Wasserwacht Krumbach: Nun brauchen die Retter selbst Hilfe
Nach dem Einsatz in den Hochwassergebieten muss die Wasserwacht Krumbach jetzt um ihr Haus am See bangen. Wie es am Oberrieder Weiher weitergeht.
Markus Klemmer, technischer Leiter der Wasserwacht Krumbach, steht in der Garage der Wachstation. Betrübt zeigt er auf einen Strich an der unverputzten Betonwand: "Bis dahin stand das Wasser, das ist mehr wie ein Meter hoch. Und im Gebäude waren es 20 Zentimeter. Wenn ich nur an die vielen Arbeitsstunden denke, die da drinstecken." Der junge Mann hebt die Arme und lässt daraufhin die Schultern fallen. Es ist ihm anzusehen, wie viel ihm das Projekt "Wachstation Oberrieder Weiher" bedeutet. 3000 Helferstunden von seinen Kollegen und ihm stecken in dem Häuschen. Die ganze Arbeit unbezahlt, alle an eigentlich freien Tagen abgeleistet.
Auch Alexander Mayer, Vorsitzender der Wasserwacht Ortsverband Krumbach, hört sich am Telefon immer noch niedergeschlagen an: "Es ist so gekommen, wie es nie kommen sollte." Obwohl sie die neue Station so gut geplant hätten, sei Wasser in den Neubau eingedrungen. "Wir haben eigentlich auf einer Höhe von 1,20 Meter über der Wasseroberfläche gebaut. Doch der Weiher stieg fast um 1,50 Meter", erklärt Mayer. An dem Katastrophen-Wochenende war ursprünglich geplant, mit den Arbeiten an der Außenfassade zu beginnen.
Der Boden der Wachstation am Oberrieder Weiher ist komplett durchnässt
Stattdessen war die Wasserwacht Krumbach überall da im Einsatz, wo ihre Hilfe gebraucht wurde: Zuerst in Babenhausen, dann in Offingen und Burgau, schließlich in Günzburg. Sie retteten ihre Kollegen der DLRG, nachdem deren Boot gekentert war und holten Bewohnerinnen und Bewohner aus ihren Häusern. Erschöpft und übermüdet kehrten die Helfer am Sonntagabend wieder heim, ohne etwas von dem Dammbruch am Oberrieder Weiher mitbekommen zu haben – und erfuhren noch am selben Abend, dass auch sie unter Wasser stehen. "Das hat uns nach dem Wochenende den Rest gegeben", erinnert sich Mayer. Nun sammelt die Wasserwacht Krumbach Spenden, um ihre mühsam errichtete Wachstation am Oberrieder Weiher zu retten.
"Am Samstag und Sonntag wollten wir mit der Außenfassade beginnen, die Türen bauten wir eine Woche zuvor ein. Das war schon ein Meilenstein für uns", erzählt Mayer. Nun müssen die aufgeweichten Türen wieder ausgebaut werden, nun beginnen die Arbeiten am Rohbau von vorn. Denn der Estrich ist komplett durchnässt und muss wieder ausgehärtet werden. "Und mir wird es schon schwindlig, wenn ich an die Stromkosten vom ersten Trocknen denke", sagt Mayer. Er rechnet mit mindestens 30.000 Euro Sanierungskosten, die auf die Ehrenamtlichen zukommen.
Das sei viel Geld, zumal die bereits veranschlagten Baukosten von 220.000 und 240.000 Euro aus Spenden und Mitteln des Leader-Förderprogramms stammen. Wo sollen die zusätzlichen Gelder im fünfstelligen Bereich herkommen? Die Wasserwacht versucht es mit einem Spendenaufruf über die Plattform betterplace.org, veröffentlichte dazu ein Video in sozialen Netzwerken. "Eigentlich bin ich ja nicht so der Medien-Typ, aber jetzt muss das halt sein", verrät Klemmer.
Mit einer möglichen finanziellen Unterstützung hat sich Breitenthals Bürgermeisterin Gabriele Wohlhöfler noch nicht befasst. Sie sei nach dem Hochwasser noch nicht dazu gekommen, mit der Wasserwacht zu sprechen: "Es sind überall so viele Baustellen. Ich weiß auch noch nicht, wie es konkret am Oberrieder Weiher weitergeht." Ein Termin mit den Landratsämtern und den Wasserwirtschaftsämtern sei in der kommenden Woche angesetzt. Damit alle zusammenkommen, muss etwas geknobelt werden – für den großen Oberrieder Weiher, dem Badesee, ist das Landratsamt Günzburg und das Wasserwirtschaftsamt Donauwörth zuständig. Oberrieder Weiher II, also das naturbelassene Gewässer, obliegt dem Landratsamt Unterallgäu und dem Wasserwirtschaftsamt Kempten. Immer noch sind nach dem Dammbruch die Seen nicht getrennt. Normal kommen sich die unterschiedlichen Zuständigkeiten nicht in die Queere – doch was ist nach dem Hochwasser in der Region noch normal?
Bürgermeisterin Wohlhöfler will den Rundweg am Weiher sanieren
"Wir werden den Damm auf jeden Fall wieder herstellen", erklärt Armin Wiesmüller, beim Wasserwirtschaftsamt Donauwörth zuständig für die Gewässeraufsicht in den Landkreisen Günzburg und Neu-Ulm, "wir müssen nun schauen, wie wir wieder einen möglichst effizienten und kostengünstigen Hochwasserschutz hinbekommen." Die beiden zusammengelaufenen Weiher würden wieder abgetrennt, der Obere stehe nach wie vor unter Naturschutz. Auch der Pegel im Unteren gleiche sich bald an, ein im Norden befindlicher Überlauf reguliere die Wasserhöhe. Wie lange sich diese Arbeiten ziehen, liegt laut Wiesmüller an der Gemeinde Breitenthal. Oder eher daran, wie schnell diese eine zuständige Firma organisieren könne.
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