus bekannten Künstlern wie Mark Forster oder Yvonne Catterfeld, kann ihn nur hören. Erst wenn sich mindestens ein Jurymitglied umdreht, geht es für den Interpreten weiter.
An seinen Auftritt hat Wohllaib keinerlei Erinnerung. „Dass sich Mark Forster und Tim Kamrad erst ganz zum Schluss umgedreht haben, hat es nicht einfacher gemacht.“ Auch seine Eltern und Freunde, die ihn begleiten durften, waren mit den Nerven fertig, erzählt er. Der Sender stellt übrigens Therapeuten, damit jeder in der Situation aufgefangen wird. Bruce hat sie nicht in Anspruch genommen. Aber die Stunden nach seinem zweiten Auftritt, als er im sogenannten Battle mit Marlene Bellissimo „Where The Wild Roses Grow“ von Nick Cave and the Bad Seeds und Kylie Minogue präsentiert hatte, waren durchaus belastend. Denn Team-Chef Mark Forster ließ sich mit seiner Entscheidung Zeit und wollte ein weiteres Duett hören. Das Ergebnis hat ihn einen Moment lang zum Weinen gebracht, erzählt Wohllaib. Denn für Bellissimo und ihn endete hier die Voice-of-Germany-Reise, das andere Gesangspaar kam weiter.
Mark Forster ändert Regeln, dabei sind Battles anders gedacht
„Klar, war da Trauer, trotzdem: Es war eine wunderschöne Zeit.“ Manchmal denke er: „Eigentlich sind die Battles so gedacht, dass zwei Künstler gegeneinander antreten und nicht zwei Teams wie bei uns - aber es ist wie es ist.“
Als Niederlage versteht er das Ende nicht. „Das Niveau der Sängerinnen und Sänger ist dort extrem hoch und mit meiner tieferen, samtigeren Stimme, hatte ich ein Alleinstellungsmerkmal.“ Das sei ja das Schöne: „Jeder bringt seine eigene Farbpalette mit.“
„Voice of Germany“ und weiter geht‘s wieder im Süden
Nun will Bruce Wohllaib die Tatsache, dass ihn Millionen Menschen im TV gesehen haben, nutzen und auf Social Media, etwa auf Instagram, aktiver sein und auch hier seinen Traum weiterverfolgen, von seiner Musik zu leben. Seinen Job in der Oberpfalz hat er gekündigt, er kommt wieder in den Süden. Vielleicht nach Krumbach, aber das Allgäu wäre auch schön.
Er arbeitet an eigenen Stücken, hat die Technik, Alben mit seiner Stimme und allen Instrumenten einzuspielen und zu produzieren. jazziger Pop ist sein Ding.
Bis dahin sind drei Konzerte mit der 60-köpfigen Big Band Fun & Brass im Dezember in Thannhausen fix. Hier ist Bruce einer von sechs Sängern und spielt auch Gitarre. Zudem ist er regelmäßig auf Hochzeiten zu hören. Im Duett begleitet er die Krumbacherin Melinda Anderl am Klavier. Vielleicht bald auch mit seinen eigenen Songs.
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